35 | Auf ein Neues

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A I D E N

Als Sara zu tanzen beginnt, passiert etwas komisches. Denn egal wie oft ich auch wegsehe, mein Blick wandert wieder wie von selbst zu ihr und beobachtet sie unauffällig dabei, wie sie sich zur Musik bewegt. Wobei... bewegt ist nicht das treffende Wort. Vielmehr gibt sie sich der Musik voll und ganz hin. So kommt es mir zumindest vor, denn dieser Anblick ist sehr... neu für mich.

Während Sara sonst sehr oft neben der Spur wirkt, sieht sie jetzt total entspannt und friedlich aus...

Als mir erneut bewusst wird, dass ich sie einwenig zu lange anschaue, will ich mich gerade dazu zwingen, wegzusehen, als ihre Augen genau in dem Moment die meine erreichen. Und aus irgendeinem mir unbekannten Grund schaffe ich es nun noch weniger, meinen Blick abzuwenden. Vielleicht liegt es daran, dass ich damit eingestehen würde, dass sie mich beim Starren erwischt hat, oder es liegt ganz einfach an der Tatsache, dass ihr Blick mich in diesem Atemzug wie gefangen nimmt.

Letzteres kann ich nicht bestreiten, denn Sara's braunen Augen lassen die meine nicht für einen Moment los. Sie tanzt noch immer, während sie in meine Richtung gedreht steht.

Dabei frage ich mich, ob es ihr gerade genauso geht, wie mir.

Anders kann ich mir nicht erklären, warum sie nicht schon längst trotzig weggeschaut hat. Ganz besonders nach meinem unbedachten Kommentar gerade eben. Ich erinnere mich an Emmas Worte zurück und halte inne. Mit ihrem Kommentar hat sie etwas bewiesen, was ich bereits im Inneren erahnt habe.

Kyle empfindet etwas für Sara.

Und wenn ich sie nun so betrachte, während sie sich zur Musik bewegt, da kann ich das beinahe nachvollziehen...

Erschrocken über meine eigenen Gedanken reiße ich mich abrupt von Saras Blick los. Ich sehe auf den Boden und bemerke erst jetzt, dass mein Herz ein wenig schneller schlägt.

Reiss dich zusammen, Aiden.

Niemals den Plan aus den Augen verlieren.

Ich nicke mir selbst zu. Denn die Erkenntnis, dass Kyle tatsächlich Zuneigung für Sara verspürt, spielt mir eigentlich noch mehr in die Karten. Dann ist sie nämlich nicht nur theoretisch, sondern auch tatsächlich die perfekte Schlüsselperson. Jemand besseren kann ich mir nicht aussuchen, um mich in Kyles Leben zu schleichen.

Aber so leicht, wie es klingt, ist es letztlich leider doch nicht. Denn Sara kann mich offensichtlich nicht leiden. Genauso wenig, wie ich sie leiden kann. Aber auch das müsste ich ändern können. Denn egal wie hart das auch klingen mag... ich merke ihr an, dass sie ein naives Mädchen ist. Auf den ersten Eindruck würde ich schätzen, dass sie zur Sorte Mädchen gehört, die Leute schnell ins Herz schließen.

Das sind Eigenschaften, die eigentlich schön sind.

Und doch nutze ich sie aus....

"Aiden", höre ich eine warme Stimme neben mir sagen und als ich mich zu dieser drehe, entdecke ich Bella. Bis gerade war sie noch mit Ellie am sprechen, jetzt steht sie jedoch direkt neben mir. Und ihr Blick ist ähnlich wie vorhin voller Mitleid und Trauer. Diese Blicke kann ich langsam nicht mehr standhalten. "Na, wie gefällt dir die Party?", fragt sie dann und ich bin erleichtert darüber, dass sie mich nicht nochmal fragt, wie es mir geht.

Ich zucke mit den Schultern. "Ganz okay."

Bella lächelt. "Verglichen mit deinen früheren Partys ist sie natürlich nichts."

Ich schmunzle leicht. "Ja, dass mag sein." Allein die Erinnerung an meine früheren Partys bringt mich dazu, ungläubig den Kopf zu schütteln. Diese Zeit wirkt nun so unreal auf mich. Vor einpaar Jahren war meine größte Sorge, eine gute Party zu schmeißen, an die sich die Leute noch Wochen später erinnern und das diese nicht von den Nachbarn ruiniert wurde oder gar von der Polizei. Und heute wirken diese früheren Sorgen wie eine Lachnummer.

One Last ChanceWhere stories live. Discover now