30 | Neue Erkenntnis

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A I D E N

Ich starre auf das Bild hinunter und kann meine Augen nicht von Riley's Lächeln nehmen. Ich fühle mich wie erstarrt, alles um mich herum verblasst und ich vergesse für einen Moment sogar all die Sorgen, die auf mir lasten. Denn Riley Lächeln zu sehen war für mich schon immer das beruhigendste auf der Welt...

Erst jetzt wird mir bewusst, wie sehr ich sie eigentlich vermisse. Ich vermisse ihre Augen, vermisse, wie sie geglänzt haben, wenn sie mal gelacht hat. Und ihren Duft, der noch Tage später an meinem Pulli gehaftet hat. Ich vermisse den Klang ihrer sanften Stimme und ihre kleinen Hände, die meine umfasst haben. Ich habe es selbst vermisst, mit ihren Locken zu spielen und ihr selbst gemachtes Essen zu probieren, dass wirklich selten gut geschmeckt hat.

Ich habe so vieles vermisst, dass ich beginne, dass Gefühl zu vermissen, nichts zu vermissen...

Ein poltern reißt mich aus meinen Gedanken und ich blinzle zweimal, ehe ich ausatme und das Bild sinken lasse. Ich lege es zurück an den ursprünglichen Platz und sehe ein letztes Mal darauf, ehe ich mich abwenden und so schnell wie möglich das Zimmer verlasse. Hinter mir schließe ich die Tür diesmal ab und lasse den Schlüssel dann in den Pflanzentopf direkt neben dem Zimmer verschwinden.

Was dachte sich dieses Mädchen auch dabei, hier einfach reinzukommen und dann auch noch fast das Bild fallen zu lassen...

Ich schüttle verärgert den Kopf und bahne mir dann einen Weg nach unten frei. Die Leute lassen alle noch immer die Sau raus und mir tut Damon für einen Moment leid. Er macht das ja nur alles mit, damit ich mit meinem Plan weiterkomme und etwas bei Kyle erreiche, doch bisher habe ich mich nicht sonderlich gut geschlagen.

Denn Kyle ist noch immer auf Abstand. Unter anderen Umständen wäre mir das eigentlich mehr als recht, doch ich habe leider keine Wahl.

Entweder er, oder ich.

Diese Entscheidung wäre eigentlich ganz leicht gewesen, doch als Damon heute sagte, dass alles was ich für Riley getan habe, alles, was ich geleistet habe, damit sie leben kann, umsonst gewesen wäre, wenn ich jetzt einfach aufgeben würde, da habe ich zum ersten Mal seit langem wieder die Lust zum Leben verspürt.

Ein wirklich komisches Gefühl...

Ich habe fast vergessen, wie es sich anfühlt. Die letzten Jahre habe ich nämlich nur gelebt, um dafür zu arbeiten, dass Riley es kann. Doch jetzt, wo sie nicht mehr da ist, fühle ich mich irgendwie verloren.

"Aiden!", ruft plötzlich jemand und als ich mich umdrehe, kommt mir Damon entgegen. Er zieht mich in eine etwas ruhigere Ecke, was jedoch nicht sonderlich viel bringt, denn hier drinnen ist es echt übertrieben laut. "Wo bist du die ganze Zeit? Ich unterhalte Kyle alleine, dass war doch nicht unser Plan!"

Ich seufze schwer. Natürlich weiß ich, dass dieser Abend ganz anders laufen sollte. Doch das alles ist nicht so leicht, wie es scheint. "Ich weiß es doch, aber dieser Typ ist echt eine harte Schale. Keine Ahnung was er sich auf sich selbst einbildet, aber es ist ziemlich schwer, ein normales Gespräch mit ihm zu führen."

"Kyle ist eben so", entgegnet Damon nur und legt mir eine Hand auf die Schulter, "aber deine Aufgabe ist es, die Lage zwischen euch ein bisschen zu lockern. Klar, ihr hattet einen schlechten Start, aber zeig dich doch einfach mal von einer sympathischeren Seite und dann wird das schon."

Ich verdrehe die Augen. "Danke, darauf bin ich nicht gekommen."

"Aiden", warnt Damon und setzt einen ernsten Blick auf, "Rafael wird nicht locker lassen. Das darfst du nicht vergessen. Lass dir irgendwas einfallen. Denk nach, streng dich an, tu einfach irgendwas!"

Ehe ich die Chance zum antworten habe, taucht Ellie neben uns auf und sieht mich großen Augen zu Damon. Dieser lässt das ernste Gesicht sofort fallen und sieht sie mit einem warmen Blick an.

Gott, ich kann nicht glauben, dass die immer noch so verliebt ineinander sind.

Ich fände es ja fast schon schnulzig, wenn ich selbst nicht gewusst hätte, wie sich sowas anfühlt...

"Alles gut?", ruft Ellie über die Musik hinweg und ich schenke ihr nur ein schlichtes Nicken, welches sie mit einem schüchternen Lächeln erwidert. Dann wendet sie sich Damon zu, dieser schenkt mir einen klaren Blick, ehe er mit ihr an der Hand in der Masse verschwindet.

Ich seufze und finde mich alleine in der Masse wieder. Für einen Moment überlege ich, Kyle zu suchen, doch irgendwie habe ich gerade echt keinen Nerv, um mich mit ihm rumzuschlagen. Deshalb beschließe ich kurzerhand, einfach ein bisschen nach draußen zu gehen und frische Luft zu schnappen. In diesem Haus erinnert mich sowieso alles viel zu sehr an sie...

Ich schüttle die Gedanken ab und mache mich dann auf den Weg zur Haustür. Als ich bei ihr ankomme und sie aufmache, stößt mir sofort die kühle Nachtluft entgegen. Mein Blick wandert hoch in den Himmel und für einen Moment starre ich einfach nur in die dunkle Nacht. Doch als ich dann ein bekanntes Lachen höre, halte ich inne. Alles in mir gefriert und die Alarmglocken gehen wie auf Kommando an. Mein Puls beschleunigt sich und ich sehe mich panisch um, bis meine Augen die Person erfassen, von der ich befürchtet habe, sie sei es gewesen.

Rafael.

Er steht weiter weg und unterhält sich mit einem Mädchen, während sich dieses dreckige Grinsen auf seinem Gesicht befindet.

Erst, als ich genauer hinsehe, erkenne ich, um welches Mädchen es sich da handelt. Für einen Moment bin ich noch unsicher, doch als Sara sich dann in meine Richtung dreht und ihre hellen Augen direkt auf meine treffen, da wird mir plötzlich auch eine ganz andere Sache bewusst.

Eine völlig neue Idee schießt mir durch den Kopf. Eine Idee, die ich im ersten Moment noch für viel zu abwegig empfinde, doch umso länger ich Sara ansehe, umso mehr wird mir klar, dass es vielleicht die einzige Chance für mich ist.

Ich werde Rafael nur loswerden können, wenn ich unsere Abmachung einhalte und meinen Teil erledige. Ich werde erst dann mit diesem Lebensabschnitt abschließen und diese ganze Stadt hinter mich lassen können. Doch um das zu schaffen, muss ich Kyle näher kommen. Ich muss Dinge über ihn erfahren, die diesem Bastard Rafael einen Nutzen bringen.

Doch um das zu schaffen, muss ich mich in sein Leben drängen. Und wie sollte ich das schneller erreichen, als über die Personen, die ihm nahe stehen.

Über Personen, denen er vertraut und die ihm etwas bedeuten...

....

Über eine Person wie Sara.



A/N:

Ich bin schneller als erwartet mit dem nächsten Kapitel da und freue mich wie immer 🤝

Was sagt ihr zum Kapitel?

Lasst mir gerne eure Meinung oder Motivation da, damit ich mehr Lust zum Schreiben bekomme 💯

Sonst war's das eigentlich für heute,

Wir lesen uns ❤️

One Last ChanceWhere stories live. Discover now