19 | Schmerzhafte Erinnerungen

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S A R A

Als ich am nächsten Morgen meine Augen öffne, ist es, als wäre eine Bombe in meinem Kopf geplatzt. Mein ganzer Körper schmerzt und ich habe einen ekelerregenden Geschmack in meinem Mund, der, egal wie oft ich auch schlucke, einfach nicht verschwinden möchte. Benommen versuche ich mich in meinem Bett aufzurichten, was mir erst nach gefühlten Jahrzehnten gelingt.

Verdammt, was ist mit mir passiert?

Ich kneife die Augen zusammen und versuche mich angestrengt daran zurückzuerinnern, was genau gestern Abend auf der Party geschehen ist, doch mein Kopf ist wie leergefegt. Es scheint, als hätte ich einen Blackout, was mir noch nie zuvor passiert ist. Und das wiederum ruft drei Fragen in mir auf, die ich - egal wie sehr ich mich auch bemühe, einfach nicht beantworten kann:

Wieso habe ich mich so stark betrunken?

Was habe ich angestellt?

Und wieso kann ich mich nicht daran erinnern, was zuvor war?

Gott, ich kann nicht fassen, dass ich mir die Kante gegeben habe. Und das, obwohl ich mir doch immer geschworen habe, genau das niemals zu tun. Ich dachte mir immer, dass ich sicherlich nicht an den Punkt angelangen würde und auch wenn, - ich nicht so dumm wäre, und glauben würde, dass Alkohol irgendwelche Probleme löst oder mir dabei hilft, abzuschalten.

Nein, dass tut es nämlich sicherlich nicht.

"Verflucht..." Ein lautes Zischen verlässt meinen Mund, als ich mir an meinen pochenden Schläfe fasse und versuche, diesen mit meinen Fingern zu massieren.

Das kann doch nicht wahr sein...

Mein Blick schweift einmal durch mein Zimmer und ich suche nach irgendetwas, dass nicht ins Bild passt und mir vielleicht auf die Sprünge helfen könnte, doch da ist nichts. Alles ist sauber und so wie immer, was mich zum ersten Mal ungeheuer stört.

Wie konnte ich nur zulassen, dass ich so viel Alkohol trinke? Wie konnten das die anderen zulassen? Emma, Jaden und Romina waren schließlich auch dabei.

Romina!

Ich greife erfreut über den plötzlichen Geistesblitz nach meinem Handy, das glücklicherweise auf dem Nachttisch liegt und wähle ihre Nummer. Emma hätte ich auch anrufen können, doch es ist beinahe schon klar, dass sie noch am schlafen ist und das Klingeln nicht hören würde. Sie hat eben einen langen und vor allem tiefen Schlaf, weswegen man sie Sonntags selten oder nur mit ganz viel Glück zu Gesicht bekommt.

"Ja?"

Als Romina's Stimme vom Handy aus zu mir durchdringt, setze ich mich grade auf und knabbere wie von selbst fieberhaft auf meiner Unterlippe herum, ehe ich leise räuspere. "Hey... Ich habe angerufen, weil ich einige Fragen habe..."

Romina schnaubt. "Das kann ich mir vorstellen. So wie du dir die Kante gegeben hast, kann ich mir schon denken, dass du dich an nichts mehr erinnern kannst."

Ich nicke, doch als ich bemerke, dass sie mich ja nicht sehen kann, räuspere ich mich leise. "Ähm... ja. Ich... ich würde wirklich gerne wissen, was gestern passiert ist."

Romina seufzt. "Komm vorbei wenn du willst. Dann können wir reden."

Eine gewisse Erleichterung macht sich in mir breit und ich nehme mir sofort vor, gleich bei ihr vorbeizuschauen. Ich möchte schließlich wissen, was da gestern abgegangen ist und warum ich mir diese Kopfschmerzen zugemutet habe.

"Danke, mach ich."

"Bis gleich."

"Ciao.", verabschiede auch ich mich, ehe ich den Anruf beende und das Handy zurück auf den Nachttisch lege. Dann erhebe ich mich und steuere aufs Bad zu. Dort vollführe ich meine tägliche Morgenroutine, die heute viel länger und Kraftaufwändiger ist, als sie es je zuvor war.

One Last ChanceWhere stories live. Discover now