Kapitel 25: Damien

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Ich hatte mich noch nie so sehr vor meiner Schwester gefürchtet, wie in diesem Augenblick. Wir standen hier im Flur, vollbepackt mit Kleidung und Essen und es war mehr als offensichtlich, was wir vorhatten. Und gegen Damara hatte ich nicht die geringste Chance. Von Lori wollte ich gar nicht erst anfangen.

Unsere einzige Hoffnung war, dass der Engel bald hier aufkreuzte, aber sie hatte sich schon verpätet und Damara sah so aus, als würde sie jede Sekunde explodieren.

"Es ist nicht das, wonach es aussieht", warf Lori schnell ein.
Meine Schwester zog eine Augenbraue hoch.

"Schau!" rief Lori, griff in ihren Beutel und holte ein kleines Säckchen heraus, dass sie dann einfach ohne Vorwarnung vor Damaras Füße schleuderte.

Sofort verbreitete sich undurchdringliches Nebelpulver in der Luft und Damara verschwand in einer milchigweißen Wolke. Ich fluchte innerlich, denn lange würde das meine Schwester nicht aufhalten, aber ich konnte gar nicht mehr darüber nachdenken, denn fast in der selben Sekunde packte Lori mich am Arm und zog mich mit sich den Flur entlang, während Damara hinter uns wütend aufschrie und die Verfolgung aufnahm.

Xavier flatterte erschrocken von meiner Schulter auf und segelte uns hinterher. Damara ließ leider auch nicht lange auf sich warten und ich spürte, wie sie ihre Magie nach uns schleuderte und obwohl ich es schaffte sie abzuwehren geriet Lori neben mir ins Staucheln.

Meine Schwester holte auf und wenn das so weiterging, hätte sie uns bald eingeholt. Aber als ich schon meinte, ihren kalten Atem im Nacken zu spüren, wendete Xavier plötzlich und setzte zu einem Sturzflug auf meine wütende Schwester hinter uns an.
Ich hörte einen übrraschten und alles andere als erfreuten Aufschrei und spürte wie wir wieder Abstand zwischen uns brachten.

"Warte, hier lang", rief ich dem viel zu mutigen Mädchen neben mir zu und schubste sie durch eine Tür in einen der unzählige Kellergeheimgänge. Sie folgte mit in die Dunkelheit.

"Dir ist klar, dass das absolut lebensmüde war?", zischte ich ihr zu.

"Irgendwas musste ich doch tun. Du warst ja keine besonders große Hilfe", gab sie etwas außer Atem zurück.

"Wehe Xavier geht deswegen drauf... Woher hattest du das Pulver überhaupt?", fragte ich, immernoch wütend, während ich sie um eine Ecke zog.

"Es lag in deinem Zimmer in einer Dose mit der Aufschrift 'Für Gefahr'. Ich dachte es könnte nützlich sein", erklärte sie unschuldig.
Ich schnaubte, ließ es aber unkommentiert.

Gleich darauf hatten wir aber auch ein deutlich größeres Problem, denn als wir um die nächste Ecke bogen sahen wir uns einer wunderschönen, goldblonden Frau mit zwei resigen, schneeweißen Flügeln gegenüber.

Sie schien einen Augenblick genauso überrascht, wie wir, aber bevor sie oder ich uns von dem Schock erholen konnten, hatte Lori ihr auch schon ein zweites von den Säckchen vor die Füße geschleudert und zog mich wieder in die Richtung, aus der wir gekommen waren.

Wir rannten den Gang wieder zurück und Schritte und wütende Stimmen hinter uns sagten uns, dass der Engel uns jetzt mit Verstärkung verfolgte. Wie waren die überhaupt hier hereingekommen? Eigentlich war dieses Haus von unzähligen Schutzzaubern umgeben.

Aber mein Gedankengang wurde leider frühzeitig unterbrochen, als wir volle Kanne gegen meine älteste Schwester rannten, die sich alle Mühe gab, Xavier davon abzuhalten, ihr zerkratztes Gesicht weiter zu bearbeiten.

Die Zeit, die wir brauchten, um uns wieder aufzurappeln nutzten die Engel zum Aufholen und kaum standen wir wieder auf den Beinen waren wir auch schon umzingelt. Es waren drei Männer und die Frau. Wir waren nur zu dritt, mit Xavier zu viert, und nur Damara konnte wirklich kämpfen. Wir würden verlieren.

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