Kapitel 26: Kassadya

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Ein stechender Schmerz schoss mein Rückrad hinauf und ein ungutes Knacken ertönte. Ich unterdrückte einen Aufschrei.

"Fertig", meinte der Dämon hinter mir dann ausdruckslos wie immer.

Inzwischen hatten sich Raymond, Thera und der Arztdämon uns angeschlossen. Offensichtlich war die Engelsarmee draußen nicht umbemerkt geblieben und wir hatten eine notdürftige Barriere vor dem Balkon errichtet, damit niemand reinkam.

Inzwischen hatte Raymond seine Armee hergerufen und draußen tobten schon Kämpfe während sich hier drin alle darum stritten, was wir jetzt tun sollten. Die Barriere würde nicht mehr lange halten. Ich hatte den Dämonen inzwischen Loris richtigen Standort mitgeteilt und Thera war sie suchen gegangen. Hätten wir nicht eine Engelsarmee vor der Tür stehen, hätte Raymond mich ziemlich sicher umgebracht, Spiegelrune hin oder her.

"Bis Loriana hier ist, könne wir erstmal nichts machen, außer diesen Ort hier sichern", seufzte Raymond schließlich.

In dem Moment ertönte das Klopfzeichen, dass wir ausgemacht hatten und gleich darauf trat Thera ein, gefolgt von Damara und Damien, der einen Raben auf der Schulter sitzen hatte. Beide waren blutübertrömt und Damien trug etwas in seinen Armen.

Nein nicht etwas, jemanden. Ich erstarrte und gleich darauf ertönte ein erstickter Aufschrei hinter mir und Miriam stürzte zu ihrer Tochter, die bewusstlos in den Armen des Dämons lag. Nein nicht bewusstlos wurde mir langsam klar und mein Herz zog sich schmerzhaft in meiner Brust zusammen, als Miriam schreiend zusammenbrach.

"Sie ist tot", teilte uns Damara überflüssigerweise mit. Auch bei ihr konnte ich Trauer in den schwarzen Augen erkennen und sogar Ray klang bestürzt, als er sprach.

"Aber wenn sie tot ist und der Phönix war, warum steht dann nicht die Welt in Flammen", fragte er leise.

Ich zuckte die Schultern und wandte meinen Blick zu meiner versteinerten Geliebten. Sie wüsste es bestimmt, immerhin war sie die Schwester des ersten Phönix.

"Das kann ich euch sagen", ertönte Miriams erstickte Stimme. Sie hatte aufgehört zu schreien, stattdessen liefen ihr stumme Tränen über die Wangen und sie strich immer wieder Loris Haar zurück, als würde sie nur schlafen. Wir alle blieben still, bis meine Freundein die Kraft fand, weiter zu sprechen.

"Als ich schwanger wurde, hab ich mich genauer über die Prophezeihung informiert. Hat jemals einer von euch, die originale Fassung gehört?", fragte sie.

Sie sprach so leise, dass man sie kaum verstehen konnte. Alle schüttelten nur stumm die Köpfe und und ohne das Gesicht von ihrer Tochter abzuwenden sprach sie weiter.

"Darin heißt es, dass der Phönix zwei Gesichter hat. Eins steht für den Tod und eins für die Wiederauferstehung",

Sie verstummte erneut um ihrer toten Tochter liebevoll über die Wange zu streichen und einen Schluchzer zuzulassen.

"Es gibt zwei Phönixe", schlussfolgerte Ray leise. Miriam nickte nur.

"Einer führt durch seinen Tod zur Zerstörung der Welt und der andere hat die Macht sie nach der Zerstörung neu zu erschaffen"

"Aber wie soll das jetzt noch gehen?", fragte Damien verzweifelt.

"Nach der Apokalypse wird sie wiederauferstehen", murmelte ich leise.
Stille war die Antwort, bis Damara wieder das Wort ergriff.

"Aber wenn es zwei gibt, wer ist dann der andere?", fragte sie.
Ich blinzelte leicht als mir etwas klar wurde.

"Ianna", stellte ich nach einer Weile überrascht fest und blickte zu der Steinstatue.

Miriam blickte kurz auf und ein trauriges Lächeln erschien kurz auf ihren Lippen. Sechs Augenpaare blickten uns fragend an und ich übernahm das Reden.

"Die Prophezeihung bezog sich damals auf einen Hexenzwilling. Eigentlich auf beide, aber das war bis jetzt niemandem klar. Sie", ich nickte zu meiner Geliebten, "War die jüngere, Ianna. Aber man dachte, die Prophezeihung müsste sich auf die ältere, Kaya, beziehen, deshalb wurde Kaya von den Engeln geschützt.

Damals wollten sie noch nicht Apokalypse. Entweder hat sich ihr Hass auf die Welt erst in diesem Jahrtausend entwickelt oder sie hatten bis dahin noch keine Möglichkeit gefunden sie zu überleben. Jedenfalls war Castiel persönlich für ihren Schutz zuständig, während ich mich in Ianna verliebt habe.

Ich wusste damals nichts von der Prophezeihung, genauso wenig wie die Zwillinge selbst. Aber die beiden haben sich immer weiter entfremdet. Irgendwann hat Kaya herausgefunden, dass Ianna und ich uns heimlich trafen.

Und sie hat etwas rausgefunden, ich weiß bis heute nicht was, dass sie dazu veranlasst hat, ihre Schwester zu verfluchen. Sie hat Ianna vor meinen Augen versteinern lassen. Daraufhin habe ich sie getötet. Ich wusste nicht, dass sie schon ein Kind hatte und ich wusste auch nichts von der Prophezeihung, aber ich wurde für den Versuch, die Apokalypse auszulösen verbannt.

Danach habe ich immer versucht, es wieder gut zu machen, indem ich mich um Kayas Nachfahren gekümmert habe", ich warf einen traurigen Blick zu Miriam, die mich geschockt anstarrte. Das hatte selbst sie nicht gewusst.

"Es tut mir Leid", murmelte ich niedergeschlagen in ihre Richtung. Sie blieb stumm. Vorsichtig hob ich meinen Blick, um in ihre Augen zu schauen, aber ich sah keinen Hass darin. Sie sah mich noch genauso liebevoll an, wie all die Jahre davor auch. Auch wenn ihr Blick mit tiefer Trauer überschattet war.

"Keine Sorge Kass, es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest", flüsterte sie leise.

"Also wenn Ianna stirbt, gibt es die Apokalypse", schlussfolgerte Ray düster. Ich nickte bestätigend.

"Die Frage ist, ob Castiel das auch weiß", warf Xiana ein.

"Es ist durchaus wahrscheinlich, immerhin jagt er den Phönix schon seit Jahrhunderten", meinte ich, Miriam nickte traurig und presste Lori noch ein bisschen fester an sich.

"Aber warum wollte er dann Lori töten?", warf Damara ein.

"Vielleicht wusste er nicht, dass sie der falsche Phönix für seine Zwecke ist", sagte Ray traurig.

"Weiß er denn, dass Lori tot ist?", fragte ich besorgt.

"Im Flur sind uns ein paar Engel begegnet, von denen wir nicht alle getötet haben", meinte Thera und warf dabei einen kurzen Blick zu Damien, der aber nur ganz in Gedanken versunken neben Miriam auf dem Boden saß.

"Weiß er von Ianna?", fragte Xiana nun.

"Er ist nicht dumm, also müssen wir wohl davon ausgehen, dass er früher oder später darauf kommt", meinte ich.

"Aber wir konnen sie hier nicht ewig beschützen", meinte Ray. Ich nickte nachdenklich.

"Ich hab eine Idee", meldete sich Damien plötzlich zu Wort. Eine halbe Stunde später verließen Miriam, Damien und Ray mit Lori das Zimmer und wir restlichen bereiteten uns auf den Kampf vor.

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