I1I Gerüchte, die nicht wahr sind

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"Beeil dich, wir müssen Tobiramasama die Nachricht überbringen, bevor es zu spät ist!", schreie ich gegen den Wind. "Du hast hier gar nichts zu melden, Balg. Ich fliege so schnell wie ich eben fliege!" Ich verdrehe die Augen. Dieser Kuchiyosefalke und ich haben wirklich nicht die beste Beziehung. Es beruht auf Gegenseitigkeit. Der alte Griesgram pennt lieber den ganzen Tag anstatt über die Schlachtfelder zu segeln und Nachrichten zu vermitteln. Aber das ist nun einmal meine Aufgabe. Ich bin der einzige Ninja, der fliegen kann und damit unabdingbar für den Senjuclan.

Die Nacht ist schon lange hereingebrochen und ohne den Falken Karu wäre ich verloren gewesen. Er kann Chakra spüren. Ich nicht. Karu schlägt ein letztes Mal mit seinen riesigen Schwingen, dann fällt er in den Gleitflug. Er scheint Tobiramasama gefunden zu haben. Ich lehne mich nach vorn und kralle mich in sein Gefieder. Das Gefühl des Windes in meinem Gesicht und das Rauschen in meinen Ohren, das liebe ich. Karu riecht angenehm nach Falke, ich vergrabe meine Nase in seinem Gefieder und überlasse ihm den Rest. Er wird Tobiramasama die Schriftrolle mit der Nachricht an den Kopf werfen, dann nach oben ziehen und steil in den Himmel aufsteigen. Das macht er immer so.

Entgegen meiner Erwartungen steigen wir nicht wieder auf. Zumindest ich nicht. Ein Pfeil trifft genau durch meinen Oberarm und mich wirft es von meinem Falken. Rückwärts falle ich Richtung Boden, mit einer beängstigend hohen Geschwindigkeit. In der Dunkelheit sehe ich noch Karu, wie er sich umdreht, dann lande ich auf meinem Rücken. Meine Arme, die ich zum Abfangen des Sturzes ausgestreckt hatte, brechen beide, wahrscheinlich mehrmals. Aber wenigstens ist es nicht meine Wirbelsäule, die zertrümmert wird. Ich rolle noch ein paar Meter einen Abhang hinunter und fresse dabei Dreck, dann bleibe ich auf meinem Gesicht liegen. Es ist nicht das erste Mal, dass mich wer aus der Luft holt. Aber es ist das erste Mal, dass Karu nicht zurückkommt um mich zurückzuholen. Etwas muss passiert sein. Um ihn mache ich mir aber wenig Sorgen. Selbst wenn er getroffen wurde, Karu kann nicht sterben. Er ist immer noch ein Geist. Er löst sich nur auf, wenn er verletzt wird, das ist alles. Bei mir sieht es da leider anders aus.

Von hier aus kann ich die Kampfschreie der Krieger hören. Irgendwo in der Nähe muss sich Tobiramasama befinden, ich bin ja direkt über ihm abgestürzt. Schnell rappele ich mich auf, aber es ist bereits zu spät. Fünf Uchihakrieger kommen auf mich zu, einer von ihnen scheint der Schütze zu sein, dessen Pfeil jetzt in meinem Arm steckt. "Seid vorsichtig.", warnt er seine Kameraden und richtet noch einen Pfeil auf mich. Ich bin total geliefert. Wenn ich schnell wäre, dann würde ich ihm entwischen, noch bevor er abschießen kann. Wenn ich stark wäre, würde ich einen zweiten Pfeil einstecken und auf die Uchiha zustürmen. Das sollte sie so sehr überraschen, dass ich ihnen ebenfalls entwischen könnte. Wenn ich ausgeprägte Sinne hätte, dann würde ich den Pfeil aus der Luft fangen und wieder den Überraschungseffekt nutzen um zu fliehen. Ein starkes Jutsu könnte sie vielleicht blenden, dann würde ich ebenfalls die Flucht ergreifen. "Nimm deine Hände über den Kopf, Makito Senju!" Ich bewege mich keinen Millimeter. Meine beiden Arme hängen nutzlos an meinen Seiten. Sie sind wirklich gebrochen, ich kann sie nicht mehr benutzen. "Widerstand ist zwecklos!" In der Tat. Ich bin weder stark, noch schnell, noch habe ich besonders ausgeprägte Sinne oder Chakra. Ich glaube, ich bin nicht einmal sonderlich intelligent. Den ein oder anderen wird es überraschen, aber ich bin der talentloseste Shinobi, den ich kenne. Aber diese ausgezeichneten Uchihakämpfer kennen meinen vollen Namen. Sie glauben, dass sie fünf Leute brauchen, um mich in Schach zu halten.

Ganz ehrlich, ich weiß nicht woher das kommt. Selbst meine fünfjährige Schwester kann mehr als ich. Diese Männer, die alle mindestens zwei Köpfe größer sind als ich, fürchten mich trotzdem. Nicht nur die, der halbe Uchihaclan kennt meinen Namen. Alles was ich tue, ist auf einem Falken sitzen und Nachrichten schreiben. Das Kuchyosejutsu ist die einzige Kunst die ich beherrsche. Wenn die fünf vor mir das auch wüssten, dann würden ihre Hände nicht so zittern. Dann würden die sich sogar das Sharingan sparen. Anscheinend macht es einen großen Eindruck auf einem Falken zu sitzen. Ich habe schon so viele wahnsinnig verrückte Gerüchte über mich gehört. Selbst in meinem eigenen Clan gibt es Leute, die mich für einen der stärksten Senjukämpfer aller Zeiten halten. Vielleicht liegt es daran, dass ich bei jeder Konferenz ganz vorn sitze und mitschreibe. Ich sehe doch bloß wichtig aus, ich bin es nicht!

Dass ich meine Arme nicht bewege und den Schützen nur anstarre, wird als Trick bewertet. Die glauben ich hätte einen Plan, mit dem ich sie alle töten könne. Habe ich aber nicht. Mein Körper schmerzt nur so sehr, dass ich mich nicht rühren kann. "Mach schon, oder ich schieße!" Langsam mache ich einen Schritt vorwärts. Sie zucken zusammen. Jungs, ich will doch auch nicht hier sein! Aber ihr habt alle das Sharingan und noch dazu Waffen dabei. Ich habe nicht einmal ein Kunai in der Tasche. Damit kann ich sowieso nichts anfangen. Vielleicht geben sie von allein auf, wenn ich weiter auf sie zugehe. Das wäre ein Traum. Ich will nicht sterben. Wie habe ich all die Jahre nur überlebt? "Zieht Leine, sonst setzt es was!", versuche ich so glaubhaft wie möglich zu knurren. Los, erinnert euch an alles, was ihr je über mich gehört habt. Fürchtet mich, haut ab! Bitte. Es scheint zu funktionieren. Mein unnatürlich steifer Gang und mein schmerzverzerrtes Gesicht scheint diesen Uchiha große Angst zu machen. Das ist ja fast schon traurig. Die haben mich doch noch nie in ihrem Leben kämpfen sehen, machen sich aber trotzdem gleich in die Hose. Die sind zu fünft! FÜNF ERWACHSENE MÄNNER!

𝔘𝔠𝔥𝔦𝔥𝔞 𝔪𝔷 𝔥𝔢𝔞𝔯𝔱Where stories live. Discover now