I3I Rens kleine Rebellion

421 41 13
                                    

"Makito ist noch nicht zurück.", stelle ich fest. Die Krieger sind schon längst zurückgekehrt, aber von meiner Schwester fehlt jede Spur. Ich zupfe erneut an Großmutters Ärmel. "Um Himmelswillen, Kind! Kannst du eine alte Frau nicht einmal ruhen lassen." "Wo ist Makito?" "Wie du siehst, nicht hier." Ich rutsche von ihrer Sessellehne und nehme ihr die Stricknadel aus der Hand. "Wo ist meine Schwester!" "Sie ist verschollen.", sagt mein Bruder ganz beiläufig, als er zur Tür hereinkommt. "Wir vermuten, dass die Uchiha sie haben." Großmutter schüttelt enttäuscht den Kopf. "Das war ja irgendwann abzusehen. Ich habe bereits darauf gewartet, dass so etwas passiert." Dann sieht sie mich an. "Was stehst du denn noch da rum, du hast doch mit Sicherheit noch Schularbeiten auf." "Ja, Großmutter.", sage ich schnell, dann verlasse ich den Salon.

Aber mein Aufsatz über die Heilkräuter der Umgebung muss warten. Ich weiß, das meine Familie niemals nach Makito suchen wird. In Wirklichkeit sind die doch alle froh, wenn meine große Schwester fort ist. Vorallem Vater. Nach außen hin wird er so tun als sei er in tiefer Trauer, aber hier zuhause wird er kein Wort mehr über sein ältestes Kind verlieren. Sicher will er nur nicht dass Makito nach ihm das Familenerbe antritt. Jemand muss meine Schwester unbedingt zurückholen. Und da ich so ziemlich die einzige aus der Familie bin, die Makito wirklich liebt, liegt es nun an mir. Ich werde noch genau fünf Tage warten, dann werde ich aufbrechen. Fünf Tage hat sie Zeit um sich selbst zu befreien, am Morgen des sechsten Tages werde ich nicht zur Schule gehen sondern zum Uchihaclan um sie zu retten.

Wie ich es bereits gesagt habe, verliert keiner ein Wort über Makitos Abwesenheit. Nicht einmal Mutter. Komm bloß schnell zurück und zeige den allen, was in dir steckt! Wenn ich jemals an einen Menschen geglaubt habe, dann an meine große Schwester. Für mich ist sie der großartigste und stärkste Mensch auf der ganzen Welt. Für Vater ist sie der Schandfleck unserer weit zurückreichenden Familiengeschichte. Angeblich sind wir ein besonderer Zweig des Senjuclans und haben kaiserliches Blut in unseren Adern. Makito sagt immer dass das totaler Schwachsinn ist und der Senjuclan noch nie etwas mit dem Kaisergeschlecht zu tun hatte, höchstens unsere Vorfahren vor über tausend Jahren. Das Blut ist so dünn, das ist bloß noch Wasser, scherzt sie immer. Deshalb glaube ich das auch. Wir sind wie alle anderen Senju auch ganz normal.

Eine unserer ewigen Familientraditionen ist die Disziplin. Anscheinend gehört es dazu, seine Kinder zu schlagen, wenn sie nicht gehorchen. Oder sie als Strafe hungern zu lassen. Makito hat schon so oft heimlich für mich gekocht und dafür Schläge kassiert. Wenn Kinder Gewalt anstatt Liebe erleben, dann werden sie traurig und verbittert. Ich sehe das bei all meinen Brüdern und Schwestern. Aber Makito ist anders. Sie ist vielleicht etwas verrückt, aber sie ist fröhlich, aufrichtig und liebevoll. Und das einzige Familienmitglied dem ich traue. Wenn sie nicht das Familienerbe übernimmt, dann werden auch die nächsten Kinder hier leiden müssen.

Es gab bei uns schon mal jemanden, der mit unseren Traditionen nicht einverstanden war. Mamas Schwester, meine Tante. Zufälligerweise ist sie tot. Ich halte es also besser geheim, dass ich meine Familie nicht mag. Makito wird zurückkehren und dann wird alles gut. Auch wenn sie ein totaler Versager in so ziemlich allem ist, sie wird es schaffen. Es ist die mentale Stärke, die sie so besonders macht, davon bin ich fest überzeugt. Vielleicht sollte ich meinen Aufsatz lieber über meine Schwester schreiben. Aber Vater würde den sofort im Karmin verbrennen. Egal, das ist es wert. Ich schreibe darüber, warum meine Schwester kein Versager ist obwohl sie ein Versager ist. Ich bin schließlich erst fünf und weiß es noch nicht besser. Das wird Vater denken.

𝔘𝔠𝔥𝔦𝔥𝔞 𝔪𝔷 𝔥𝔢𝔞𝔯𝔱Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt