I6I Sonnenwölfe und ihre Geschenke

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Makito ist nicht zurückgekehrt. Ich habe geduldig auf meine Schwester gewartet, aber jetzt ist es wohl an der Zeit aufzubrechen. Ich habe Angst davor, ganz allein zum Uchihaclan zu gehen, aber ich habe keine andere Wahl. Ich habe auch noch keine Idee, wie ich sie befreien soll, aber mir fällt auf dem Weg bestimmt was ein. Vielleicht lassen die Uchiha sich auf ein Tauschgeschäft ein.

Am Morgen des sechsten Tages stehe ich ganz normal auf, als würde ich zur Schule gehen. Anstelle von meinen Büchern packe ich allerdings eine Menge Essen, ein paar Waffen und einmal Wechselkleidung ein. Und eine Landkarte, damit ich den Weg auch finde. Meiner Familie fällt sowieso nicht auf dass ich das Haus verlasse, ich verabschiede mich also auch nicht. Aber ich stehle eines unserer Pferde, damit ich den weiten Weg nicht zu Fuß gehen muss. Ich bin nur ein kleines Kind, bestimmt würde ich Wochen brauchen ohne Pferd. Geld habe ich ebenfalls gestohlen. Wenn ich meine Route richtig ausgewählt habe, dann komme ich an drei Dörfern vorbei. Dort bekomme ich bestimmt Pferdefutter, ansonsten muss dieses Pferd Gras fressen.

Obwohl es noch früh ist, ist es bereits hell. Tagsüber werden es bei uns so um die dreißig Grad im Sommer, bereits jetzt ist es so warm, dass ich keine Jacke brauche. Die Bäume spenden mir Schatten. Ich habe mir trotz des Wetters warme Kleidung eingepackt. Das Uchihadorf liegt weiter oben in den Bergen und ich weiß nicht wie kalt es dort wird. Vor allem Nachts. Ich kann nicht riskieren krank zu werden, denn ich bin ganz allein und außerdem Makitos einzige Hoffnung.

Den ganzen Tag lang reite ich durch den dichten Wald. Ich habe Angst die Waldwege zu benutzen, dass ich hier auf Menschen stoße ist wahrscheinlicher als wenn ich im Schutz des tiefen Waldes reite. Ich glaube das Pferd hasst mich dafür, aber ich will unbedingt überleben. Ich muss unheimlich vorsichtig sein, man darf mich auf keinen Fall entdecken. Jeder Feind würde mich töten und jeder Freund mich davon abhalten, allein zu reisen. Ich bin schließlich noch ein Kleinkind.

Schließlich mache ich halt. Unter einer alten Eiche steige ich ab und binde Pferd an. Unsere Pferde haben keine Namen und mir fällt gerade auch keiner ein. Aber ich glaube Pferd ist es sowieso völlig egal, wie ich es nenne. Leider kann ich ihm kein Wasser anbieten, ich habe nicht genug für ein Pferd dabei. Dafür konnte es vorhin am Fluss ordentlich trinken, das muss leider reichen. Ich streichele Pferds Nase. "Tut mir leid, dass du da mit mir durch musst." Pferd schnaubt und ich muss grinsen. "Aber irgendwie ist das doch auch total aufregend, oder?" Ich war noch nie allein so weit weg von meinem Clan. Ich lehne mich neben meinem Begleiter an den Baum und versuche etwas zu schlafen. Der Wald ist mir im Dunkeln irgendwie unheimlich. Kaum ein Tier ist noch unterwegs, im Gegensatz zum Tag ist es totenstill. Doch auf einmal schreckt uns ein ohrenbetäubendes Heulen auf. Pferd traut sich nicht mal, ein Geräusch zu machen, es rutscht nur näher an mich ran und legt seinen Kopf auf meinen Schoß. Anscheinend glaubt es, ich könne uns beschützen. An den Baum gekauert warten wir ab. Das Heulen war so nah, ich habe das Gefühl, da springt gleich was aus dem Busch. Was großes.

Und tatsächlich ziehen nur wenige Minuten später die Ruhestörer an uns vorbei. Ich weiß nicht ob ich vor Angst oder vor Ergriffenheit weine. Direkt vor meinen Augen wandert ein Rudel Sonnenwölfe vorbei. Pferd hebt den Kopf und kurz haben wir Augenkontakt mit einem dieser riesengroßen, schneeweißen Tiere. Sie sind wunderschön. Ihre ganze Aura wirkt so unfassbar majestätisch. Ihre klaren, roten Augen glänzen wie Rubine im Mondlicht, mit aufmerksamen Blicken mustern sie Pferd und mich. Menschen stehen normalerweise nicht auf ihrer Speisekarte. Ich werfe einen Seitenblick zu Pferd. Es dürfte etwas interessanter für sie sein. Allerdings sehen sie gerade sehr satt aus. Die blutigen Schnauzen verraten sie. Ich glaube nicht, dass sie uns angreifen werden.

Doch plötzlich bleibt die Kolonne aus Wölfen stehen. Bitte fresst Pferd nicht, ich brauche es noch. Nachdem das Alphatier und ein anderer Blicke ausgetauscht haben, kommt der etwas kleinere Wolf langsam auf uns zu. Er hat etwas im Maul aber es ist zu dunkel um zu erkennen, was es ist. Ich traue mich nicht zu bewegen. Selbst der kleine Wolf ist größer als ein erwachsener Mann. Pferd gibt so eine Art Wimmern von sich. Ich schließe mich dem an. Was will der einzelne von uns? Das ist ungewöhnlich. Dicht vor uns bleibt er stehen. Dann legt er das, was er in der Schnauze hat, vor meine Füße. Dann setzt sich das Tier mit einem lauten Grollen und streckt die Vorderpfoten von sich. Das was da vor mir liegt ist ein Welpe. Das ist ihr Welpe! Ich soll irgendwas mit diesem Wolfswelpen machen. Im Mondlicht ist der Welpe gut zu erkennen, da er weiß ist. Ich muss ihn nur einmal hochnehmen um zu verstehen, was die Wölfin von mir will.

Die Wölfe haben mich so beobachtet um abzuschätzen wie freundlich ich bin. Einer ihrer Welpen ist verletzt und anscheinend wissen sie, dass wir Menschen gute Mediziner sind. Selbst ich als Kind kann dem Wolf die Wunde reinigen und einen Verband anlegen. Die Mutter beobachtet jee meiner Bewegungen, jederzeit bereit, ihr Junges zu beschützen. Ich bin es gar nicht würdig, einen Sonnenwolfswelpen auf dem Arm zu haben. Als ich der Mutter ihr Baby zurückgeben will, steht diese auf und macht einen Schritt zurück. Auf einmal macht sie Würgegeräusche. Ist sie etwa auch verletzt? Geht es ihr gut. Mit einem ekelerregenden Schmatzen landet noch etwas vor meinen Füßen. Ihh, das ist ein halbverdautes Stück Fleisch. Es stinkt bestialisch und ich bin froh dass es so dunkel ist, dass ich es nicht im Detail erkennen kann. Aber das ist wohl das größte Geschenk dass ein Wolf einem machen kann. Ich reiche ihr den Welpen und nehme dann das Fleisch an mich. Ich zwinge mich dazu, nicht über das warme, schleimige Gefühl auf meiner Haut nachzudenken. Stattdessen nicke ich den Wölfen zu. Diese verschwinden sobald die Wölfin wieder bei ihnen ist. Menschen stellen für sie eine ernstzunehmende Gefahr dar, deshalb meiden sie uns auch. Wegen ihrem Fell werden sie nämlich gern gejagt.

Ich schiebe Pferd das Stück Fleisch zu. "Hier, willst du nicht lieber doch Fleischfresser werden?" Pferd schüttelt sich und ich muss lachen. "Wenn wir es waschen und vielleicht über einem Feuer braten, ist es bestimmt noch essbar." Ich buddele mit meinen Händen ein Loch und grabe es dort ein. Sonst lockt es andere Tiere an, anders als wir beide stehen die nämlich total auf Fleischgestank. Dann lehne ich mich wieder an unsere Eiche und schließe die Augen. Pferd legt seinen Kopf wieder auf meine Beine und sabbert auf meine Hose. Schließlich schlafen wir beide ein und werden erst wieder wach, als die Vögel sich wieder gegenseitig anschreien.

𝔘𝔠𝔥𝔦𝔥𝔞 𝔪𝔷 𝔥𝔢𝔞𝔯𝔱Where stories live. Discover now