I19I Der Alte auf dem Kototsuberg

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Ich sitze vorn, Izunas Kopf ruht auf meiner Schulter. Madara hält seinen Bruder von hinten fest. Ich bin kein Arzt, aber ich weiß, dass wenn wir nicht schnell sind, Izuna sterben wird. Jemand wie Madara Uchiha hätte sonst niemals um meine Hilfe gebeten. Gebeten... Naja fast. Nein, eigentlich nicht mal ansatzweise. Er hat mir mit dem Tod meiner Schwester gedroht. Und wenn das hier vorbei ist, werde ich einfach noch mal exekutiert. Ich soll das Leben seines Bruders retten und das ist der Dank? Naja. Leben gegen Leben, ist ein fairer aber herzloser Deal. Ich muss nehmen was ich kriegen kann.

"Karu, weißt du wo der Kototsuberg ist?" "Natürlich weiß ich das, wofür hältst du mich?" Ich wusste doch dass er was weiß! Ich werde wohl erst erfahren was dort ist, wenn wir da sind. Der Riesenfalke fliegt Richtung Norden, den Uchihaclan lassen wir hinter uns. Irgendwie habe ich die Befürchtung dass Izuna einfach auf meiner Schulter stirbt. Wenn er stirbt, werde ich dann dafür verantwortlich gemacht? Holt Madara sich dann Ren und lässt sie doch noch zusammen mit mir hinrichten? Karu, du beeilst dich besser.

Madara sagt den ganzen Flug über kein Wort. Weder zu mir noch zu Izuna, der ja sowieso nicht ansprechbar ist. Der röchelt nur leise vor sich hin. Vielleicht ist Madara ja während des Flugs einfach unbemerkt gestorben. "Wir landen dort." Nein, leider nicht.

Vor uns erstrecken sich die Berge, gewaltige, felsige, baumlose Landschaft. Der Himmel über uns ist genau so grau wie der Boden unter uns. In der Ferne sehe ich ein Dorf. Wir aber fliegen weg vom Dorf, zu einem einsamen Haus mitten im Nirgendwo. Kein Wunder dass die Uchiha mich brauchen, wie soll man die kleine Hütte so hoch oben sonst erreichen?

Karu landet und lässt uns absteigen. Dann neigt er seinen Körper sodass Izuna einfach runterrutscht und Madara ihn auffangen kann. "Der Falke bleibt hier, du kommst mit.", befiehlt Madara. Ich werfe Karu einen letzten Blick zu, dann folge ich dem Uchiha bis zur schmalen Holztür der etwas heruntergekommenen Hütte. Er klopft. Etwas unsicher bleibe ich hinter Madara und seinem Bruder, wer weiß wer da gleich aufmacht. Hoffentlich stören wir nicht. Es müsste bereits abends sein, dem Stand der Sonne nach.

Dem alten Mann, der öffnet, fallen fast die Augen aus dem Kopf als er ins sieht. Er sieht wirklich uralt aus, Er hat keine Haare mehr auf dem Kopf oder im Gesicht, nur seine überaus buschigen Augenbrauen fallen aus dem Rahmen. Mit tief gebeugter Haltung steht er im Türrahmen und mustert uns. "Ich kann nicht sagen wer von euch dreien am schlimmsten aussieht.", stellt er nach kurzer Zeit fest. "Ich bin wegen meines Bruders hier. Wir beiden sehen nur schlimmer aus als es eigentlich um uns steht." Ich glaube ich sehe genau so schlimm aus wie es auch ist. Und auch Madara kann jetzt nicht gerade behaupten, dass er nur ein paar Kratzer abbekommen hat. Aber ich sterbe ja sowieso und der Uchiha ist mir herzlich egal.

"Bringt ihn rein, bringt ihn schon rein.", bittet der Mann uns in sein Haus. Er geht vor, wir folgen. "Mein Name ist Madara Uchiha.", erklärt Madara im Gehen. "Ach, Tajimas Sohn!" Er nickt. "Und du, Kind?", wendet er sich an mich. "Mein Name ist Makito." Meinen Nachnamen braucht er nicht zu wissen. Er scheint zu überlegen, während er Madara seinen Bruder abnimmt und ihn aufbettet. "Du bist das Falkenkind!" Ich hebe eine Augenbraue. Ich bin Makito Senju, der fliegende Kommunikationsninja. Ein ziemlich lustiger Name den mir unsere Dorfbewohner gegeben haben. Die Kinder lachen wenn sie ihn hören. Ich finde das süß. "Ja, ja, du bist doch Makito Senju! Du warst Tajima immer ein Dorn im Auge, ich erinnere mich wie er sich beklagte.", lacht der Alte. Madara sieht mich finster an. Was kann ich dafür, dass ich berühmter bin als er? "Aber sag, wie kommt es dann, dass ihr zusammen unterwegs seid?" Der Uchiha lässt mich nicht sprechen. Natürlich nicht. "Das tut jetzt nichts zur Sache. Makito, du wartest draußen." Wo draußen? Im Flur? Aber er meint es ernst, er will mich hier nicht haben. Ich schaue noch einmal zu Izuna bevor ich mich füge. Leise schließe ich die Tür hinter mir und setze mich auf den dunklen Flur.

Jetzt wo ich allein bin überkommt mich die Erschöpfung. Wann habe ich das letzte Mal etwas richtiges gegessen? Geschlafen? Noch dazu habe ich tagelang Gefängnis hinter mir und bin ich verletzt. Schwer verletzt. Meine Arme sind wohl dahin. Vom Zimmer aus höre ich den Alten reden. Ich lehne meinen Kopf zurück und lausche, aber ich verstehe nichts. Seine Stimme wird immer leiser, meine Augen immer schwerer. Letztendlich weiß ich nicht ob ich einschlafe oder vielleicht auch ohnmächtig werde.

𝔘𝔠𝔥𝔦𝔥𝔞 𝔪𝔷 𝔥𝔢𝔞𝔯𝔱Where stories live. Discover now