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Husteten stand ich auf. Hier war alles voller Staub. Keine Ahnung was genau es war, aber irgendwas ist auf uns herunter gefallen. Keine Ahnung ob es etwas von der Decke war, oder nur etwas aus den oberen Stockwerken. Lindsay stand, ebenfalls hustend, neben mir. Langsam kam wieder leben in die Menschen um uns herum, und sie strömten wieder so schnell wie möglich aus der mall. „Komm, lass uns raus" sagte ich zu meiner Freundin. „Was ist mit deiner Hand" fragte Lindsay schockiert als sie nach ihr greifen wollte. Irritiert sah ich auf meine Hände. Meine Linke war war nicht nur voller Staub, sie war auch voller Blut. Keine Ahnung wie das passiert ist. Schmerzen hatte ich keine. Ich spürte absolut nichts. „Keine Ahnung, lass uns raus gehen" winkte ich ab. Wir hatten gar keine andere Wahl als raus zu gehen. Die Menschen um uns herum drückten alle in Richtung Ausgang, es gab keine andere Chance. Ich atmete erstmal tief durch als wir vor der mall zum stehen kamen. Schockiert sah ich zu dem großen Gebäude. Von außen hatte es kleinerlei größere Schaden angenommen. „Lass uns hier weg" meinte Lindsay. Man konnte die Furcht deutlich in ihrer Stimme hören. Ihre schwarzen Haare waren von dem Staub weiß eingefärbt. In ihren Augen spielte sich Angst wieder. Sie sah total fertig aus. Mein Blick wendete sich zum Meer. Es sah aus wie immer. Keine Ahnung ob und wann sich das Wasser zurück zieht. Ich weiß nicht mal ob man das sieht. Ich weiß nur das wir nach einem Erbeben weg vom Wasser müssen, falls ein Tsunami auf uns zukam. Ich drehte mich wieder zu Lindsay um. „Wo sollen wir hin" fragte sie unsicher. „Erstmal weiter rein ins Land" antwortete ich ihr. Langsam setzten wir uns in Bewegung. Alle Menschen flüchteten in Landesinnere. Wir sollten hier zwar weg, aber falls wirklich ein Tsunami auf uns zukommt wird das noch ein wenig dauern. Mit schnellen Schritten entfernten wir uns vom Meer. So viele Menschen waren auf den Straßen. Warum kamen sie nur alle raus? Bei einem Erdbeben soll man im Haus bleiben, das war viel sicherer. Wobei man auf der anderen Seite weg vom Meer muss. Keine Ahnung was da jetzt sicherer war. Erschöpft liefen wir durch die Straßen. Sie waren völlig verstopft. Überfall waren Autos, aber sie bewegten sich keinen Zentimeter. Die meisten waren am Hupen, als ob das etwas ändern würde. Am besten die lassen den Schlüssel stecken und laufen ebenfalls. Die warme Sonne stand direkt über uns. Wir hatten bestimmt 35°C. Mein Blick fiel auf die umliegende Häuser. Sie sahen alle unbeschädigt aus. War das Beben doch nicht so schlimm? Ich hatte keine Ahnung. Alles war so durcheinander, so hektisch. Der Geräuschpegel war enorm. Schreiende und heulende Menschen wurden von den Autohupen übertönt. Manche waren am heulen, manche am lachen. Glück, Angst, Hoffnung und Verzweiflung spiegelte sich in den meisten Gesichtern. Ich konnte noch gar nicht so wirklich realisieren was gerade passiert war. Wie schlimm es war. Was für Auswirkungen es gab. Gedankenlos liefen wir an den grünen Schildern vorbei. Die Schilder die das ganze Jahr über hier standen. Die Schilder die vor einem Tsunami warnten und anzeigten, das man ins Landesinnere laufen sollte.
„Wir müssen ins Krankenhaus" sagte Lindsay entschlossen. Fragend sah ich sie an. „Deine Hand, das muss sich jemand anschauen. Außerdem arbeitet doch dein Bruder im Krankenhaus, und meine ganze Familie wird auch dort sein" sagte meine Freundin. Stimmt, meine Hand. Noch immer spürte ich absolut nichts. Ein Blick verriet mir das das Blut immer noch von meinen Fingern tropfte. So schlimm kann es nicht sein, es tat schließlich nicht weh. Oder lag das nur am Adrenalin. Keine Ahnung. Ich wusste nichts mehr. Mein Kopf war einfach nur leer. „Lass uns ins Krankenhaus. Wir brauchen vielleicht 20-30 Minuten zu Fuß" meinte Lindsay entschlossen. Ins Krankenhaus also. Ob das so eine gute Idee ist. Da wird bestimmt total viel los sein. Aber wo sollten wir sonst hin. Nach Beverly Hills bräuchten wir bestimmt 3-4 Stunden zu Fuß, und ein anders Fortbewegungsmittel stand nicht zur Verfügung. Die Stadt wird im Chaos versinken. Der Verkehr wird zusammen brechen. Das Netz ist schon zusammen gebrochen. Wir waren auf uns gestellt. Niemanden den wir anrufen konnten. Wir waren alleine...

Big Brothers 3 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt