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„Wir hatten erst einen Fall von Polizeigewalt, wenn das raus kommt wird der Aufschrei noch lauter" meinte der Anzugsträger kopfschüttelnd. „Das ist aber kein Fall von Polizeigewalt. Er hat einen Fehler gemacht, das sollte nicht, aber kann passieren. Wir geben ein Statement ab, bevor es die Öffentlichkeit anderweitig erfährt. Deans Namen und der des Jungen werden weggelassen. Nur Fakten, keine Vermutungen oder Verdächtigungen. Es gab ein Einsatz, Schüsse sind gefallen, ein Junge wurde schwer verletzt. Wie immer gibt es eine Untersuchung, sobald die Ergebnisse vorliegen werden sie der Öffentlichkeit mitgeteilt" wies Cole den Anzugsträger an. Der schien zwar nicht sonderlich begeistert davon zu sein, trotzdem drehte er sich ohne Widerworte um und lief zu einem der vielen Autos. Jetzt standen nur noch zwei weiter Männer bei Cole und mir. Einer der beiden fragte „was denkst du, wird Dean rechtlich dafür belangt". „Ich gehe nicht davon aus. Es war eine stressige, gefährliche Situation. Dean hatte das Recht zu schießen, eigentlich hat er nichts falsch gemacht. Hätte er nicht geschossen und der Junge hätte wirklich eine Waffe gehabt wäre Dean jetzt wahrscheinlich tot. Eine schwere Situation, aber eigentlich sollte es keine rechtlichen Folgen haben" antwortete Cole nachdenklich. „Das wird die Öffentlichkeit bestimmt anders sehen, nach den letzten Vorkommnissen" Teile der Anzugsträger seine Bedenken. „Ja, damit ist zurechnen. Weiß man schon irgendwas über den Jungen, gehörte er zu den Dealern" wollte mein Bruder wissen. „Wir wissen noch nichts sicher, aber so wie es aussieht wollte er nur ein bisschen weed kaufen, und hat Panik bekommen als die andern das Haus gestürmt haben" antwortete nun der andere. „Aber mal ganz von dem Jungen abgesehen, wir haben drei Dealer festgenommen und mehrere Kilo Heroin und Kokain sicherstellen können" meinte nun wieder der Anzugsträger. „Wisst ihr schon wo die Drogen herkommen" fragte Cole. „Wir sind dran" antwortete der zweite Mann knapp. „Okey. Ich schau mir drinnen noch kurz alles an, aber dann bin ich wieder weg. Meldet euch wenn es was neues gibt" sagte mein Bruder und schon mich daraufhin sanft weg von den Männern. „Warum ist es okey das der eine auf den Jungen geschossen hat" frage ich irritiert als wir außer Hörweite waren. „Wenn man schaden von Leib und Leben abwenden muss, darf man schießen. Der Junge kam schnell und mit einem Gegenstand in der Hand auf Dean zugerannt, es sah so auf als würde er ihn verletzten wollen, dann darf er nicht nur schießen, er muss schießen. Rechtlich gesehen hat er nichts falsch gemacht" antwortete mein großer Bruder. Ich konnte es verstehen. Ich konnte es verstehen und nachvollziehen. So scheiße das vielleicht auch klingt. Der Agent hatte keine andere Wahl. Trotzdem wird das bestimmt für eine Öffentlichkeit Aufruhr sorgen. Aber ich glaube das wenn die Menschen die ganze Geschichte kennen, dann werden sie es verstehen. Trotzdem wird die Schlagzeile »schwarzer Junge von FBI Agent angeschossen« lauten, so blöd das vielleicht auch war.
Ich war so in Gedanken versunken das ich erst jetzt bemerkte, das Cole mich zu Daniel gebracht hatte. Eigentlich hätte ich mir denken können das er hier ist, als SWAT Teamleiter. „Kann ich Mila kurz bei dir lassen, ich will sie nicht mit rein nehmen" fragte Cole an seinen besten Freund gerichtet. „Ja klar" antwortete Daniel sofort, woraufhin Cole sich umdrehte und in dem Haus verschwand. Daniel stand in kompletter Montur vor mir, nur sein Helm fehlte. „Und wie kommt es das Cole dich mit hergenommen hat" fragte er grinsend. Er wusste das Cole mich eigentlich von all dem hier fern hält. In Kurzform erzählte ich von den ganzen Geschehnissen, aber Daniel schien nicht wirklich überrascht zu sein. Wahrscheinlich wusste er das alles schon. „Hast du eigentlich viele negativen Erfahrungen mit Rassismus gemacht" fragte ich vorsichtig. Daniel hatte auch eine etwas dunklere Hautfarbe. „Es geht. Als Kind gab es eigentlich eigentlich nur Probleme mit der Polizei. In South Central gab es aber auch nur schwarze Menschen, deswegen gab es mit den Leuten dort nie Probleme. Erst als ich da langsam rausgekommen bin hab es mehr Probleme" antwortete er ehrlich. Daniel kam von hier. Er kam von den Ghettos dieser Stadt und hat es, als einer der wenigen, raus geschafft. Bisher hatte ich persönlich nur mit Lindsay über das alles geredet, es war interessant das alles auch mal von einer anderen Person zu hören...

Big Brothers 3 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt