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Mila POV

Was ist nur falsch mit mir. Schon wieder hab ich total das Theater gemacht. Es ist nur eine Spitze, warum flippe ich da nur immer so aus. Das ganze war mir nicht nur total peinlich, es war auch echt blöd für Jake. Er hat bestimmt genug andere Sachen zutun, als sich ewig mit mir herum zu schlagen. Ich glaube ich hätte nicht so viel Geduld mit mir, wie es mein großer Bruder hat. Außerdem hatte ich immer das Gefühl das er meine Angst nachvollziehen konnte, als ob er es verstand. Bei Cole und Mike war es genauso. Aber wie können meine Brüder das verstehen, wenn ich es selber nicht kann. Wie können andere mehr Verständnis für die meine Situation haben als ich selber. Ich verstand es einfach nicht.
Gedankenverloren lief ich meinem Bruder hinterher. Keine Ahnung warum er wollte das ich mit ihm mitkomme, aber eigentlich ist es dann doch mal recht interessant zu sehen, was Jake so den ganzen Tag macht. Wir liefen durch die breiten Gänge, an denen sich noch immer rechts und links ein Patientenbett an das nächste reihte. In der Notaufnahme angekommen lief Jake zuerst zu einem großen Fernseher. Darauf waren alle Patientenbetten in der NA zusehen, zusammen mit dem Patienten und dem Grund, weshalb er da war. Jake überflog kurz alles während ich mich ein wenig umsah. Es waren so viele Patienten hier, aber trotzdem wirkte alles total strukturiert. Es wuselte nur so von Ärzten und Schwestern. Während in manchen Betten Patienten lagen mit den die Ärzte total gelassen redeten, gab es wiederum andere Betten, an denen es ganz schön hektisch zu ging. Es war krass zu sehen wie nah so etwas bei einander liegen konnte. Leben und Tod. Bett neben Bett.
„Komm, wir schauen mal was die Assistenzärzte so können" sagte Jake grinsend und lief mit mir zu einer separaten Glasschiebetüre. Wenn ich es richtig weiß kommen dadurch immer die Patienten, die von einem Rettungswagen gebracht werden. Bevor ich mehr darüber nachdenken konnte wurde tatsächlich eine junge Frau auf einer Trage herein geschoben. Jake winkte eine Gruppe jung aussehender Ärzte her. Dann waren das wohl die Assistenzärzte. Jake stellte sich hinter mich und legte seine Hand sanft auf meinen Oberarm. Die jungen Ärzte versammelten sich neben uns. „Olivia Ruldo, 23. Starke Kopfschmerzen nach einem Fahrradunfall ohne Helm" begann der Rettungssanitäter zu erklären. Er sagte noch irgendwas von Vitalzeichen, aber ich hatte keine Ahnung was das war. „Wie gehen wir vor" fragte Jake an die Jungen Ärzte gerichtet. „Gehirn CT und die neuro an piepen" sagte ein junger Arzt. „Dann los" antwortete Jake. Mit diesen Worten verschwand der junge Arzt mit der Patientin und es wurde schon die nächste junge Frau eingeliefert. „Lili Bo, 29. Wurde unter Trümmern gefunden. Quetschungen im rechten Oberkörper und Arm. Blutdruck 90/60 nach einem Liter Flüssigkeit" sagte dieses Mal eine Rettungssanitäterin. „Was machen wir" fragte Jake erneut in die Gruppe. „ABC, her airway needs to be protected, her breathing will be compromised. We would do a trauma panel, type and cross, CTs of her head and neck" sagte ein anderer junger Arzt. „Sehr gut! Dann fang mal an" antwortete Jake zufrieden „und der rest beginnt damit die Betten abzuarbeiten" wies mein Bruder sie an, woraufhin sich jeder Assistenzarzt ein Tablet schnappte und sich auf den Weg zu einem Bett begab. „Dann lass uns mal weiter schauen" meinte mein großer Bruder und lief mit mir zu den ersten Trauma Raum. Darin befanden sich bestimmt 4 oder 5 Ärzte. Alle wirkten ziemlich hektisch. Jake sah nur kurz rein bevor wir weiter liefen. In dem nächsten Raum lag eine etwas dickere Frau auf der schmalen Liege. Ihr Shirt wurde aufgeschnitten und nur ihr BH überdeckte ihre Brüste. Regungslos lag sie auf der Liege. Aus ihrem Hals ragte ein Schlauch, auf dem eine Art Ballon aufgesetzt war. Die Krankenschwester drückte in regelmäßigen abständen auf den blauen Ballon. Außer ihr war nur ein jung aussehender Arzt im Raum. Bestimmt auch ein Assistenzarzt.
Fuck. Ich hab das Treffen mit Carlos total vergessen. Wobei, ich glaube Eis essen hätten wir nach dem Erdbeben sowieso nicht können. Ich muss ihm später gleich schreiben.
Die hektische Stimme des jungen Arztes holte mich wieder in die Realität zurück. Ratlos hob er Röntgenbild gegen das licht. „Ja... oder doch nicht..." , grübelnd stand er da. „Sie sollten sich langsam mal entscheiden" sagte die Krankenschwester. Man konnte ihr deutlich anhören das sie nicht gerade begeistert war. Jake schob mich sanft in den Raum hinein und sagte dann aber „bleib hier stehen". Also blieb ich mitten in der automatischen Schiebetüre stehen während Jake neben den Arzt trat. „Dr Baker" sagte er überrascht. Jake war nur einen kurzen Blick auf das Röntgenbild bevor er fragte „was machen sie". „Ich glaube ich lege eine Thoraxdrainage" antwortete der Junge Arzt unsicher. „Sie glauben oder sie wissen" wollte mein Bruder wissen. Man konnte ihm anhören das er gerade begeistert über die Antwort des Arztes war. Hektisch blickte der junge Arzt wieder zu dem Röntgenbild. „Los, ihre Patientin hat nicht ewig Zeit" setzte Jake ihn unter Druck während er sich schon Gummihandschuhe anzog. „Thoraxdrainage" antwortete der Junge Arzt. Trotzdem hörte es sich immer noch nach einer Frage an, als nach einer Antwort. Kopfschüttelnd leerte Jake eine braune Flüssigkeit über den reichen Rippenbogen der Frau, während die Schwester ihm schon ein Skalpell hinhielt. Er wird doch nicht... oh man. Jake hat der Frau gerade einfach so einen Schnitt zwischen den Rippen gemacht. Ich hatte sowas noch nie gesehen. „Warum legen wir eine Thoraxdrainage" fragte Jake an den anderen Arzt gerichtet, während er einen dicken Schlauch zwischen eine Schere, oder eine flache Zange, was auch immer das war, nahm, und der Frau tief ich ihren Körper schob. Oh man, ist das schon voll cool. Der helle Schlauch füllte sich innerhalb von Sekunden mit Blut. Der Junge Arzt stand noch immer wortlos neben Jake. „Wo ist ihr Oberarzt" fragte mein Bruder während er sich die blutverschmierten Handschuhe wieder aufzog. In diesem Moment kam ein etwas älterer Arzt in den Raum. Jake sagte etwas zu ihm, was ich allerdings nicht verstand, bevor er wieder zu mir kam und er mich zu zum nächsten Raum schob. Auch wenn ich das alles nicht wirklich verstand, irgendwie war es schon total cool...

Big Brothers 3 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt