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Ich war bei 9/11 zwar noch nicht auf der Welt, aber ich denke jeder kennt die Bilder und Videos. Jeder sieht vor seinen Augen wie die Flugzeuge in die Türme krachten. Wie die ängstlich Menschen weg rannten. Wie manche auf den obersten Stockwerken in den Tod sprangen, weil sie es nicht mehr aushielten. Jeder sah die verzweifelten Menschen an ihren Fenstern, wie sie mit weißen Tüchern hinaus winkten. Und wie schließlich die Türme einstürzten. Man konnte die Trauer und den Schmerz sehen. Man konnte ihn spüren. Die dicke Rauchwolke, die die Straßen einnebelte. Die Rauchwolke, die auch noch eine Woche nach dem Anschlag über der Stadt hing. Es war einfach nur schrecklich. So viel Schmerz, Trauer und Verlust gab es seit jenem Tag. Die Frage nach dem Warum, oder nach dem warum hier, warum ich. Schmerzvolle Fragen ohne Antwort. Man sagt das sie die Welt seit dem verändert hat. Ich wusste es nicht, ich kenne die Welt nur seit dem danach. Jeder Jahr an 9/11 konnte man den Schmerz spüren. Die Trauer, aber auch die Veränderung. Ich war nicht dabei, aber man konnte es trotzdem spüren. Das ganze Land wurde erschüttert, und hält jedes Jahr an jenem Tag noch immer zusammen. Zum Glück gab es seit dem nicht mehr so große anschläge, was bestimmt aber auch dem FBI zu verdanken war. Es machte mich traurig über all das nachzudenken. Warum gab es nur so viel schlechtes auf dieser Welt? Terror, Rassismus, Krieg, und noch so viel mehr. Warum schätzen wir nicht einfach unser Leben, warum gab es so viele die so viel schlechtes wollten. Warum wollen Menschen andere umbringen. Warum wollten Menschen anderen so viel leid zufügen. Es war einfach unverständlich.
Nachdenklich lief ich zu Cole. Er hörte gerade Paul zu, der ziemlich ernst wirkte. Mein Bruder zog mich sanft zu sich, sodass ich nun direkt vor ihm stand. Es war verrückt was das ausmacht. Nicht das ich mich davor unsicher gefühlt hätte, aber jetzt war es einfach anders. Meine Brüder gaben mir einfach ein extremes Gefühl von Sicherheit, als könnte mir in ihrer Gegenwart nichts passieren.
„Wo ist er jetzt" holte Coles Stimme mich wieder aus meinen Gedanken. „Bei Harris im Auto" antwortete Paul. „Okey, Harris soll ihn zurück ins Büro fahren. Er darf mit keinem reden, kein einziges Wort. Wenn sie dort sind, soll er direkt in die Rechtsabteilung gehen. Ich rufe an und erkläre was passiert ist. Die wissen dann was zutun ist. Stelle ihn frei bis die Untersuchung abgeschlossen ist" sagte mein Bruder ruhig. Dafür das er vorhin nach dem Telefonat so wütend war, war er nun wieder total entspannt. „Mach ich. Es war aber wirklich eine Verkettung unglücklicher Umstände. Dean hat einen Fehler gemacht, es war nicht seine Absicht den Jungen zu verletzten" antwortete nun wieder Paul. „Ja, das glaube ich dir. Trotzdem kann die Familie ihn und uns dafür verklagen. Wir müssen die Untersuchung abwarten, solange darf er auf jeden Fall nicht arbeiten" meinte Cole ziemlich ernst. „Dean Locker hat auf einen 14 jährigen schwarzen Jungen geschossen, wenn das an die Öffentlichkeit kommt, dann haben wir ein gewaltiges Problem" sagte nun einer der Anzugträger. „Wir sind mit der Information, das bewaffnete Jugendliche im Haus einen Deal mit kiloweise Heroin durchziehen, hinein gestürmt. Es war dunkel, hektisch und auf uns wurde geschossen. Es war eine Entscheidung die in Bruchteilen einer Sekunde getroffen werden musste, als jemand mit etwas in der Hand auf uns zugerannt kam. Jeder von uns hätte geschossen. Dean war nur der erste der es gesehen hat. Denkst du nicht das er sich schon genug Vorwürfe macht? Er hat auf einen 14 jährigen Jungen geschossen, der nur ein Funkgerät in der Hand hatte und keine Pistole. Ein 14 jähriger Junge stirbt vielleicht wegen ihm. Ich denke er hat andere Probleme als die Öffentlichkeit" meinte Paul fassungslos, bevor er sich kopfschüttelnd umdrehte und davon lief. Okey, das war krass. Ein 14 jähriger Junge durch das FBI angeschossen. Aber so wie Paul das erzählt hatte, hatte der Agent nicht wirklich eine andere Wahl. Der Junge hätte genauso gut eine Pistole in der Hand haben können, und damit den Agent verletzten oder töten. Ich fand nicht das dies ein typischer Fall von Polizeigewalt gegen schwarze Menschen war. So wie sich das anhörte war es nur ein Fehler. Ein Fehler, der trotzdem das Leben eines 14jährigen jungen beenden könnte...

Big Brothers 3 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt