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Ich war froh als ich wieder zuhause war. Die Schule heute war total scheiße. Ohne Kira und Kathy war es echt einsam. Fast den ganzen Tag war ich für mich und brachte so schnell wie möglich die Stunden hinter mir. Abgesehen von der Schule, war mein Tag heute aber auch nicht der beste. Noch immer fühlte ich mich niedergeschlagen und antriebslos. Eigentlich war das Gespräch gestern mit Jake und Cole echt gut. Sie haben mir viele Dinge gesagt, durch die ich das alles nochmal mit einer anderen Sichtweise betrachten konnte. Trotzdem wollte das bedrückende Gefühl einfach nicht weg gehen. Ich will mich am liebsten einfach in meinem Bett verkriechen und dort bleiben. Zum Glück war morgen Freitag. Allerdings war abends das erste Football Spiel der Saison, zudem Lindsay und ich eigentlich hin gehen wollten, wobei ich inzwischen gar keine richtige Lust mehr hatte. Mal sehen, vielleicht reicht es ja auch wenn wir erst zu dem darauf gehen.
Müde zog ich meine Schuhe aus. Zu meinem überraschen war Cole bereits zuhause. Es war schon ungewöhnlich. Gestern ist er mit mir schon so früh heim gegangen und jetzt war er schon wieder da. Hm, naja. Schlürfen lief ich zu ihm in den Garten und quetschte mich auf seinen Schoß. Mein Bruder schob seinen Laptop beiseite und widmete nun seine ganze Aufmerksamkeit mit zu. „Wie war es in der Schule" fragte er während er mir sanft durch die Haare strich. „Wie immer" antwortete ich monoton. „Freust du dich schon auf das football spiel morgen Abend" wollte Cole wissen. „Nicht wirklich, ich will lieber zuhause bleiben" nuschelte ich in seine Brust hinein. „Wieso denn? Lindsay kommt doch auch mit" sagte Cole etwas verwundert. Eigentlich liebte ich die Football Spiele an unserer High School. Nicht nur das Spiel an sich, sondern auch alles darum herum. Der Zusammenhalt, die ganze Unterstützung und so weiter. Keine Ahnung warum ich jetzt auf einmal keine Lust mehr darauf hatte. Ich hatte auf nichts mehr Lust...

Cole POV
Während sich meine kleine Schwester immer mehr an mich kuschelte wuchs meine Besorgnis. Sanft strich ich ihr durch ihr langen, dunkelblonden Haare während ihr leerer Blick die Hecke anstarrte.
Mila hatte sich verändert. Sie wurde immer ruhiger und introvertierter. Manchmal wirkte sie als hätte sie ihre ganze Lebensfreude verloren. In anderen Momenten war sie dafür total gut drauf. Die Stimmungsschwankungen wurden immer intensiver und lagen näher beieinander, wobei die schlechten Phasen leider immer mehr zunahmen. Sie will ja nicht mal mehr morgen Abend zu dem Football Spiel. Normalerweise ist es eher umgekehrt. Sie will unbedingt hin und uns ist das nicht so recht, aber wenn es nicht zu lange dauert darf sie natürlich trotzdem hin. Aber dieses Mal will sie nicht hin, dafür will ich das sie hin geht. Mila muss wieder raus kommen, andere Leute sehen. Mit Lindsay zusammen Spaß haben und generell ihre Freunde zurück bekommen.
Jake, Mike und ich haben uns schon öfters über dieses Thema in letzter Zeit unterhalten. Wir waren alle etwas besorgt. Kurz bevor unsere Mutter starb, haben wir bei ihr Anzeichen einer psychischen Störung bemerkt. Die Jungs und Mila haben das alles zum Glück nicht so mitbekommen. Bevor man allerdings untersuchen konnte, ob es etwas ernstes ist, ist unsere Mum leider verstorben. Natürlich hatten wir das alles im Hinterkopf und es beunruhigte uns nur noch mehr, wenn wir Mila's aktuelles Verhalten sehen. Machen Krankheiten, auch psychische, sind vererbbar. Wir hoffen natürlich das es nur unbegründete Sorgen sind, aber sicher können wir uns da leider nicht sein.
Es wird oft unterschätzt wie leicht man in eine Depression rutschen kann. Manchmal reichen die kleinsten, für Außenstehende unbedeutendsten Momente, die einem da hinein ziehen. Mila hat in letzter Zeit viel erlebt, und nicht unbedingt nur positive Sachen. Das braucht alles Zeit um es zu verarbeiten. Und dann kommen da noch die normalen Sachen dazu, die ein 15 jähriges Mädchen so in dem Alter beschäftigen. Wir hatten das Gefühl das alles zusammen einfach zu viel war, und sie weder die Möglichkeit noch die Zeit hat, dass alles in Ruhe verarbeiten zu können. Sie wirkte, nicht nur gestern, auch in vielen anderen Situationen überfordert. Es waren viele Sachen die sie beschäftigten und die sie versucht unter einen Hut zu bekommen. Mal ganz davon abgesehen war der Tod unserer Mum noch immer ein großes Thema. Mila schiebt das noch immer vor sich hin, sie hat noch kein einziges Mal mit einem von uns darüber geredet. Sie soll sich die Zeit nehmen die sie braucht, aber sie darf es nicht verdrängen.
Meine kleine princess war noch nicht depressiv, soweit wir das einschätzen können, aber gefühlt war sie auf einem guten Weg dahin. Wir müssen das beobachten und alles dafür tun, das die positiven Momente die negativen überwiegen. Es war ja schonmal gut das sie hier bei mir war, und sich nicht alleine in ihrem Zimmer verkroch. Während die warme Sonne auf uns herunter schien versuchte ich meine kleine princess ein wenig zum Lachen, und auf andere Gedanken zu bringen...

Big Brothers 3 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt