Epilog

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Die Wochen flogen an uns vorbei, Tage schienen wie Sekunden. Jeder Moment war Kostbar mit ihr. Sie erzählte mir von ihren Jahren ohne mich, ich ihr von meinen. Und wir kamen zu der Erkenntnis, das wir einfach nur Dumm gewesen sind. Zu feige. Wir quälten uns aus Angst vor einander, immer auf der Suche nach uns. Stundenlang hatten wir geredet, einfach nur geredet oder ebenso lange geschwiegen. Eloise und ich. Keiner von uns musste sprechen, um den anderen zu verstehen, ihm zu vermitteln, was man sagen wollte. Jede Minute wie ihr war das absolute Glück. Selbst im Krankenhaus. Unerklärlicherweise fand sie, keiner sollte etwas merken dort. Nichtmal vermuten, wir würden uns kennen, uns verstehen. Selbstverständlich würde keiner von uns zwei die Wahrheit sagen, aber ich verstand nicht, warum wir nicht einfach so tun könnten als würden wir uns verstehen. Von Beziehung wollte sie erst recht nichts hören.
„Ich habe einen Ruf Mira, den sollte ich auch behalten." Es hinderte sie jedoch nicht daran mich ständig in ihr Büro zu bestellen. „Irgendwie hat das was, findest du nicht?"
„Was genau?"
„Die ganze Chefin und Angestellte Sache. Ich find es heiß."
Lachend hatte ich mich vor ihr auf den Tisch gesetzt, meine Beine auf ihren Armlehnen abgelehnt. „Ist das so, Frau Doktor?"
Eloise glitt dir Röte ins Gesicht, sie nickte. „Ja."
„Gut, ich wüsste da noch etwas heiße, aber ich würde es begrüßen, wenn mein Einsatz auch Wirkung zeigen würde."
„Woran hast du gedacht?" Fragte sie mich mit heiserer Stimme als ich mich zu ihr Vorbeugte und meine Hand auf ihre Schulter legte.
„Ein Wunsch. Einen einzigen Wunsch freizuhaben. Denken Sie das ist im Bereich den Möglichen, Frau Doktor?"
Eloise lehnte sich ebenfalls vor und drückte ihre Hände auf meine Hüften um mich weiter vorzuziehen.
„Hmm, lohnt es sich den für so einen Deal einzigen?" Fragte sie und zog mich auf ihren Schoss.
„Sicher, das verspreche ich."
„Na gut. Einen Wunsch."

Ich stellte den letzten Teller auf den riesigen Tisch und trat zurück, um mir alles genau anzuschauen. Unzählige Lichterketten hingen an den Wänden, Pfeilern und selbst von der Decke des Pavillons. Zwischen ihnen türmten sich die Girlanden aus Rosen und Lilien. Zufrieden zündete ich auch die alles kleinste Kerze auf dem Tisch an. Es würde ihnen gefallen.
„Meinst du nicht, es ist ein bisschen übertrieben?" Eloise balancierte ein übervolles Tablett auf ihren rechten Unterarm, auf dem linken stapelten sich die Sitzkissen. Es roch köstlich nach Zimt und Nelken, warm und gemütlich.
„Quatsch, warum sollte das übertreiben sein?" Ich nahm ihr die Kissen ab und platzierte sie auf den Stühlen. „Wir sind unsterblich mein Schatz, vergiss das nicht. Sie haben alle etwas andere Ansprüche, besonders Cam."
Nur mit Mühe konnte Eloise einen freien Platz für die Schüssel an dem reichlich gedeckten Tisch finden. „Sie kommen doch nicht, um die Dekorationskünste zu begutachten, oder über dein Essen zu richten."
„Stimmt, ich habe ja auch nicht gekocht."
Sie warf das Handtuch, welches ihr bis eben noch über der Schulter gelegen hatte, nach mir. „Du wolltest etwas bestellen, also sei ruhig. Ich habe mir wirklich Mühe gegeben." Schmollend stemmte die ihre Hände in die Hüften.
„Ja Babe, ich weiß. Sie werden es lieben." Meine Arme schlossen sich von hinten um ihre Hüften. „Sie werden es ganz toll finden."
Eloise drehte sich in meiner Umarmung und schaute mich kritisch an. „Es sieht aus als würden wir eine Hochzeit feiern."
Ich lachte und schüttelte den Kopf. „Ah was, es ist einfach nur sehr schön. So ich gehe mich jetzt umziehen." Mit einem letzten Kuss löste ich mich von ihr und rannte fast schon in das kleine Haus hinein.

Wenn sie bloß wüsste.

Mit jeder verstreichenden Sekunde fingen meine Hände mehr an zu zittern. Nur mit Mühe konnte ich auf Anhieb die Tür öffne. „Damjan, du bist viel zu früh." Ich zog ihn mit mir herein und bugsierte ihn in das Zimmer neben der Wohnungstür.
„Wohl eher zu spät, du siehts ganz verstört aus." Er legte seine Hände auf meine Schultern. „Hey, bleib ruhig."
„Was ist, wenn Eloise nein sagt."
Damjan schüttelte energisch den Kopf. „Warum sollte sie das tun Liebes?"
Ich zuckte mit den Schultern „Ich weiß nicht." Tatsächlich hatte ich angst davor. Vielleicht fand sie das alles übertrieben? Oder furchtbar? Was ist, wenn sie gar nicht Heiraten wollte?
„Hey, hey Mira! Ruhig!" Befahl er mir und zog einen Flachmann aus seiner Jackentasche. „Hier." Er nahm selbst einen Schluck bevor er mir ihn reichte.
„Denkst du, das ist eine gute Idee?"
„Oh ja und ob!"
Ich nahm einen großen Schluck und tatsächlich fühlte ich mich augenblicklich besser. Die Nervosität flachte ab, ein bisschen zumindest.
„Sie wird ja sagen, oder?"
„Ja!"

SEELENWANDERERWhere stories live. Discover now