71. So jemanden liebt

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Lily P.o.V.
„Wenn sie nichts isst kann das doch auch nicht besser werden. Guck sie dir doch an. Ganz blass. Das arme Mädchen. Wolltest du dich nicht um sie kümmern? Ich dachte, du würdest etwas vernünftiger werden, wenn du Schulsprecher bist, aber nein. Unglaublich." Eingeknickt lässt sich James von Madam Pomfrey beschimpfen. „Du trägst ab jetzt die Verantwortung für sie. Wenn sie bei der Untersuchung morgen nicht etwas mehr nach einem lebenden Wesen aussieht, wird sie für mindestens eine Woche zurück in den Krankenflügel kommen. Wenn es ihr morgen allerdings wieder besser geht, darf sie am Tag darauf wieder in den Unterricht zurückkehren. Ich vertraue ihnen, Mister Potter. Missbrauchen sie dieses Vertrauen nicht." „Sicher nicht. Ich werde mich pflichtbewusst um Miss Evans kümmern." „Das will ich hoffen. Dann weg mit ihnen. Ich habe noch andere Patienten."
James kommt grinsend zu meinem Bett und hält mir die Hand hin. „Es ist mir eine Ehre für Sie zuständig zu sein, Miss Evans." Auf der anderen Seite des Raumes stöhnt Madam Pomfrey auf, doch ich lächle nur. „Die Freude ist ganz meinerseits, Mister Potter." Er hilft mir vorsichtig aufzustehen und stützt mich auf dem Weg zur Tür.
Endlich lasse ich mich auf das Sofa fallen und schließe bereits meine Augen. „Hey, Lily. Nicht schlafen. Du musst wenigstens ein bisschen essen. Poppy bringt mich sonst noch um. Und du siehst wirklich etwas zu blass aus. Guck ich habe Kartoffelauflauf für dich." Ich öffne mein rechtes Auge leicht und sehe wie James mir einen Teller mit Kartoffelauflauf hinhält. „Na schön, aber nur weil es Kartoffelauflauf ist." Ich greife den Teller und setze mich aufrecht hin. „Sicher, nicht weil ich sonst nicht mehr lange zu leben habe, weil Poppy mich tötet oder du tot umfällst, weil du die letzten Tage kaum etwas gegessen hast", scherzt James und reicht mir Besteck.
Als ich gut die Hälfte der Portion aufgegessen habe, spüre ich James Blick auf mir und schaue hoch. „Isst du nichts?" Ein Lächeln bildet sich auf seinen Lippen und er schüttelt den Kopf, „Ich habe mit Sirius gegessen. Wir waren nach dem Quidditchtraining in der Küche und haben uns ein paar Reste vom Mittag gegönnt. Ich meine ich wollte eh für dich essen holen und da ich nichts hatte und Sirius immer essen kann, haben wir das dann genutzt. Aber keine Sorge deine Portion ist frisch gemacht. Haben also nicht schon hunderte von Schülern angeglotzt und dann doch nicht gegessen. Nur das Beste für dich." Sein Lächeln verwandelt sich in ein Grinsen und ich kann ein Schmunzeln nicht unterdrücken. „Dankeschön", nuschle ich und stopfe mir schnell Kartoffel in den Mund und wende mich ab, damit er die Hitze die mir ins Gesicht steigt nicht bemerkt. Wenn ich wirklich immer das Beste bekommen würde, dann würde ich auch James bekommen. Aber er ist mit Ashly zusammen und egal wie sehr ich ihn mag, ich werde niemals jemanden den Freund ausspannen. Ich werde niemanden Glück wegnehmen, um es selbst zu spüren. Ich werde niemanden weh tun, um mir gut zu tun.
Ein dumpfes Pochen kommt von Portrait und James steht direkt auf. Er öffnete den Eingang einen Spalt breit und verdeckt mir damit die Sicht auf den Besuch. „Hey, was willst du hier", fragt er und er scheint etwas verunsichert zu sein. Wer ist das, wenn es James verunsichert? Eine Sekunde später wird meine Frage geklärt, als Ashlys Stimme ertönt, „Darf ich nicht mehr zu dir kommen? Oder störe ich dich gerade bei irgendetwas? Planst du wieder einen Streich mit deinen dummen Freunden? Oder machst du dich wieder an dieses Schlammblut ran?" Mein Herz bleibt einen Augenblick lang stehen. Ich kann Ashly nicht leiden und ich bin nicht davon ausgegangen, dass sie mich besonders mag, aber das hätte ich nie erwartet. Schlammblut. Dieses Wort habe ich schon so oft gehört, selbst bei meinem besten Freund oder besser gesagt ehemaligen besten Freund, aber James Freundin? Ich hätte nicht gedacht, dass er mit so jemanden zusammen ist. Dass er so jemanden akzeptiert und liebt. Mir wird übel. „Was soll das Ashly? Wenn du damit beweisen willst, wie sehr du sie hasst, dann kannst du es lassen. Ich habe es verstanden und es interessiert mich nicht was du von meinen Freunden hältst, aber das geht zu weit." Ein helles Lachen ertönt und James ballt seine Hand zu einer Faust. „Ach Jamie, ich kann machen was ich will und du wirst nichts dagegen machen können. Es sei denn du willst, dass dein kleines Geheim-" „Ja, ich weiß." James seufzt schwer und will das Portrait wieder schließen, doch Ashly scheint es zu blockieren. „Ich meine das ernst, Potter. Sie wird es als Erste erfahren und dann alle anderen." „Mir ist klar, dass du es ernst meinst. Kannst du jetzt gehen, damit ich das Portrait wieder schließen kann?" „Darf ich nicht reinkommen", ihre Stimme ist plötzlich nicht mehr drohend, sondern zuckersüß. „Ich bin noch immer etwas müde von Training und ich würde mich gerne wieder hinlegen."
Die Tür schließt sich, bevor Ashly noch etwas erwidern kann und James entfernt sich langsam, wobei er auf seine Tür zugeht und mich keines Blickes mehr würdigt. Was für ein Geheimnis meinte Ashly und wieso droht sie ihm überhaupt, wenn sie doch zusammen sind. „James?" Meine Stimme ist gerade mal ein Flüstern, aber er scheint mich gehört zu haben. Er bleibt stehen, starrt jedoch weiter auf seine Tür. „James, was- ich verstehe nicht." Meine Stimme ist etwas kräftiger und dennoch zittert sie. „Es tut mir leid, Lily. Mehr als du dir vorstellen kannst." Er geht weiter und schließt seine Zimmertür hinter sich.
Alleine sitze ich auf dem Sofa und blicke auf seine Tür. Was ist bloß los mit ihm? Haben er und Ashly sich nicht gestern noch einander ihre Liebe gestanden? Wieso droht sie ihm? Wieso lässt er sich von ihr bedrohen? Was ist das für ein Geheimnis? Was nützt es Ashly ihn zu bedrohen? Ich muss mit ihm reden. Ich muss wissen was da los ist. Ich muss ihm helfen.
„James? Hörst du mich?" Ich klopfe sanft an seine Tür. „James, möchtest du darüber reden? Ich könnte dir helfen." Ich klopfe noch einmal, doch der Raum auf der anderen Seite bleibt ruhig. „James? Welches Geheimnis will Ashly jedem erzählen?" „Gute Nacht, Lily", kommt es leise von der anderen Seite. „Gute Nacht? Es ist gerade mal 18 Uhr oder so. Du kannst mit mir reden James. Du weißt, dass ich dich nicht verurteile." „Du solltest dich ausruhen, wenn du wieder in den Unterricht willst. Gute Nacht."

Schon immer (jily / flowerpott ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt