~53~

556 39 2
                                    

Busan.

Neue Schule.

Neuer Anfang.

Jimins letzte Woche in Seoul war recht still verlaufen. Hauptsächlich hatte sie ihre Zeit mit Jaewha verbracht, während sie die anderen komplett ignoriert hatte. Zumindest in der Schule. Denn tatsächlich war Jungkook am Samstag, dem Tag ihrer Abreise, noch einmal vorbeigekommen, um sich zu verabschieden. Und das hatte sie doch tatsächlich ein wenig gerührt. Ihr Zeugnis war sogar tatsächlich besser als erwartet, obwohl sie sich bei ihrem Schnitt von 1,9 schlecht beschweren konnte. Sie hatte ihr bestes getan und stand nun vor ihrer neuen Schule, an der sie jetzt hoffentlich einen guten Abschluss bekommen würde.

Der Unterricht würde gleich beginnen, weshalb Jimin ziemlich alleine durch die Schulflure lief, auf denen sich die Mädchen tummelten. Sie besaß zwar ein Schließfach, würde es aber nicht verwenden, da sie in den Pausen immer in ihr Zimmer gehen konnte, wo sie auch ihre passenden Bücher mitnehmen konnte. Ein Vorteil an dieser Schule. Sie musste keine nervigen Taschen tragen und auch fiel es so nicht auf, wenn sie sich beim Sportunterricht nicht in der Kabine mit den anderen umzog. Denn das konnte sie schon in Ruhe in ihrem Zimmer machen.

Passend zum Schellen der Schulklingel betrat Jimin den Klassenraum, der sich nun langsam füllte. Sie setzte sich einfach nach hinten an einen Platz am Fenster, in der Hoffnung, es wäre den anderen Mädchen recht. Zumindest sprach sie keiner an, aber es wurde natürlich getuschelt. Immerhin war sie neu. Aber es war ihr recht. Denn hier würde endlich alles besser werden. Darin hatte sie die Hoffnung nie verloren.

Zusätzlich zu den ganzen Schülerinnen trat nun auch ein Lehrer in den Raum. Hinter sich schloss er die dunkle Tür, bevor er seine dunkle Tasche auf das Pult vorne stellte. "Morgen. Wir haben eine neue Schülerin in unseren Reihen", begann er monoton. Jimin war der Mann direkt unsympathisch. Er hatte einfach nicht diese tolle Ausstrahlung, wie ihre alten Lehrer es hatten. Dieser Lehrer wirkte so desinteressiert und müde, gar nicht wirklich an seinem Job interessiert.

"Willst du dich vorstellen?"

Nickend stand Jimin kurz auf, damit die anderen wussten, wer sie denn überhaupt war. "Hi, ich bin Park Jimin", begann sie deshalb lächelnd, damit die anderen sie kennelernten. "Ich bin 17 Jahre alt und-" "Ja danke, das reicht", unterbrach sie der Lehrer, weshalb Jimin sich einfach wieder still setzte. Sie fühlte sich gar nicht wohl. Auf ihrer alten Schule hat man extra nach noch mehr Informationen gefragt, hier brauchte man anscheinend nur den Namen. Sie wollte gerne zurück, wo man sich doch tatsächlich für sie interessierte.

Und anscheinend war das für die anderen Schülerinnen in Ordnung, da niemand Jimins Präsenz wirklich wahrnahm. Es verletzte sie. Sogar sehr. So sehr, dass sie dem Unterricht nicht folgen konnte. Umso erleichterter war sie deshalb, als es zur Pause klingelte und sie somit in ihr Zimmer gehen konnte. Und direkt trat sie den Weg dahin an. Sie hatte wahrscheinlich nur einen miesen Lehrer erwischt gehabt. Der nächste Unterricht würde definitiv besser werden.

Schnell rannte sie zu den Schlafsälen, um sich ihre Unterlagen und Bücher für den nächsten Unterricht zu holen. Es stand Koreanisch an. Und dafür bräuchte sie andere Bücher als die für Geschichte. In dem Gebäude des Internats angekommen wurde Jimin dann ein wenig langsamer. Sie konnte schon andere Bewohner laut reden und lachen hören, weshalb sie sich zu einem Lächeln zwang. Sie wollte ja nicht unhöflich wirken, sondern gerne neue Freunde finden. Aber es fiel ihr hier echt schwer, da sie immer an ihre alten Freunde denken musste. Sie fehlten ihr sehr.

Still lief sie über den Flur, um zu ihrem Zimmer zu kommen. Vor dem gemeinschaftlichen Wohnzimmer standen vier Mädchen, die alle in ihre Stufe gehen mussten. So verrieten es zumindest die Bücher, die sie in den Händen hielten. Deshalb wurde Jimin noch einen Hauch nervöser. Denn der erste Eindruck zählte am meisten, so hieß es immer.

"Hi", hauchte sie deshalb, während sie an ihnen vorbeigehen wollte. "Oh, die Neue!", kam es direkt von der ersten. Sie trug eine kreisrunde Brille, wodurch ihr Gesicht ziemlich versteckt war. Jimin fand, dass ihr diese Brille so gar nicht stand, aber sie lächelte einfach. "Ja, Jimin. Ich bin seit Samstag hier", begann sie ein Gespräch. "Sag ich ja, neu", antwortete die Brillenträgerin, bevor ihre Freunde kicherten. "Wer seid ihr denn?", fragte Jimin einfach weiter nach, weshalb die eine mit den langen blonden Haaren dramatisch ihre Augen verdrehte. "Du solltest uns kennen. Traurig, wenn nicht!"

Jimin verstand gar nichts mehr.

"N-Nein, tut mir leid", antwortete sie deshalb. Hatte sie etwas falsch gemacht? "Sag ich ja, traurig." "Neue werden hier nicht gerne gesehen, weißt du?", fing dann die dritte von der Gruppe an. Sie hatte helle Strähnen in ihren dunklen Haaren, wodurch ihre Haare wie ein Farbunfall wirkten. Denn die eine Seite war viel heller als die andere. "Wieso bist du hier?" "Oh! Ich habe die Schule gewechselt, weil-" "Dass du gewechselt hast, ist uns auch schon aufgefallen!", antwortete nun auch die letzte schnippisch. "Weil", führte Jimin einfach ihren Satz weiter, "ich hier näher bei meinen behandelnden Ärzten bin." "Aha." "Schön, mit euch geredet zu haben", lächelte Jimin provokant, bevor sie einfach weiterging. Ihre Laune sackte dabei noch weiter in den Keller.

In ihrem kleinen Zimmer angekommen atmete sie einfach einmal tief durch, bevor sie an ihr Handy ging. Sie wollte Seokjin und Jaewha fleißig von ihrem ersten Schultag berichten, aber hatte da nun gar keine Lust mehr drauf. Laut und genervt aufstöhend ließ sie sich auf ihr Bett fallen. Sie wollte wieder zurück. Aber vielleicht hatte sie heute einfach nur Pech. Idioten gab es immer und diese vier Mädchen gerade hatten ihr bewiesen, dass nicht jeder an dieser Schule intelligent war. Denn sie hatten so eine verzerrte Selbstwahrnehmung, dass sie sich für etwas besseres hielten.

Nach weiteren Minuten des Nichtstuns stand sie endlich auf, um sich ihr Koreanischbuch zu holen. Danach nahm sie ihren Stunden- und Raumplan in ihre Hände, da sie nun weiter zum nächsten Raum musste. Mit ihrem Buch, ihrem Mäppchen und etwas zum Schreiben sowie ihrem Handy lief sie aus ihrem Zimmer, damit sie zum nächsten Unterricht kommen konnte. Und auf dem Weg dahin begegneten ihr erneut diese vier Mädchen, mit denen sie anscheinend auch gleich Unterricht hatte. Ab jetzt konnte es nur noch besser werden.

Transgender ^JiKook^Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt