Kapitel 1

4.4K 158 58
                                    


V A L E R I E

Ich drehe das Schild auf ‚geschlossen' um und ging Richtung Theke rüber. Ich wollte gerade zur Putzkammer laufen, um meine Sachen von dort zu holen. Auf einmal höre ich den Klang von der Glocke an der Tür.

Schnell lief ich wieder zurück, um die Person wieder rauszuschicken. Und dort sehe ich die Person. Um genau zu sein ein Mann. Ein Mann mit einem Anzug.

Er dreht sich zu mir.

Ich erstarre.

Seine Augen haben ein leuchtendes Blau. Nein, ein helles leuchtendes Blau. Eiskalt, so eiskalt wie die Antarktis. Ich konnte sie praktisch spüren, dass mich sogar eine Gänsehaut überzog.

„Willst du mich weiter anstarren oder bedienen?"

Ich zucke vor Schreck wegen seiner tiefen Stimme zusammen. Verdammt, wieso habe ich so angst vor ihm. Seine Worte lassen mir ein mulmiges Gefühl aufkommen.

„Sir, wir haben geschlossen, es-." Er unterbrach mich.

„Das war keine Bitte, mi hermosa." Sagte er mit einem bedrohlichem und einem Hauch von verführerischem Ton.

Ich empfinde eine Angst. Dennoch zieht mich der Klang seiner Stimme an. Was stimmt nicht mit mir?

„Sie können sich gerne hinsetzen." Murmelte ich. Ob er mich gehört hat, weiß ich nicht.

Er lief zu einem freien Tisch und setzte sich auf den Sessel drauf.

Ich eilte ihm nach, um seine Bestellung noch aufzuschreiben. Er sah mich an und ich sah ihn an. Stille. Ich hasse diese Stille. 1 Sekunde. 2 Sekunden. 3 Sekunden. 4 Sekunden. 5 Sekunden. 6 Sekunden. 7 Sekunden. 8 Sekunden. 9 Sekunden. Mein Zählen wurde unterbrochen.

„Willst du nicht nach meiner Bestellung fragen?" Fragte er.

„Entschuldige." Hauchte ich kleinlaut. „Was wollen Sie bestellen, Sir." Fragte ich ihn, in einem etwas angsterfülltem Ton.

„Schwarzer Kaffee." Erwiderte er mit einem Grinsen.

Ich nickte nur daraufhin und bewegte mich Richtung Theke zur Kaffeemaschine.

Wer trinkt seinen Kaffee schwarz? Ohne Zucker. Ohne Milch.

Wieso braucht der Kaffee so lange. Ich will endlich nach Hause. Während ich immer noch warte, wippe ich mit einem Fuß hin und her.

Ping.

Endlich.

Schnell holte ich noch von dem Schrank einen kleinen Teller, um die Tasse drauf zu stellen. Vorsichtig lief ich zu dem Mann der noch auf dem Sessel saß und mich anstarrte. Wieso starrt er?

„Hier, Ihr schwarzer Kaffee." Murmelte ich unsicher und konnte nur meine interessanten Schuhe betrachten.

„Gracias, mi hermosa." Erwiderte er daraufhin. Ich wollte gerade wieder zurück zur Theke laufen. Doch eine Hand an meinem Handgelenk stoppte mich.

„Setz dich." Was soll das? „Ich glaube stehen ist bequemer." Antwortete ich leicht lächelnd.

„Setz dich habe ich gesagt." Man hörte die Dominanz raus. Dieses mal gehorchte ich und hockte mich gegenüber von ihm.

Ich wagte es meinen Blick auf ihn zurichten, das was ich sah ließ mich innerlich noch mehr starren. Er sieht aus wie ein Adonis. Er hat dunkel braunes, fast schwarzes Haar. Sie sind kurzgeschnitten. Ein Sidecut. Er hat volle Lippen und einen drei Tage Bart. Ein Muttermal unter seinem Auge lässt ihn weicher Aussehen.

Ein Blick nach unten versicherte mir, dass er breite Schultern hat. Er hat ein Tattoo am Hals. ‚Familia' las ich leise vor mich hin, während uns eine Stille umgab.

Mein Blick läuft wieder zu seinem Gesicht. Er grinst. Wieso grinst er? Hat er mein Starren bemerkt? Wieso ist mir jetzt so warm? Meine Finger spielen miteinander. Seit wann bin ich so nervös?

Er trinkt seinen Kaffee genüsslich aus. Er sieht beim Kaffeetrinken sogar gut aus.

Ring.

Ein Handy klingelt. Sein Handy.

„Que quieres?" (Was willst du)

Ich höre eine andere männliche Person am Telefon.

„Si entendi." (Ja ich habe verstanden)

Plötzlich steht er auf. Er sieht mich an. Etwas zu lange.

„Wie heißt du?" Fragte ich entschlossen. Ich hoffe er hört meinen unsicheren Ton nicht heraus.

Wieder vergehen mehrere Sekunden bevor er antwortete. „Lorenzo."

Lorenzo.

Ich lasse mir seinen Namen auf der Zunge zergehen. „Lorenzo." Widerholte ich flüsternd.

Er lächelt. Er hat schöne weiße Zähne.

Sein Lächeln verblasst. Jetzt spüre ich wieder diese Kälte.

Er lief Richtung Tür. Bevor er aber raus geht, dreht er sich zu mir und sagte: „Buenas noches, mi hermosa."

Ich schaue ihm noch hinterher, wie er in die Dunkelheit verschwindet.

Gerade als ich das Geschirr vom Tisch räumen wollte, viel es mir plötzlich aus der Hand. Ich traute meinen Augen nicht. Da liegen wirklich 100 Dollar auf dem Tisch.

Warum liegt da so viel Geld? Kommt das von ihm? Hat Lorenzo hier etwa 100 Dollar hinterlassen.

Nachdem ich wieder aus meiner Schockstarre zurück gekommen war, bückte ich mich um das kaputte Geschirr aufzuheben.

Doch da sah ich ein Jackett liegen. Sein Jackett. Schnell räumte ich alles weg und begab mich zum Sessel.

Ich nahm mir das Jackett zur Hand, um zu schauen ob dort etwas von ihm noch drin ist, was mir hilft ihn zu finden.

Ah gefunden.

Sein Portemonnaie.

Als ich anfing paar Scheine rauszunehmen, entdeckte ich eine Karte. Eine Visitenkarte, mit einem Namen + Anschrift drauf.
Marquez Industrie' las ich drauf.

Dieses Unternehmen kannte ich. Es ist nicht weit weg von hier.

Er würde sicherlich sein Jackett wieder haben wollen, aber ich habe angst.

Angst vor ihm.

Mi Vida es amarte - Valerie & LorenzoDonde viven las historias. Descúbrelo ahora