Kapitel 9

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L O R E N Z O

Ich fuhr in die Garage meines Anwesens. Da sah ich schon das Sportwagen von Xander.

So schnell es ging, rannte ich fast schon die Treppen zu meinem Bürozimmer hoch. Dort angekommen sah ich schon die blond gelockten Haare von Xander.

Xander war für mich einer der wichtigsten Menschen im Leben. Seit ich denken kann, sind wir Beste Freunde. Er gehört zu meiner Familie, weshalb er auch meine rechte Hand eines Tages sein wird.

Als er mich erblickte, nahm er mich direkt in den Arm. „Hermano, lange nicht mehr gesehen." Ich klopfte ihm auf den Rücken, ehe ich mich wieder von ihm entfernte und mich auf die Couch setzte.

Er hatte sein typisches Grinsen auf den Lippen aufgesetzt, aber das ihm dies wieder vergehen wird, bei dem was ich weiß, konnte er noch nicht ahnen. „Also wieso musste ich so schnell hierherkommen?" Ich kniff meine Augen zusammen, ehe ich laut ausatmete. „Xander, du bist meine rechte Hand, wenn ich dich brauche, erwarte ich das du kommst."

„Noch bin ich nicht deine rechte Hand, Enzo. Erst wenn du das Kartell deines Vaters übernimmst." Klar hatte er recht, aber er war es jetzt schon. Alles was ich für meinen Vater erledigen musste, teilte ich ihm ebenso mit und er half mir.

„Fabricio hat seine Position an Eduardo weitergegeben." Xander starrte mich mit offenem Mund und großen Augen an. „Maldita mierda. Maldita! Entonces hablas en serio?" (Verdammte scheiße. Verdammt! Meinst du das auch ernst?)

Er fluchte noch einige schlimmere Worte als diese. Das Xander so reagieren würde, war mir bewusst. Dennoch beruhigt er sich wieder relativ schnell.

„Woher weißt du das?" Fragte er. „Zwei Männer wollten uns bestehlen, aber Alessandro hat sie abgefangen und in die Lagerhalle gebracht. Beide gehören zu den Santos." Nun sah er mich verwirrt und prüfend an. „Und woher wissen wir, dass sie die Wahrheit gesagt haben?" Ich musste auflachen bei der Anzweiflung das die beiden, nicht die Wahrheit gesagt haben.

„Ich habe sie eingeschüchtert. Sie haben um Gnade gebettelt. Um ihr Leben. Also sag mir Xander, wieso sollten sie mich dann noch anlügen." Ich schaute ihn fragend an und lehnte mich zurück an die Couch.

„Weil sie dich durcheinanderbringen wollen, damit du es glaubst. Vor allem, da die Santos deinen Bruder getö-." Ich stand ruckartig auf und schrie ihn wütend an, somit stoppte er. „Rede verdammt nochmal nicht über ihn." Xander schaute mich entschuldigt an. Ich lehnte mich an meinen Schreibtisch.

Niemand, wirklich niemand hatte das Recht über ihn zu reden. Ich kann es mir nicht mal anhören und selber über ihn reden genauso wenig. Ich habe Schuldgefühle das ich ihn nicht retten konnte. Ich hätte ihn retten können, aber ich habe es nicht. Ich habe versagt...

So wie ich bei Valerie versagt habe. Ich habe gehofft, dass sie es akzeptieren würde, wenn ich sie einfach im Zimmer eingesperrt lasse. Was dachte ich mir dabei?

Verdammt alles was ich wollte war sie und ich habe nicht auf ihre Gefühle geachtet.

„Du willst mir noch etwas sagen stimmt's, Amigo?" Xanders Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Ich überlegte nicht lange und sprach aus, was mir Sorgen bereitete. „Ihr Name ist Valerie." Ich blickte wieder rüber zu ihm und er sah mich grinsend an. „Ein Mädchen also?" Xander lachte laut auf. Ich knurrte ihn direkt an, fuhr mir übers Gesicht und atmete schwer aus. „Cometí un error, hermano. Un gran error." Er schaute mich fragend an und ich erzählte weiter. (Ich habe ein Fehler gemacht, Bruder. Ein großen Fehler.)

„Sie ist hier bei mir. So wie ich es immer wollte. Doch ich sperre sie seit 3 Wochen im Zimmer ein, wie eine Gefangene. Wenn ich sie rauslassen würde, würde sie jede Möglichkeit nutzen, um von hier zu verschwinden und das kann ich nicht zulassen. Ich kann und will sie nicht gehen lassen, hermano." Ich musste verzweifelt auflachen. „Sie hat sogar gesagt das sie mich hasst. Weißt du was ich daraufhin getan habe?" Er sah mich fragend.

„Ich habe die Kontrolle verloren und sie gewürgt." Ich hasse mich gerade umso mehr, weil mir gerade klar wird, dass ich ihr nur weh tue.

Ich hasse dieses Gefühl von Verzweiflung, Schmerz und diese Wut. Ich kann diese Gefühle nicht zulassen. „Xander, sie lässt mich fühlen. Etwas was ich seit Jahren nicht mehr getan habe. Ich will nicht das sie mich hasst, dennoch verstehe ich es. Dios, ich habe sie endlich bei mir und verletze sie." Verzweifelt raufte ich mir die Haare.

„Sie ist das was ich begehre, hermano. Seit ich sie gesehen habe, sind meine Gedanken um sie herum. Ich wache auf und möchte sie sofort sehen, ich möchte neben ihr am liebsten aufwachen. Doch mein beschissenes Ego steht mir in quere." Mein Herz pochte wie wild gegen meine Brust, während ich diese Worte sagte. Meine Stimme war auf eine Art gleichzeitig gebrochen, aber so kühl.

Xander schaute mich mit großen Augen an. Einen leeren Ausdruck sah ich in seinen Augen. Er murmelte noch etwas Unverständliches und ich redete weiter.

„Was soll ich tun? Sie ist unglücklich." Ich atmete frustriert aus. „Darf ich sie kennenlernen?" Seine Worte verwirrten mich komplett und ich musste erstmal ein paarmal blinzeln. „Wieso willst du sie kennenlernen?" Ich knurrte unbewusst. „Ich möchte sie selbst einschätzen, hermano." Er grinste mich fröhlich wie möglich an und ich verdrehte meine Augen.

„Darf ich sie sehen?" Seine Frage lässt mich kurz auflachen, ehe ich mich vom Schreibtisch abstoße. „Erst muss ich mit Francesco reden, danach vielleicht."

-

Nachdem Xander mir noch auf die Schulter klopfte, verließ er mein Büro, weil er zu Alma runter in die Küche gehen wollte. Er liebte ihr Essen. Es gab sogar Zeiten, da war er jeden Tag zum Frühstück und Abendessen hier. Nur wegen ihrem Essen.

Meine Gedanken wurden wegen einem Klopfen an der Tür unterbrochen.

„Herein." Sagte ich nur knapp und setzte mich hinter meinen Schreibtisch.

Francesco trat angespannt in mein Büro herein. Ich deutete ihm an, sich zu setzen und schaute ihn fragend an. „Señor Moreno, ich muss mit ihnen über den Zustand von Miss Evans reden." Ich nickte nur und er sprach weiter. „Ihr Immunsystem ist geschwächt. Sie hat Tabletten bekommen, die sie regelmäßig einnehmen muss." Ich nickte wieder, aber trotzdem verstand ich nicht was er damit sagen wollte. „Wo liegt, dann das Problem?" Er schüttelte den Kopf und legte seine Hände flach auf den Tisch.

„Señor Moreno, ich glaube Sie verstehen nicht ganz. Dieses Mädchen muss raus an die frische Luft. Sie braucht richtiges Tageslicht und Bewegung. Ein richtiges Zimmer, wo man das Fenster öffnen kann, wäre das Beste für sie. Ich bitte Sie Señor, hören sie auf meine Worte, wenn Sie möchten das es ihr besser gehen soll." Ich ließ mich nach hinten in den Stuhl fallen und atmete schwer aus.

„Ich werde jetzt gehen, Señor Moreno. Wenn etwas sein sollte wegen Miss Evans Zustand, rufen Sie mich." Mit diesen Worten ging er aus dem Zimmer raus. Mit voller Wucht schlug ich mit der Faust auf den Tisch.

Ich hätte sie niemals in diesem Zimmer einsperren dürfen.

-

Ich lief aus meinem Büro, runter in die Küche, wo Xander schon an der Kücheninsel saß und Enchiladas aß. „Alma, du sollst ihn doch nicht immer verwöhnen, wenn er bei uns ist." Ich musste lachen, da Alma ihn wirklich immer verwöhnte, wenn er hier war.

„Señor Marquez, der junge Mann hier hatte Hunger. Ich kann niemanden in diesem Haus hungrig gehen lassen." Xander fing sofort an zu lachen und sprach mit voller Mund. „Genau Enzo, niemand sollte hungernd hier herauslaufen."

Er schmatze ziemlich laut, was mir langsam die Nerven raubte. „Hast du mit Francesco geredet?" Ich nickte nur und nahm mir ein Apfel, wo ich reinbiss. „Darf ich sie jetzt kennenlernen?" Er schaute mich grinsend an und Alma musste sogar schmunzeln bei seinem Blick.

Ohne etwas zu sagen, ging ich Richtung Treppe und er folgte mir direkt.

Oben angekommen standen auch schon Rául und Pepe vor der Tür. Natürlich konnte Xander sich kein Kommentar verkneifen. „Du behandelst sie ja wirklich wie eine Gefangene." Stellte er fest und sah dabei zur Tür von Valerie's Zimmer. „Callata la boca." Ich knurrte ihn wütend und gleichzeitig warnend an. (Halt den Mund.)

Ich schloss die Tür auf und wir gingen ins Zimmer rein.

Mi Vida es amarte - Valerie & LorenzoWhere stories live. Discover now