Kapitel 27

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V A L E R I E

Ich betrachtete die Speisekarte weiterhin unverständlich an, denn ich verstand nicht ein einziges Wort.

Ich legte die Speisekarte zur Seite und verschränkte meine Hände miteinander. „Weißt du schon was du willst?", fragte Lorenzo, der gegenüber von mir saß und keine Speisekarte in der Hand hatte.

„I-ich... also i-i-ich-." Meine Stimme zitterte vor Scham und klang erbärmlich. „Ich kann kein Spanisch." Die Worte kamen wie rausgeschossen aus meinem Mund. „Ich weiß," antwortete er lässig und starrte mich an. Entgeistert starrte ich zurück und konnte mir kein Augenrollen verkneifen. In dem Moment als er es bemerkte schaute er mich streng an und ich entfernte meinen Blick von ihm und starrte stattdessen auf meine verschränkten Finger, die steif und zitternd auf meinem Schoß lagen.

„Ich weiß nicht was ich bestellen soll, wenn ich nicht einmal verstehe was auf der Speisekarte geschrieben steht," äußerte ich ihm leise entgegen und wollte am liebsten den Suppenlöffel, der neben mir lag gegen seinen Kopf werfen. „Kannst du mir nicht einfach alles übersetzen. Das wäre sehr hilfreich." Hoffnung stieg in mir auf, dass er es mir übersetzt. Doch wie man so schön sagt, die Hoffnung stirbt immer zuletzt.

Während ich weiter hoffte, klopfte es an der Tür und der schüchterne Kellner trat ein. Dieser hielt eine Flasche Champagner in der Hand und zwei Gläser. Er stellte einen Glas bei mir ab und schenkte etwas ein und dann wiederholte er dies bei Lorenzo.

„Haben sie sich schon entschieden was sie bestellen, Señora, Señor?" Seine Stimme zitterte und ich konnte Panik in seinen Augen erkennen. Lorenzo deutete auf die Speisekarte und seine Antwort ließ mich verblüfft dastehen.

„Alles was hier drin steht."

Die Augen des Kellners weiteten sich, sowie auch meine.

Nachdem der Kellner nicht mehr hier war, blickte ich zu Lorenzo. „Du könntest es mir auch übersetzen", sagte ich und verstand nicht wieso er es nicht getan hat. „Das wäre doch zu einfach." So ein arroganter Mistkerl.

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„Wieso ist dein alter Freund nicht aufgetaucht", hackte ich nach einer Zeit nach. „Er hat abgesagt." Nickend nahm ich mir das Glas mit Champagner zur Hand und fing an draus zu trinken.

Erstaunt das der Wein so gut schmeckt, nahm ich noch mehr Schlücke zu mir. „Schmeckt er dir?" Lorenzo grinste mich an und ich verschluckte mich an den Champagner. „Was?"

„Ob dir der Wein schmeckt, habe ich gefragt." Mit hochgezogener Augenbraue wartete er auf eine Antwort. „Achso. Ja er schmeckt gut. Sehr gut." Verlegen nahm ich die Champagner Flasche und schenkte mir mehr Wein rein.

Auf einmal hörte ich das Geräusch eines knurrenden Magens und bemerkte es kam von mir. Ich drückte eine Hand auf mein Bauch, obwohl dies nichts gegen das hungernde Gefühl tun kann.

Wieder nahm ich das Glas, welches halbvoll mit Champagner gefüllt war und trank draus.


L O R E N Z O

Valerie nahm das Glas mit dem Champagner, setzte es an ihre rosa vollen Lippen und fing an daraus zu trinken. Als sie das Glas wieder neben sich abstellte, starrte ich ihrer Zunge hinterher, die über ihre Lippen leckte und ich fühlte wie es schmerzhaft eng in meiner Hose wurde.

Diese Frau wird mein Untergang.

Ich sah ihr weiter zu wie sie immer wieder ihr Glas mit Champagner füllte und ich bemerkte nicht einmal den Kellner, der mit den ganzen Gerichten rein stolperte.

Meine Augen waren weiter auf diese Frau gerichtet, die in mir etwas verursachte. Etwas was mich schwächer werden ließ. Etwas was nicht sein soll.


V A L E R I E

Die Flasche Champagner war schon leer und ich fühlte wie es anfing zu wirken. Auch standen so viele Teller voller Essen vor meiner Nase und ich zog den Geruch ein. Es riecht so gut. Aber ich kann nicht alles leer essen.

„Wieso kaufst du nicht sofort das ganze Restaurant hier?" Ich spürte wie der Champagner aus mir heraus sprach. „Mi hermosa, dieses Restaurant gehört mir." Ich fing sofort an zu husten. Das Glas, welches mit Wasser gefüllt war, setzte ich an meine Lippen.

Ich blickte peinlich berührt auf die ganzen Gerichte und entschied mich für das, welches gefüllt mit Suppe war. Ich betrachtete die Suppe genau und fragte mich was das für eine ist.

„Crema parmentier," beantwortet Lorenzo meine Frage und nahm sich auch ein Teller mit einer Suppe. Ich griff nach dem Löffel und tauchte sie in die Suppe. Als ich den Löffel in meinen Mund schob, stöhnte ich vor Genuss auf, denn diese Suppe war verdammt lecker.

Nach mehreren Löffeln war der Teller schon leer und ich war noch nie so schnell voll von einer Suppe. „Es wird noch einen zweiten Gang geben." „Einen zweiten?" Fragte ich ungläubig, denn mein Bauch war schon voll. „Sí," sagte Lorenzo und schob mir ein Teller mit Hähnchenbrust rüber. „Pollo Mikonos," beantwortete er wieder die Frage die in meinem Kopf schwirrte. „Hähnchenbrust, gefüllt mit Spinat und Feta-Käse. Mariniert mit Zitronenschale, Knoblauch, Petersilie und Joghurt," erzählte er weiter und fragte innerlich ob er die Speisekarte auswendig gelernt hat.

Die Gabel und das Messer nahm ich in beiden Händen und fing an das Hähnchen aufzuschneiden. Ich nahm einen Bissen und konnte mir wieder kein Stöhnen unterdrücken. Das schmeckt himmlisch.

Ich konnte die Blicke von Lorenzo spüren, während ich weiter meinen Hühnchen aß. Auch wenn ich es fühlte, ich wollte nicht das er aufhörte. „Wieso isst du nichts?" Fragte ich ihn und legte meine das Messer und die Gabel auf das leer gegessen Teller. „Ich warte auf das Dessert." Er grinste dabei so breit und ich fühlte ein Kribbeln in meinem Bauch.

Der Kellner betrat mit einem kleinen Wagen das Zimmer und stellte 6 Teller mit verschiedenen Desserts vor meine Nase. „Danke," sagte ich zum Kellner lächelnd. Der Kellner lächelte schüchtern zurück und ich konnte eine Röte auf seinen Wangen sehen.

Ich zog ein beliebigen Dessert zu mir. „Creme brulee," sprach Lorenzo zu mir und ich fing an zu essen.

Lorenzo nahm sich kein Teller zu sich. Wollte er nicht ein Dessert? Er starrte mich wieder mit seinem intensiven und dunklen Blick an. „Was?" Bohrte ich nach, denn er starrte wirklich ohne ein Laut von sich zu geben und das brachte mich jedes Mal zur Verlegenheit und ich würde mich am liebsten unter das Tisch verkriechen. Auch wenn ich seine Blicke irgendwie genoss und es auch wollte, war es auch manchmal angsteinflößend.

„Ich warte bis du fertig bist." Wieder diese dunkle und unheimliche Stimme die er benutzte, wenn er wütend war oder voller Lust. Ich schluckte den schweren Brocken, der in meinem Hals steckte runter.

Ich aß weiter diese Art Pampe aus dem kleinen runden Teller und ehe ich den letzten Löffel in meinen Mund schieben konnte, hörte ich den Stuhl gegenüber von mir zurückschieben und Schritte die sich in meine Richtung näherten. Erschrockene quickte ich, als auch mein Stuhl nach hinten geschoben wurde und ich spürte wie Lorenzo sofort seine Lippen auf meine drückte. Seine Zunge schob sich sofort in meinem Mund und ich stemmte meine Hände gegen seine Brust.

Ich riss meine Augen auf und ich spürte wie sich meine Wangen vor Scham und Peinlichkeit färbten. Oh Gott ich habe nicht einmal die Pampe runter geschluckt und er hat seine Zunge in meinen Mund geschoben.

Mi Vida es amarte - Valerie & LorenzoWhere stories live. Discover now