0.3 | LATE ANSWER

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EIN LANGWEILIGER Sonntagmorgen, wie er im Buche stand. Das Display ihres Handys zeigte 11:25 Uhr an, als Danbi vollkommen orientierungslos durch die Straßen Seouls schlenderte.
Nachdem sie heute morgen um 10 Uhr total müde vom gestrigen Tag aufgewacht war und herausgefunden hatte, dass Jimin noch tief und fest schlief, hatte sie beschlossen einen kleinen Spaziergang durch die Stadt zu unternehmen und sich ihre tägliche Portion Kaffee zu holen, ohne der bei ihr überhaupt nichts lief.

So kam es dazu, dass sie in den nächstbesten Bus stieg und Minho anschrieb, um ein Treffen zu vereinbaren.
Er schickte ihr einen Standort, an dem sie auf ihn warten sollte, was sie dazu brachte schnellstmöglich Google Maps zu öffnen, damit sie auch ja nicht die Station verpasste, an der sie aussteigen musste.

Nun lief sie also mit ihrem gekühlten Getränk, dessen weiße Milchschlieren sich schon längst mit der bitteren Flüssigkeit vermischt hatten, an einigen teilweise geschlossen Geschäften, Cafés oder Restaurants vorbei, auf der Suche nach einem bestimmten Hochhaus.
Im Gegensatz zu gestern Abend war im Moment verkehrsmäßig wenig los und nur vereinzelt kamen ihr einige andere Passanten entgegen.
Sie beobachtete die Kinder auf der anderen Straßenseite, die sich fröhlich lachend mit ihren Rollern ein Rennen lieferten. Instinktiv fieberte sie mit dem kleinen, dunkelhaarigen Mädchen mit. Fast hatte sie gewonnen, da kam auf einmal der kleine Junge und überholte sie kurz vor dem Ziel, indem er ihr in die Quere fuhr. Unfair ihrer Meinung nach. Jungs eben.

Bei der nächsten Kurve bog sie rechts ab, gelangte in eine lange Allee, deren Boden mit Blütenblättern bedeckt war und genoss die warmen Sonnenstrahlen des Frühlings, sowie den Anblick der weiß-rosafarbenen Kirschbäume. Auf den hell gestrichenen Holzbänken am Rande des Weges saßen einige Pärchen und zwei ältere Damen, die sich - soweit Danbi es verstehen konnte - über die steigenden Supermarktpreise ihrer liebsten Süßspeisen beklagten.

Seoul war verglichen mit anderen Städten wirklich schön von dem, was sie bisher gesehen hatte, ob im Internet oder nun im echten Leben. Ihre Vorfreude auf die Dinge, die sie vielleicht einmal mit ihren neuen Freunden an der Uni - vorausgesetzt sie fand welche - erleben würde, stieg.

Mit Mühe schaffte sie es schließlich sich einigermaßen in dem riesigen Labyrinth aus Haupt- und Nebenstraßen zurechtzufinden, sodass sie sogar etwas früher als erwartet den Treffpunkt erreichte, bei dem sich jedoch eine Menge von Leuten, hauptsächlich Jugendlicher tummelte.

Sie schenkte dem Ganzen nur wenig Beachtung und lehnte sich an eine der Straßenlaternen, darauf wartend Minho aus einer der Gassen treten zu sehen.

Einige Zeit später ließ sie das unangenehm laute Hupen eines Autos aufschrecken und riss sie aus ihren Gedanken. Danbi bemerkte, wie sie seit mehreren Minuten erfolglos versuchte die Luftbläschen aus ihrer Schutzfolie zu drücken. Egal was sie auch tat, sie wollten nicht entweichen. Resigniert gab sie auf. Stattdessen begann sie die vorbeilaufenden Menschen genauer zu beobachten.
Sie fragte sich, was der neon-orange leuchtende Mann, der soeben die vollen Mülleimer ausleerte wohl gerade denken mochte. Sein Gesichtsausdruck verriet wenig. Den Ekel, den andere Menschen mit verschrumpelter Stirn, zusammengezogenen Augenbrauen und einem leichten Blick zur Seite offenbart hätten, hatte dieser Mann längst abgelegt.

Plötzlich erfüllte ein kreischender Lärm die so angenehme Stille und brachte einige Jogger dazu neugierig ihren Kopf umherschweifen zu lassen.
Auch Danbi wandte sich interessiert der Menschenmasse vor dem Eingang des Hochhauses zu, gespannt darauf den Grund des Geschreis zu erfahren. Kurz rechnete sie mit einem Unfall, erblickte jedoch trotz genauerem Hinsehen nichts dergleichen, weshalb sie sich etwas irritiert wieder zurückdrehte und Minho entdeckte, der lächelnd auf sie zugelaufen kam.

Im selben Moment wurde das nervige Gekreische plötzlich doppelt so laut und dazu eine Oktave höher.
Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, wie die Leute beiseite gedrängt wurden, bis die Menge ihr schließlich die Sicht auf Minho versperrte.
Dafür erkannte sie nun die Unruhestifter, bei denen es sich um eine Vierergruppe ca. zwanzigjähriger Männer handelte, die mit Caps und Masken verkleidet das Hochhaus verließen.
Interessiert musterte Danbi sie und nahm garnicht wahr, wie ihr Freund sich suchend nach ihr umblickte.

Hidden Talent | Jeon JungkookOnde histórias criam vida. Descubra agora