0.4 | FIRST DAY

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MIT UNGEHEUREM Donner fegte der Klang des Weckers über Danbi hinweg, traf sie mit voller Wucht.
Sie versuchte mit aller geistigen Kraft, die sie gerade aufbringen konnte zurück in die Welt zu kehren, in der sie soeben erfolgreich eine Zombie-Apokalypse bekämpft hatte. Vergebens...

Der Ton, der einst ihr Lieblingslied gewesen war und ihr jetzt nur noch Gänsehaut bereitete, schien  anzuschwellen.

Mit halb geöffneten Augenlidern tastete sie nach dem Handy, um ihn abzustellen.
Ton aus, durchatmen...
Erneuter Blick aufs Handy. Schon 7:20 Uhr...
Sie warf einen Blick auf den Akkustand, nur um festzustellen, dass ihr Handy über Nacht nicht geladen hatte. Mist...

Ihr innerer Moralapostel schrie sie an und forderte sie solle doch endlich aufstehen und sich fertig machen, aber sie blieb liegen. Ihr Körper blieb liegen.

Da erst bemerkte Danbi ihre Umgebung. Grelles Licht, dass durch die Jalousien schien und das große, geräumige Zimmer erhellte. Ihre so früh morgens noch nicht funktionstüchtigen Gehirnzellen ratterten.
Stimmt ja! Sie war in Seoul. Und das bedeutete, dass sie ab heute auf eine neue Uni gehen würde.

Mit nun etwas mehr Motivation schwang sie sich aus ihrem Bett und watschelte erstmal durch den Flur in die Küche, wo sie auf Jimin traf.
Dieser saß auf einem Hocker an der Theke und starrte mit halb geöffneten Augen verträumt in die Tasse vor sich, als suche er in ihr den Grund dafür nicht einfach zurück ins Bett zu kriechen.

„Morgen", begrüßte sie ihn und schlenderte in ihrem zwei Nummern zu großem Shirt und der grauen Jogginghose an ihm vorbei zur Kaffeemaschine. Ein Brummen seinerseits ließ sie schmunzeln.
„Eigentlich hatte ich die Hoffnung, dass mein neuer Stiefbruder im Gegensatz zu mir ein Frühaufsteher ist und dann Frühstück und so macht", gab sie scherzhaft von sich. „Hm", ist das Einzige, was er dazu zu sagen hatte.

Nach einem Frühstück bestehend aus einer Schale Müsli und einem - nach seiner Tasse Koffein - doch noch recht gesprächigen Jimin musste sie sich dann auch schon für die Uni fertig machen.
Sie entschied sich für ein eher schlichtes Outfit. Eine weite schwarze Jeans, ein weißes Shirt und eine graue oversized Sweatjacke (nur für den Notfall, schließlich war es Frühling und schon warm), passend zu ihren Run Star Hike Converse und einer dunkelgrauen Cap.

Sie eilte gerade aus dem Bad mit ihrem Rucksack voller Unizeugs auf dem Rücken, als es plötzlich an der Wohnungstür klingelte. Da Jimin weit und breit nicht zu sehen war, musste sie wohl hingehen.
Vor ihr stand ein etwa zehn Zentimeter größerer Mann mit dunkelbraunen, welligen Haaren und durchaus attraktiven Gesichtszügen. Besagter guckte das Mädchen leicht verwirrt und verdutzt an.
Doch da plötzlich erhellte sich seine Miene und ein freudiges Grinsen zierte sein Gesicht. Noch bevor sie irgendetwas tun konnte, wurde Danbi auch schon in eine Umarmung gezogen und in die Luft gehoben.
Was zum Teufel ist hier los und wer ist das?, fragte sie sich verdutzt.

Als könnte er Gedanken lesen, stellte er sie wieder auf dem Boden ab und begann aufgeregt zu sprechen: „Hi, ich bin Kim Taehyung, der beste Freund deines Bruders, aber du kannst mich auch Tae, Taetae, Taehyungie oder V nennen." Er hörte garnicht auf zu strahlen. „Jimins Schwester ist ja noch kleiner, als er selbst!!", kam es quietschend von ihm, als wäre Danbi ein riesiges Stofftier zum Knuddeln.
Maximal überfordert stand sie nun vor ihm und wusste nicht genau, was sie auf all das erwidern sollte.
Am Anfang dachte sie ja Jimin wäre ganz schon impulsiv, aber was ist dann mit dem da?

Gerade rechtzeitig tauchte besagter Stiefbruder von hinten auf und scheuchte seine Schwester aus dem Türrahmen, um die Tür abzuschließen. „Jimin hat schon viel von dir erzählt", berichtete Taehyung. „Ach ja?" „Übertreib nicht Tae", stritt dieser den Vorwurf seines Freundes sofort ab.
Anscheinend ist es ihm etwas peinlich, überlegte Danbi mit einem unterdrückten Grinsen.

Hidden Talent | Jeon JungkookWhere stories live. Discover now