1.0 | ESCAPE

77 4 9
                                    

VORSICHTIG SPÄHTE Danbi um die Ecke in ihren Eingangsbereich, wo in diesem Moment ein hübscher Mann nach dem anderen Jimins Wohnung betrat. Fasziniert betrachtete sie ihren makellosen Kleidungsstil und schaute anschließend an sich selbst hinunter: eine Jogginghose und ihre bunten Rentier-Weihnachtssocken, die sie auch im Frühling trug, weil sie so ausgesprochen kuschelig waren.
Sie wollte über sich selbst schimpfen, dass sie sich nicht etwas weniger schlampiges angezogen hatte, aber woher hätte sie wissen sollen, dass Taes und Jimins Freundesgruppe so gutaussehend war?

„Danbi, kommst du?", hallte Jimins Stimme durch den Flur. Sie ersetzte ihre gequälte Miene durch ein freundliches Lächeln und kam aus ihrem Versteck hervor.
Als die fremden Männer sie erblickten, erhellten sich ihre Gesichter.
Danbi entdeckte Tae, der ihr aufmunternd zulächelte und gab sich einen Ruck: „Hallo, ich bin Danbi, Jimins Stiefschwester. Freut mich euch kennenzulernen."
Ein hochgewachsener Mann reichte ihr seine Hand. „Schön dich zu sehen. Ich bin Namjoon." Sein Lächeln sah aus wie das eines stolzen Vaters. Er wirkte gelassen im Gegensatz zu Jimin und Tae und obwohl alle etwa im selben Alter zu sein schienen, kam es dem Mädchen so vor, als wäre er um einiges reifer.

Sie wandte sich dem Mann zu, der neben ihm stand und sie irgendwie an ein Pferd erinnerte.
„Coole Socken", sagte dieser grinsend und Danbi wollte am liebsten im Erdboden versinken, „Ich bin Hoseok, aber normalerweise nennen mich alle J-Hope oder Hobi." Er hielt ihr seine Faust hin, damit sie - ebenfalls mit einem Grinsen - bei ihm einschlagen konnte. Sie hatte das Gefühl bei ihm konnte man nur gute Laune haben.

„Ich bin Yoongi", kam es monoton von weiter rechts.
Kurz blinzelte Danbi über die Gegensätze. Der neutral guckende Mann war etwa auf gleicher Höhe mit Jimin und offensichtlich einer von der eher zurückhaltenderen Sorte. Man erkannte auf den ersten Blick, dass Hoseok und er so unterschiedlich waren, wie Sonne und Mond.

„Ein bisschen mehr Motivation Yoongi", meckerte der letzte von ihnen, ein breitschultriger Kerl, bevor er sich zu Danbi umdrehte, „Mein Name ist Seokjin, aber Jin oder World-wide-handsome reicht völlig." Mit einem verspielten Zwinkern warf er ihr einen Luftkuss zu. Sie schmunzelte über sein Selbstbewusstsein, doch man musste zugeben, dass diese kleine Prahlerei berechtigt war.
Die sechs Männer (mit Jimin und Tae) waren alle ziemlich attraktiv und Danbi, die in einer U-Form von ihnen umgeben war, fühlte sich mitten drin etwas verloren.

„Wo ist Jk eigentlich?", hakte Tae plötzlich nach und blickte sich suchend um.
„Das müsstest du doch wissen, schließlich ist er dein Mitbewohner." Yoongi rollte mit den Augen.
„Wie, es gibt noch einen von euch??", fragte Danbi ungläubig. Die anderen lachten über ihren erschrockenen Gesichtsausdruck.
„Unser Maknae fehlt noch. Er musste heute leider ins Studio", beantwortete Namjoon beide Fragen und allen entfuhr ein leises Seufzen.
„Schon wieder?" Skeptisch zog das Pferd eine Augenbraue hoch.
„Er hat mir gesagt, dass er eine Idee für seinen Song hätte und diese sofort umsetzen will. Ihr wisst ja, wie schwer er sich im Moment tut. Aber er entschuldigt sich für seine Abwesenheit beim Treffen." Namjoon zuckte mit den Schultern.
„Er sollte trotzdem eine Pause machen...", murmelte Tae und man merkte, dass er sich leicht Sorgen um seinen Freund machte, „Ich hab ihn gestern Abend um fast 0 Uhr angerufen, weil er immer noch nicht zu Hause war. Den ganzen Tag ist er unterwegs gewesen, schon seit früh morgens."
„Hört sich an wie ein Workaholic", kommentierte Danbi Taes Schilderung ungeniert, „Aber hey, wer ist das nicht?"
Die Jungs schenkten ihr ein halbes Lächeln.
„Also gibt es insgesamt sieben von euch? Keiner, den ihr mir noch vorenthaltet?"
Sie alle schüttelten gleichzeitig den Kopf. Und als Danbi nochmal ihre Anzahl, ihr Aussehen und ihren Kleidungsstil betrachtete, fiel ihr etwas auf: „Wow, ihr könntet eine Boygroup bilden."

Kurz wurde es ungewöhnlich still.
Es war die Art der Stille, bei der sich alle aus dem Augenwinkel anschielten. Vor allem Jimin und Tae bekamen viele flüchtige Blicke zugeworfen, allerdings konnte das dunkelhaarige Mädchen das Spektakel nur unwissend mitansehen.
Nach geschlagenen zehn Sekunden des Schweigens, in denen sie nur gezwungen lächeln konnte, ergriff ihr Bruder mit einem Räuspern unsicher das Wort: „Wollen wir uns nicht ins Wohnzimmer setzen oder so?"

Hidden Talent | Jeon JungkookWhere stories live. Discover now