2.3 | A SLOW DEATH

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ZYNISCHES GELÄCHTER hallte als schreckliche Melodie von den Wänden der Flure ab.
Das Trommeln der Schritte dröhnte in ihren Ohren wie ein dazugehöriger Bass, als sie das Treppenhaus hinuntereilte.
Stufe um Stufe beschleunigte sich ihr Puls, angetrieben durch die Angst vor der bedrohlichen Präsenz, die ihr überall hin zu folgen schien.
Mit angehaltenem Atem übersprang sie die letzten Stufen und rannte auf die gläserne Doppeltür zu, die ein Entkommen vor ihren Verfolgern versprach.
Ein Hoffnungsschimmer keimte in ihr auf, als ihre Finger endlich den kalten Griff umfassten, doch anstatt ihr Gewicht in eine Bewegung zu verlagern, sank sie auf der Stelle ein, vor einer Tür, die sich nicht öffnen ließ.
Verzweifelt stemmte sie sich gegen den vermeintlichen Ausgang und mit jedem Versuch rutschten ihre Füße weiter über den Boden.

F*ck, f*ck, f*ck!!

Das hohe Gelächter kam immer näher.
Sie musste hier weg.
Sie sprintete so schnell durch die dunklen Flure des Gebäudes, dass ihre Lungen brannten, aber egal, wie viele Kurven sie nahm, sie konnte es nicht abschütteln.

Im Moment der bitteren Aussichtslosigkeit flüchtete sie durch die nächstbeste Tür.
Mit zittrigen Händen glitt sie an den weißen Fliesen des fensterlosen Raumes hinunter. Es war zu dunkel, um irgendetwas anderes zu erkennen. Nur alle paar Sekunden flackerte die Deckenlampe grell auf.
„Alleswirdgut alleswirdgut alleswirdgut", hörte sie sich selbst mit zusammengekniffenen Augen immer wieder nuscheln.

Das Gelächter wurde immer lauter.
Sie hielt sich die Ohren zu, um nicht vor Wahnsinn loszuschreien und verkrampfte sich.
Muskelfaser für Muskelfaser wurde in Spannung versetzt.
Ein stechender Schmerz, der zu dem ohnehin schon erstickenden Gefühl in ihrer Brust hinzukam; Herz und Lunge mit Stacheldraht aneinander gefesselt
– ein langsamer Tod.

Zwischen flackerndem Licht und gerillten Wänden verlor Shin Danbi all ihre Selbstbeherrschung.

Die Tür-

Ruckartig wachte Danbi aus ihrem Traum auf und fand sich in ihrem Bett wieder. Atmend... atmend.
Während sie über sich an die leere Zimmerdecke starrte, versuchte sie ihr rasendes Herz unter Kontrolle zu bringen.

Da war er wieder, dachte sie, der Traum.
Das schaurige Theaterstück, dessen Protagonistin sie selbst spielte, gefangen in einer sich ständig wiederholenden Handlung.
Jedes Mal war sie auf der Flucht vor etwas, ohne zu wissen wovor oder weshalb sie weglief. Und obwohl der Albtraum streng nach Skript genau dann endete, wenn sie gefunden wurde, wirkten die Gefühle, die sie währenddessen durchlebte, immer wieder so real. Wie als wäre sie wirklich vor Ort, je nachdem wo der Plot sich abspielte.

Aufgrund ihrer bisher gewonnenen Erfahrungen wusste Danbi also bereits, dass sie die nächsten paar Stunden schlaflos verbringen würde.
Allerdings wunderte sie sich.
Das letzte Mal, bei welchem sie mitten in der Nacht schweißgebadet aus ihrem Schlaf gerissen wurde, war schon eine Weile her, irgendwann in den Monaten nach der Scheidung ihrer Eltern. Da hatte die ganze Tortur begonnen und sich so oft wiederholt, dass tiefe Schatten unter ihren Augen zum Normalfall wurden.

Sich im Bett aufrichtend, prüfte sie ihre Weckeranzeige.
Kurz nach um eins...
Mit einem trägen Seufzer schwang sie die Beine über den Rand und tapste durch ihr dunkles Zimmer auf der Suche nach ihren Hausschuhen und einem herumliegenden Hoodie zum Überziehen.
In der Küche machte sie sich dann eine Tasse Früchtetee, um sich anschließend Handy, Schlüssel und Decke zu schnappen und mucksmäuschenstill - ohne die Nachbarn zu wecken - das Apartment zu verlassen. Auf dem Weg nach draußen lief sie an Jimins geöffneter Zimmertür vorbei und schlussfolgerte, dass dieser wohl immer noch bei seinem Freund Yoongi sein musste, dessen Wohnung sich zufälligerweise zwei Etagen tiefer im selben Gebäude befand.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 21 ⏰

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