0.5 | THREE WORLDS

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DANBI SA AUF dem Außengelände der Universität und staunte darüber, wie viel besser das Cafeteria-Essen hier war, als in Deutschland. Neben ihr auf der Bank haben es sich ihre treuen Begleiter Taehyung, Sumi und noch ein zweiter hochgewachsener Junge, den sie Jae nannten, gemütlich gemacht und schaufelten sich ihr Essen in den Mund.

Bisher hatte das dunkelhaarige Mädchen noch nichts hilfreiches zur Konversation beigetragen, da dazu momentan nicht der richtige Zeitpunkt war, wie sie entschieden hatte. Denn gerade unterhielten die drei sich ausgelassen darüber, dass sie dieses schönen Tages noch jemandem namens Namjoon eine überbraten wollten, da dieser (schon wieder) seine Fahrprüfung verhauen hatte.
Namjoon, du armer, dachte Danbi mitleidig und kratzte die letzten Körner Reis aus der Schale.

Zudem spielte sie seit einer Weile mit dem Gedanken einfach ihren Skizzenblock herauszuholen und den skurrilen Architekturstil des Colleges darin festzuhalten. Merkwürdigerweise bildeten die Glaspalast-ähnlichen Neubauten und die mit Efeu überwucherten Hauswände im gotischen Stil ein beinahe rundes Bild. Sie musste zugeben, dass sie mit so etwas leicht zu faszinieren war.

„Also Danbi...", meldete sich Sumi von der Seite mit einem wissensbegierigen Blick und Danbi bereitete sich gedanklich schon mal auf ein Interview über ihren gesamten Lebenslauf vor, „Wo hast du vorher gelebt? Was machst du so in deiner Freizeit? Wann hast du Geburtstag? Warum studierst du Design? Hast du einen Freund?"
Für einen Moment war es still, da sie die ganzen Fragen erstmal alle verarbeiten musste.
Dann setzte sie zu einer Antwort an: „Ich hab in einer Kleinstadt in Deutschland gelebt. Die Stadt heißt Stralsund und liegt direkt an der Ostsee."
Sumi kramte in ihrer Tasche herum, bis sie ihr Handy fand und etwas drauf herum tippte. Skeptisch beäugte Danbi das Ganze.
Sie wollte sich das doch wohl nicht notiere-
„Ich hab mich jetzt mit Google Maps ausgerüstet, damit ich dir folgen kann", gab sie dem anderen Mädchen zu verstehen und kurz musste Danbi ein Schmunzeln unterdrücken.
„Ich muss zugeben, dass mein Wissen über Deutschland ziemlich begrenzt ist. Also ich weiß, dass es existiert und die Hauptstadt Berlin heißt, aber das war's so ziemlich", merkte Jae hinter ihr vorsichtig an, doch das wunderte Danbi nicht im mindestens. Deutschland hatte nicht gerade viele bekannte Städte oder Sehenswürdigkeiten vorzuweisen, wie zum Beispiel die USA.

„Deutschland ist... etwa dreimal so groß wie Südkorea. Im Süden ist die Landschaft von Gebirgen geprägt, im Norden hingegen eher von Flachland. Berlin ist im Gegensatz zu Seoul viel kleiner und hat auch viel weniger Einwohner."
„Hört sich entspannt an. Nicht durch überfüllte Straßen laufen zu müssen, könnte man fast als Luxus bezeichnen..", murmelte Jae.
Diese Aussage kommentierte Danbi nur mit einem Schulterzucken. Wenn sie so drüber nachdachte, fiel ihr nämlich nur das Wort langweilig ein.
„Was ich in meiner Freizeit mache? Uhm... Ich zeichne und les-" „OH GOTT! TAE, JAE WIR MÜSSEN LOS!!" Synchron sprangen Sumi und die anderen zwei gestresst auf. „Entschuldige Danbi, aber der Professor dreht uns den Kopf ab, wenn wir wieder zu spät kommen. Wir verschieben das Gespräch aufs nächste Mal!", rief Sumi ihr zu und winkte zum Abschied, bereits mit ihrem halb-leeren Tablett in Richtung Mensa sprintend.
„Bis dann, Danbi", lächelte Jae und hetzte seiner Freundin hinterher.
Tae ließ sich etwas mehr Zeit. „Wir sehen uns." Mit einem Zwinkern drehte er sich um und ließ die Designstudentin auf der Bank allein zurück.

-☆-

Papierrascheln und lautstarke Gespräche erfüllten den Hörsaal. Danbis Kommilitonen erhoben sich und wühlten in ihren Taschen. Kaum einer schenkte dem vorne stehenden Professor noch seine Aufmerksamkeit.
„Und vergessen Sie nicht, Ihre Projekte bis Freitag fertigzustellen", fügte dieser hinzu und rückte seine Brille zurecht, doch die meisten Studenten waren bereits durch die Doppeltüren an der Rückseite des Saals nach draußen verschwunden.
Danbis letzte Vorlesung für heute war vorbei und nach kurzem Warten verließ sie ebenfalls den Saal. Der Korridor des Unigebäudes lag nahezu leer vor ihr. Jeder versuchte, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen und den überfüllten Sälen zu entfliehen.

Hidden Talent | Jeon JungkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt