1.5 | CELEBRITY

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LÄSSIG NAHM Danbi einen Schluck von ihrem Shake, welchen sie sich zusammen mit der Torte beim Three Worlds geholt hatten und schlenderte Jeong-guk hinterher. Er lief ein paar Meter vor ihr und schob gentlemanlike einige Zweige beiseite, die ihr den Weg versperrte. Das Mädchen hinterfragte erst garnicht wohin sie gingen; ein perfektes Beispiel dafür, was man eigentlich nicht tun sollte: alleine einem (fast) Wildfremden folgen. Aber hey, würde Jeong-guk sie entführen wollen, hätte er es schon längst getan. Und außerdem wusste er ganz genau, wie übel Danbi ihm das nehmen würde.

Durch die blühenden Äste der Bäume sah sie bereits das kühle Wasser des Han-Rivers schimmern. Schließlich endete das Gestrüpp und die beiden gelangten an einen Teil des Flussufers, welcher vom Trubel gänzlich abgeschottet war, so als läge diese kleine Lichtung fernab der Stadt.
„Wow..."
Mit weit aufgerissenen Augen betrachteTe Danbi den Ausblick über den Strom und die Hochhäuser, die dahinter in den Himmel ragten.
Die Gegensätzlichkeit aus verwilderter Natur und modernen Stahlgebäuden ließ einem das gegenüberliegende Ufer wie eine andere Welt vorkommen.
"Hmh...", pflichtete Jeong-guk ihr bei.
Der Geruch von feuchter Erde und saftigem Gras lag in der Luft, wie man ihn sonst in Seoul nur selten vorfand.
Nach einem kurzen Moment der Stille schaffte Danbi es sich von der atemberaubenden Skyline loszureißen und drehte ihren Kopf in seine Richtung.

Er hatte die Augen geschlossen, seine Hände in den Jackentaschen vergraben.
Eine warme Frühlingsbrise rauschte durch die Blätter und ließ die durch die Baumkronen scheinenden Strahlen der Mittagssonne auf seinen makellosen Gesichtszügen tanzen.
Während sie gedanklich noch in der Situation mit Gyeong von vorhin feststeckte, bemerke das Studentin garnicht, wie sie den silbern funkelnden Ring an Jeong-guks Ohr mit ihrem Blick durchbohrte.

„Starrst du alle Menschen so an?"
Aus ihren Gedanken gerissen wandte sie sich hastig wieder den Bauwerken am Horizont zu, das Gefühl überspielend bei etwas Verbotenem ertappt worden zu sein.
Jeong-guk nahm unterdessen seinen Rucksack von den Schultern und zog eine Decke daraus hervor, welche er hinter ihr auf dem mit Gänseblümchen bedeckten Boden ausbreitete.
„Nur die, aus denen ich nicht schlüssig werde."

Danbi nahm auf der Decke Platz. Ihrem Beispiel folgend ließ auch er sich nieder, allerdings etwas von ihr abgewandt, die Knie ein Stück an sich gezogen und je einen Arm darauf abgestützt.
„Was meinst du?"
Jeong-guk spielte angespannt mit seinen Fingern. Ganz offensichtlich wollte er es vermeiden ihr in die Augen zu sehen.
„Du...", Sie zupfe einige Grashalme vom Boden, „weichst ständig aus, wenn es um dich und dein Leben geht", tat sie ihre Bemerkungen kund und endlich schenkte er ihr seine ungeteilte Aufmerksamkeit, überrascht darüber, dass sie die durchgängige Geheimnistuerei bemerkt hatte.

„Was möchtest du wissen?" Er guckte abwartend in die Ferne und Danbi witterte eine Chance auf das Stillen ihrer Neugierde.
„Fangen wir mit deinem Beruf an", schlug sie lässig vor, wie als wäre ihr das Thema gerade zum ersten Mal durch den Kopf geschossen, „Als was arbeitest du?"
Doch kaum hatte sie die Frage ausgesprochen, versteifte er sich wieder.
„Nichts besonderes", meinte er nach einem Räuspern, „Ich uhm arbeite in einer dieser tausend riesigen Firmen. Irgendwelche... Projekte mit meinen äh Teamkollegen auf die Beine stellen und ähm... diese dann vor Leuten präsentieren... sowas halt." Das anschließende hilflose Schulterzucken seinerseits ließ vermuten, dass er sich Danbis ›Verhör‹ etwas ausgeliefert fühlte. Der Sadist in ihr fragte trotzdem weiter nach.
„Ah, cool. Wie heißt die Firma?"
Er blinzelte sie zweimal an.
„Big... Big Industries." Ein langsames Nicken, so als müsste er sich dieser Antwort selbst vergewissern.
„Und was für Projekte entwickelt ihr genau?"
„Du äh, können wir bitte nicht über die Arbeit reden?", nuschelte er, widmete sich seinem Rucksack und zog berüchtigtes Notizbuch daraus hervor.
„Oh, stimmt, sorry. Dieser ganze Projektkram ist bestimmt stressig."
„Ein wenig." Schieler zum Notizbuch. „Torte?" Fragend hielt Jeong-guk ihr die weiß-rosane Schachtel unter die Nase und Danbi wollte sie gerade lächelnd entgegen nehmen, da hielt sie das Klingeln ihres Handys auf.

Hidden Talent | Jeon JungkookWhere stories live. Discover now