2.0 | MORNING TALKS

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LANGSAM ÖFFNETE Danbi die Augen und versuchte sich blinzelnd an das helle Licht zu gewöhnen, welches unermüdlich in ihr Gesicht schien und sie aus ihrem friedlichen Schlaf zu locken wagte. Die Weichheit der Laken brachte sie dazu sich wohlig auf die andere Seite zu drehen, um weiter zu schlafen.

Bis sie eine Gestalt erblickte.

Sofort schreckte sie auf. Der breitschultrige Mann saß mit dem Rücken zu ihr gewandt an der Bettkante, sodass Danbi das Gesicht nicht erkennen konnte. Beim plötzlichen Rascheln der Laken drehte er jedoch seinen Kopf.
Jeong-guk.
Auf einen Schlag rückte die Welt in den Fokus.
„Morgen", lächelte er, „Gut geschlafen?" Selbst im
Halbschlaf registrierte die Frau, dass seine Morgenstimme ein paar Töne tiefer als gewöhnlich war.
„Morgen..?", erwiderte sie verdattert, während sie sich den Schlaf aus den Augen rieb und beobachtete, wie er um das Bett herum zum großen Fenster lief, um die Jalousien aufzuziehen.

Was zum... Wie war sie hierher gekommen..?
Die Räder in Danbis Kopf gerieten auf der Suche nach Antworten langsam ins Rollen und-
Oh...
Die Erinnerungen der letzten Nacht kehrten zurück; wie Jeong-guk sie am Straßenrand fand, wie er sie tröstete, wie er ihr betrunkenes Ich zu sich nach Hause geschleift und ihr seine Sachen gegeben hatte und wie sie ihn auf das Bett gezogen-

Erschrocken lugte das Mädchen unter die Bettdecke und stellte mit Erleichterung fest, dass sie noch jegliche Kleidung an sich trug.
Puh...
Jeong-guk registrierte ihre kurzzeitige Panik und lachte rau auf, als sie wieder beruhigt in die Kissen zurück sank.
Er ließ sich schmunzelnd auf der Kante ihrer Bettseite nieder, dabei seitlich über ihre verdeckten Beine hinübergelehnt und mit seinem rechten Arm auf der Matratze abgestützt.
„Keine Sorge, das würde ich niemals tun", versicherte er ihr, fügte jedoch nach einer kurzen Pause frech zwinkernd hinzu: „Zumindest nicht ohne deine Zustimmung."
Stöhnend zog Danbi die Decke über den Kopf, als ihr die Röte ins Gesicht schoss. Gedämpftes Lachen war zu vernehmen.

„Ich hab dir übrigens noch Schmerztabletten gegen das Hangover hierhingelegt", teilte der Mann ihr mit.
Vorsichtig schob sie das Laken wieder bis auf die Höhe unter ihren Augen. Und jetzt, wo er es so erwähnte, machte sich das unangenehme Pochen ihrer Schläfen auch bemerkbar.
Dankend griff sie nach der kleinen Packung und dem Wasserglas, welches er ihr entgegenhielt. In einem Schluck spülte sie die Pille hinunter.
„Ich muss nochmal schnell Hundefutter besorgen, weil wir keines mehr haben", erklärte er, als er ihr das Glas wieder abnahm, „Aber ich bin in einer viertel Stunde wieder zurück. Fühl dich bis dahin wie zu Hause, okey?"
Danbi nickte und somit verließ er kurz darauf den Raum.

Auf dem Weg nach draußen schloss Jeong-guk die Schlafzimmertür seines Mitbewohners und stellte sicher, dass alle Hinweise auf ihren gemeinsamen Berufszweig versteckt waren.
Dann schnappte er sich Cap, Handy, Schlüssel und Portmonee, ging zum Aufzug und ließ das Mädchen, dessen Herz vor wenigen Stunden von einem anderen Mann gebrochen wurde, sicher versorgt in seinem Schlafzimmer zurück.

Jeong-guk fragte sich, womit sie beschäftigt sein würde, wenn er wieder nach Hause kam und schmunzelte über den schieren Gedanken, bei seiner Rückkunft von ihr empfangen zu werden.

Danbi blieb noch für eine Weile im Bett liegen und versuchte sich an die bizarre Tatsache zu gewöhnen, dass sie sich gerade in Jeong-guks Wohnung befand. Noch dazu, dass er ihr genug vertraute, um sie hier alleine zu lassen.

F*ck, wie revanchierte sie sich bei ihm?
Wie lange hätte sie dort weiter gesessen, wenn er sie nicht vom Wegesrand aufgegabelt hätte?

Und wo wäre sie nach ihrem Treffen mit Minho überhaupt ohne Schlüssel hingegangen?
Jimin hätte ihr nicht die Tür aufmachen können, da er mit Tae unterwegs gewesen war.

Hidden Talent | Jeon JungkookWhere stories live. Discover now