klärendes Gespräch

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Leewai

Ich laufe den Weg zur Parkbank und erblicke sie bereits. "Als du angerufen hast, habe ich nicht gedacht, dass du so schlecht aussiehst." Mich blickt Bellissima an. Ihr lächelt ist schon lange nur noch angeschraubt und die Müdigkeit übertrifft so ziemlich ihre Dunkeln Schatten unter den Augen.

"Ich gebe ihr den Tee und sie lächelt sehr schwach." Vorsichtig setzte ich mich neben sie, "dein Leben verläuft anders als gedacht und jetzt stehst du hier." sage ich und sie nickt. "Was ist passiert in Italien?" frage ich und sie sieht mich an, "ich erfülle jemandem einen Wunsch." flüstert sie leise, "wieso redest du mit keinem? Ich bekomme oft Nachrichten von anderen das du mit ihnen nicht sprichst. Du musst nicht allein gegen diese Person kämpfen und du musst auch nicht alles auf deinen Schultern tragen."

Sie nickt, "Ist mir bewusst." Ich lache, "wieso machst du es dann?" Sie sieht mich an, "erzähl mir lieber etwas Schönes." Ich blicke sie an, sie hat sich verändert, seitdem sie die Uni verlassen hat und niemand kann ihr helfen das erlebte rückgängig zu machen.

"Valentino und ich sind in ein Haus gezogen und haben viel Zeit zusammen. Wir arbeiten im gleichen Krankenhaus, auch wenn wir uns kaum sehen dort, so ist die Vorfreude abends umso größer. Ich bin glücklich mit ihm und wir erleben viel. Heute hat er Nachtschicht, weshalb er daheim schläft, aber er ist glücklich und ich bin dir dankbar dafür das du mich nicht aufgegeben hast und mir in den Arsch getreten hast."

Sie lächelt, "das freut mich zu hören." Ich nicke, "hast du Zeit mit deinem Vater gehabt?" frage ich nach, "ach, das letzte Mal sah ich ihn um Weihnachten herum. Er muss viel arbeiten und ich habe nicht immer den Nerv dazu ihn zu sehen. Oft bereue ich es ihn nicht öfter getroffen zu haben und oft tut sein Anblick auch weh, ich bin auch eifersüchtig auf meine Geschwister, hatten sie ihn immer um sich herum so musste ich auf ihn verzichten. Ich denke derzeit viel nach und plane so einiges, das alles braucht Zeit und mir kann keiner dabei helfen. Ich fühle mich oft allein, weil ich niemandem vertrauen kann. Die meisten sind außerdem mit ihrem Leben beschäftigt und haben mich längst abgeschrieben."

Ich sehe sie an, nehme sie in den Arm und halte sie fest. "Du bist kalt." sagt sie und ich lächle, "ich weiß, aber es gibt jemanden der ist warm." Sie nickt, "ja, irgendeiner ist warm, aber leider nicht in meinem Umfeld."

Ich halte sie fest und schließe die Augen, sie braucht jemanden der sie liebt und ihr ein Zuhause gibt. "Na komm, wir gehen irgendwohin, wo es warm ist." Sie nickt und ich helfe ihr auf. Sie verdeckt ihre Augen mit einer Sonnenbrille und versteckt sich unter weiten Klamotten, so viel verloren zu haben, tut ihr nicht gut.

Schweigend nehme ich ihre Hand und wir laufen zu mir Nachhause. Valentino muss sowieso aufstehen, ich kann ihr nicht helfen und sie braucht jemanden der ihr die Wahrheit sagt. Es steht nicht gut um sie und ihre Gesundheit.

Der Weg nachhause vergeht ruhig, sobald wir im Haus sind zieht sie die Schuhe aus, sie ist dünner geworden. "Setzt dich auf die Couch, ich hole Tee und wecke Valentino mal, er muss sowieso aufstehen." Sie nickt und setzt die Brille und Cap ab.

Leise laufe ich ins Schlafzimmer und wecke Valentino, er sieht mich aus verpennten Augen an, "Bellissima ist hier. Sie könnte deinen Rat gebrauchen." Er setzt sich auf und nickt, vorsichtig zieht er sich eine Hose an und streckt sich.

Ich laufe in die Küche und mache Kaffee für ihn. Als er aus dem Schlafzimmer kommt blickt er Bellissima an, sie wirkt müde und erschöpft. "Nimm das Halsband ab." sagt er und Bellissima nimmt es ab, ich dachte nicht, dass es eine Wirkung hat, ich war davon ausgegangen das es einfach Deko ist.

Ihr Körper wirkt noch dünner und die schatten unter ihren Augen sind wie schwarze Löcher. Unergründlich.

"Du siehst scheiße aus." sagt mein Freund und ich sehe ihn an, aber er nimmt Bellissima nur in den Arm und hält sie fest. "Du bist warm." sagt sie leise und er streichelt ihr leicht über ihre Haare. Ich blicke sie an, sie ist nur noch der Schatten von sich selbst. Damals habe ich sie bewundert, wie stark sie ist ohne zu wissen was der Preis war, jetzt sehe ich den Preis und kann kaum glauben das sie es ertragen hat.

"Ruhe dich aus, du brauchst was zu essen und ein heißes Bad." Sie winkt ab, "geht schon." Ich blicke ihre Lippen an, "nichts da Prinzessin. Deine Lippen werden schon blau. Schwing den Hintern und folge mir."

Damit helfe ich ihr auf und wir laufen ins Bad, ich lasse ihr ein Bad ein und tue ein Badesalz in Blau dazu. "Rein da." Sie blickt mich an, "ich habe keine Wechsel Klamotten dabei." Ich sehe sie an, "lass mich das klären." Damit verlasse ich den Raum und suche ihr alles zusammen was Frau so braucht für ein Bad.

Vorsichtig laufe ich ins Bad, sie liegt in der Wanne als wäre sie ein toter Fisch, vorsichtig lege ich ihr alles hin und suche ihr dann ein paar Klamotten aus, bevor ich noch was bestelle was in Zwanzig Minuten geliefert werden soll.

Während Valentino langsam wach wird setzte ich mich neben ihn, "hast du gut geschlafen?" Er sieht mich an und küsst mich, "ja jetzt schon." Ich fahre ihm durch die Haare, "du bist nicht sauer, dass sie hier ist, oder?" Er schüttelt den Kopf, "niemals. Sie kann gern länger bleiben und sich ausruhen, aber so wie ich sie kenne wird sie das nicht machen. Sie ist jemand der bleibt nicht und sie wird weitermachen."

Ich blicke kurz zur Badezimmertür, bevor ich ihr die Klamotten hinlege und es klingelt. Eilig laufe ich zur Tür und nehme die Tüte vom Lieferanten an und lege diese ebenfalls ins Bad und koche dann eine Suppe.

Valentino muss sowieso noch was essen, während ich die Suppe fertig mache, mache ich auch das Essen für Ihn fertig. Ich habe ein wenig Spaß daran gefunden ihm Bento Boxen zu machen.

Lächelnd packe ich ihm sein Essen ein und er kommt umgezogen aus dem Schlafzimmer. Als die Tür zum Bad aufgeht kommt Bellissima in Hoodie von mir und Jogginghose von Valentino wieder. "Du siehst gut aus." Sie nickt Valentino zu und damit setzten wir uns und essen suppe. "Du ruhst dich heute noch aus, morgen kannst du gern wieder die Welt unsicher machen."

Sie nickt und isst in Ruhe weiter, am Ende sitzen wir auf der Couch, ich lege eine Decke über sie, "gute Nacht." Damit wird es ein Stück dunkler im Wohnzimmer und Valentino macht sich fertig für die Arbeit. "Ich muss auch nochmal in die Klinik." sage ich und ziehe mich an, bevor ich mit Valentino zur Klinik fahre und dort noch einen Bericht schreibe und dann zurückfahre.

Als ich die Tür aufschließe liegt alles ruhig vor mir. Leise mache ich das Licht an und finde eine leere Couch vor. Ich suche in den anderen Räumen nach ihr und muss feststellen das sie weg ist. Ich hocke mich auf die Couch und nehme den Zettel in die Hand, der auf dem kleinen Beistelltisch liegt.

'Jungs, tut mir leid, dass ich nicht geblieben bin. Ich werde mich revanchieren und euch irgendwann einladen, dafür dass ihr so nett zu mir seid. Ich schaffe es nicht zu Ruhe zu kommen, ich muss erst meinen Kram erledigen und sicher sein, dass ich alles richtig getan habe. Passt auf euch auf und haltet die Ohren steif, ich danke euch von Herzen für eure liebevolle Art und das ihr meine Freunde seid. Danke. Bellissima. '

Ich blicke den Zettel an und blicke zu den Sternen, die man heute ein wenig erkennen kann. Es fühlt sich an, wie ein Abschied und dennoch weiß ich das ihr weg noch nicht zu Ende ist. Sie wird jemanden finden der sie lieben wird, wie sie ist, doch bis dahin wird sie weitergehen und kämpfen.

Ich lächle leicht, vergiss niemals woher du kommst Bellissima. 


Mono: Luciano RingeWhere stories live. Discover now