4 - Lug und Betrug ist gar nicht so schwer zu finden

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𝕐𝕠𝕦𝕣 𝕗𝕚𝕣𝕤𝕥 𝕚𝕟𝕤𝕥𝕚𝕟𝕔𝕥 𝕚𝕤 𝕦𝕤𝕦𝕒𝕝𝕝𝕪 𝕣𝕚𝕘𝕙𝕥

Als ich das Klassenzimmer für Zaubertränke betrat und in das Gesicht von Professor Snape blickte, wusste ich, dass ich so richtig verkackt hatte.

"Ich hoffe sehr für Sie, dass Sie eine gute Ausrede für Ihre Verspätung haben, Miss Green!", meinte Professor Snape, der mit seinem ärgerlichen Gesichtsausdruck alles andere als freundlich wirkte, mit klirrend kalter Stimme.

Eilig stotterte ich besagte Ausrede, die ja eigentlich nicht einmal eine Ausrede war: "Ähm, naja, ich habe mich verirrt und..."

Weiter kam ich nicht und falls irgendwie möglich war Snapes Gesichtsausdruck noch finsterer geworden, als er erwiderte: "Sie denken wohl, Sie würden meinen Unterricht nicht brauchen, oder wie ist das?"

Ich schluckte und obwohl ich wusste, dass ihm das egal sein würde, meinte ich erneut: "Nein, Professor, wie gesagt, ich habe mich verlauf..."

Also echt, davon, dass man andere ausreden ließ, hatte er auch noch nicht allzu viel gehört! Klar, er war der Lehrer, aber trotzdem!

"Ich werde Ihnen jetzt eine Frage stellen, wenn Sie die richtige Antwort kennen, kommen Sie um eine Strafe herum! Also, was ist ein Bezoar, wo findet man ihn und für was wird er verwendet?", fiel er mir schon wieder ins Wort.

Falls er jedoch gedacht hatte, mich mit dieser Frage zu schockieren, so täuschte er sich. Im Übrigen handelte es sich genaugenommen um drei Fragen.

Wie bereits erwähnt, ich hatte mich mehr als gut auf Hogwarts vorbereitet. Dementsprechend war es mir ein Leichtes, die richtige Antwort zu finden.

Mit einem kleinen Grinsen im Gesicht verkündete ich: "Ein Bezoar ist ein Stein aus dem Magen einer Ziege, somit findet man ihn im Magen einer Ziege und er wird als Gegengift verwendet."

Obwohl es ihm so gar nicht in den Kram zu passen schien, knurrte Professor Snape: "Richtig. Setzen. Und ich warne Sie, Miss Green, wehe, Sie kommen nochmal zu spät!"

Ich schaute mich im Klassenzimmer um. Zu meinem Leidwesen war der einzige freie Platz ausgerechnet neben Draco Malfoy. Och neeeee! Die, ähem, Begeisterung beruhte allerdings auf Gegenseitigkeit.

"Rutsch rüber, du brauchst viel zu viel Platz!", zischte Draco mir genervt zu.

Was war eigentlich sein Problem?! Ich saß ganz normal auf meinem Platz!

"Nur zu deiner Information, ich sitze ganz normal auf meinem Platz! Also muss wohl etwas anderes den Platz verbrauchen... Wie wäre es mit deinem Ego?", teilte ich ihm aufgebracht mit.

Nur leider schien das nicht so ganz die Wirkung zu erzielen, die ich wollte.

Mit einem bösen Blick und einem fiesen Grinsen in meine Richtung schrie er plötzlich auf: "Autsch! Professor, Evelina hat mich getreten!"

Das hatte er jetzt gerade nicht getan! So ein Arsch!

Entrüstete brauste ich auf: "Was?! Ich habe nichts dergleichen..."

Schon wieder wurde ich von Snape unterbrochen, der sich sichtlich über diese Gelegenheit zu freuen schien. 

"Na so was, Miss Green, man tritt keine Leute! Nachsitzen! Für den Rest des Monats!"

Wütend fing ich an: "Aber ich habe nicht..."

Snape brachte mich mit einem fiesen Blick zum Schweigen. Also echt, von so viel Ungerechtigkeit hätte ich schreien mögen! Da ich allerdings nicht noch mehr Ärger gebrauchen konnte, begnügte ich mich mit einem Blick in Richtung Draco, der ihn eigentlich umbringen hätte müssen. Tat er leider nicht. 

Den Rest des Tages hatte ich schlechte Laune. So richtig. Beim Mittagessen kam dann zu allem Überfluss auch noch Snape auf mich zu.

"Das Nachsitzen findet heute im Unterricht bei Professor Flitwick statt, da ich noch was zu erledigen habe. Also los!", verkündete er.

Nur war ich immer noch sauer, dass ich für etwas bestraft wurde, dass ich nicht einmal getan hatte.

Also wagte ich einen Versuch: "Aber ich habe Draco nicht getreten..."

Ein böser Blick seitens Professor Snape.

Hilfreich wie immer schlug ich vor: "Darf ich ihn treten, damit die Strafe wenigstens gerechtfertigt ist?"

Naja, der Blick, den Snape mir daraufhin zuwarf, war an Bösartigkeit wohl kaum noch zu toppen.

"Och menno...", meinte ich enttäuscht.

Als er weg war, machte ich mich auf den Weg zum Klassenzimmer für Zauberkunst, wo ich jetzt nachsitzen musste. Da mittlerweile genug Schüler auf den Gängen unterwegs waren, hatte ich immerhin kein Problem damit, den richtigen Weg zu finden.

Ich blieb erst einmal im Türrahmen stehen und schaute mich unschlüssig um. Was jetzt? Ich entdeckte Fred und George, woraus ich schloss, dass es sich bei den Schülern im Klassenzimmer um Drittklässler handelte. In dem Moment entdeckten die beiden mich.

"Hey, Evelina, was machst du denn hier?", erkundigte sich Fred.

Resigniert erwiderte ich: "Nachsitzen."

Jetzt sahen mich die beiden ungläubig an.

"Was zur Hölle hast du angestellt, dass du an deinem ersten Schultag nachsitzen musst?!", stieß George hervor.

Das wüsste ich ja auch gern. Aber sei's drum.

Mit einem Grinsen im Gesicht fügte Fred hinzu: "Das haben ja noch nicht mal wir hinbekommen, obwohl, wenn wir Pech haben, wird das noch..."

Schließlich ging mir auf, dass sie mir ja genau genommen eine Frage gestellt hatten.

Eilig erklärte ich: "Das ist es ja, ich habe rein gar nichts gemacht! Draco hat behauptet, ich hätte ihn getreten und jetzt muss ich einen Monat lang nachsitzen! Ich würde mir ja wünschen, ich hätte ihn wenigstens wirklich getreten..."

Die beiden schauten mich mittleidig an.

George verkündete mitfühlend: "Total fies! Aber ich fürchte, bei Snape kommst du nicht drum herum."

Fred bot mir einen Sessel an: "Komm, setzt dich doch erst einmal hin!"

Dabei deutete er auf einen freien Stuhl neben den Zwillingen.

Ich wollte mich gerade hinsetzen, als mir die komischen Blicke auffielen, die Fred und George mir zuwarfen. Irritiert hielt ich inne.

"Ist was?", fragte ich.

Fred stotterte los: "Nein, nein, wir, äh..."

Ziemlich übereilt fingen sie ein Gespräch mit einem anderen Schüler an.

Kopfschüttelnd wollte ich mich dann doch hinsetzen, als mir etwas einfiel. Wollte ich mich wirklich einfach so auf einen Sessel setzen, den mir Fred und George angeboten hatten, wenn die sich gerade ziemlich seltsam verhielten? Vor allem hatte sogar ich schon von ihren berühmt berüchtigten Streichen gehört! Also mir war das Risiko in dem Fall eindeutig zu hoch...

Ich nahm den Sessel genauer unter die Lupe und tatsächlich: Ich sah eine einsame Ameise darauf herumklettern, die bei genauerem Betrachten überhaupt nicht mehr so einsam und alleine aussah. Sie hatte nämlich ihre Kumpels mitgebracht. Und wenn ich das mal danach beurteilte, handelte es sich um eine sehr beliebte Ameise!

Aus dem Augenwinkel schielte ich zu Fred und George. Sie achteten nicht auf mich. Perfekt. Denn eines war klar, was die konnten, das konnte ich schon lange...

The girl who lived - Alles dreht sich um einen SteinWhere stories live. Discover now