12 - Ich fluche über Füße

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𝔹𝕖 𝕤𝕞𝕒𝕣𝕥 𝕖𝕟𝕠𝕦𝕘𝕙 𝕥𝕠 𝕜𝕟𝕠𝕨 𝕨𝕙𝕖𝕟 𝕪𝕠𝕦 𝕟𝕖𝕖𝕕 𝕙𝕖𝕝𝕡

Es war zum Aus-der-Haut-Fahren! Ich bekam meinen Fuß einfach nicht aus diesem blöden Loch! Und meinen Zauberstab hatte ich in all der Aufregung natürlich auch fallen gelassen!

Während ich noch am Fluchen war, hörte ich plötzlich, wie jemand irgendwo in der Nähe meinen Namen rief. Moment mal. War das etwa Draco?

Gerade rief er: "Evelina? Das ist nicht lustig!"

Tja, also wenn man seine schon ziemlich panische Stimme hörte... doch, ein bisschen lustig war es schon. Nichts desto trotz wollte ich auf keinen Fall, dass er mich entdeckte. Die Situation, in der ich mich gerade befand, war einfach zu demütigend.

"Evelina? Wo bist du?!"

Jetzt klang er tatsächlich schon etwas beunruhigt. Wobei ich mich ja fragte, ob er sich Sorgen um mich machte oder darüber, dass er jetzt mutterseelenallein irgendwo im Verbotenen Wald herumstand. Wenn ich raten müsste, würde ich auf die zweite Variante setzen.

Eine Weile war es still und als plötzlich hinter mir jemand lauthals in Gelächter ausbrach, fuhr ich zusammen. Draco. Natürlich.

"Was ist denn jetzt so lustig?!", fuhr ich ihn wütend an.

Ich war mittlerweile ganz schön frustriert, denn ich versuchte schon seit Ewigkeiten erfolglos, meinen Fuß zu befreien, und es wollte und wollte einfach nicht klappen, egal was ich versuchte. Draco verstummte und sah mich jetzt seinerseits ärgerlich an.

"Wenn du dauernd nervst, helfe ich dir eben nicht!", teilte er mir kalt mit.

Genauso sauer giftete ich zurück: "Habe ich jemals gesagt, dass ich deine Hilfe will? Ich könnte mich jedenfalls nicht erinnern!"

Klar, eigentlich hätte ich Hilfe mehr als nur nötig, aber Draco? So tief würde ich sicher nicht sinken! Außerdem ging er mir wieder mal gehörig auf den Keks, um es mal so auszudrücken.

"Gut, dann gehe ich jetzt eben!", zischte er wütend.

Ich zuckte mit den Schultern. In dem Moment wollte ich ihn einfach nur loswerden.

"Und lasse dich hier zurück! Ganz allein!", machte er weiter.

Ich sah ihn fragend an. Ich dachte, er wollte gehen? Sehr weit war er zugegeben noch nicht gekommen. Genau genommen stand er immer noch an Ort und Stelle.

"Jetzt bin ich aber wirklich weg, letzte Chance!", teilte er mir mit.

Ich war mittlerweile dazu übergegangen, ihn gekonnt zu ignorieren. Schließlich drehte er sich um und ging doch.

Hm. Mist. Jetzt war ich wieder allein. Vielleicht war das nicht gerade meine klügste Entscheidung gewesen. Aber egal. Das würde schon irgendwie klappen. Solange mich nichts angriff... Ja, weil es hier im Verbotenen Wald ja absolut nichts Gefährliches gab, das mich angreifen könnte, haha. Wirklich, ich steckte ziemlich in der Klemme. Buchstäblich.

Wütend grummelte ich vor mich hin: "Wenn der Fuß in das verdammte Loch reingepasst hat, dann muss er doch auch wieder rausgehen!"

Ich war inzwischen so sauer, dass ich keinerlei Rücksicht mehr auf Verluste nahm. Sollte heißen, ich zog und zerrte an dem Fuß und ignorierte dabei sämtliche Schmerzen.

Plötzlich, - mit einem gewaltigen Ruck - war ich frei. Ich kippte von dem Schwung rückwärts um und blieb erst einmal schwer atmend liegen.

"Geht doch!", murmelte ich.

Doch das nächste Problem nahte schon. Denn nicht nur, dass mein Fuß angefangen hatte schmerzhaft zu pochen, als ich schwungvoll aufsprang, klappte ich mit einem leisen Schmerzensschrei auch gleich wieder zusammen.

Mein Fuß wollte mein Gewicht einfach nicht tragen. Während ich mich noch fluchend wieder aufrappelte, tauchte plötzlich Draco wieder auf.

"Evelina? Geht's dir gut?", erkundigte er sich.

"Ich dachte, du wolltest gehen? Sehr weit bist du dann wohl nicht gekommen!", stellte ich genervt fest.

Meine Versuche, irgendwie wieder auf die Beine zu kommen scheiterten allesamt. Es ging einfach nicht, da konnte ich fluchen, was ich wollte.

"Soll ich dir vielleicht bei irgendwas helfen?", erkundigte sich Draco in dem Moment.

"Nein!!!"

Ich brüllte schon fast. Und wie ich Hilfe gebrauchen könnte! Aber ich wollte verdammt nochmal keine Hilfe, nicht von Draco! Der würde mich nur bis an mein Lebensende damit nerven und da ich gerade mal 11 war, würde das noch ziemlich lange sein. Wobei... wenn ich hier verrotten würde, wohl eher doch nicht. Trotzdem. Ich würde schon einen Weg finden! Ich fand immer einen Weg!

Meine Frustration hatte einen neuen Höhepunkt erreicht und ich schlug wütend auf den Boden. Hätte ich nur mal hingesehen, dann hätte ich vielleicht nicht meinen ohnehin schon schmerzenden Fuß getroffen.

"Au, verdammt!", rief ich aus.

Das tat wirklich höllisch weh! Mittlerweile war ich den Tränen nahe und hoffte einfach, dass man mir das nicht ansah. Das war alles so argrrr! Ärgerlich! Frustrierend! Nervig! Demütig! Alles auf einmal!

"Äh... und du bist ganz sicher, dass du keine Hilfe brauchst?", erkundigte sich Draco gerade ungläubig.

So wie er das sagte, klang es so, als würde er nicht nur jetzt gerade meinen. Sondern eher psychisch. Der sollte mal seinen Tonfall unter Kontrolle kriegen!

"JA!", brüllte ich ihm fast schon entgegen.

DIESER VERFLUCHTE FUß!

"Willst du jetzt wirklich hier verrotten, nur weil du keine Hilfe annehmen willst?"

Hm. Wo er recht hatte, hatte er recht. Aber... Aber! Ich versuchte noch einmal aufzustehen, erfolglos. Draco streckte mir die Hand hin, um mir aufzuhelfen.

Sollte ich? Oder sollte ich nicht? Das war so demütigend! Andererseits, schlimmer konnte es kaum noch werden...

The girl who lived - Alles dreht sich um einen SteinWhere stories live. Discover now