11 - Ich achte nicht auf den Weg (Klugheit lässt grüßen, und Ironie gleich dazu)

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𝔻𝕠𝕟'𝕥 𝕝𝕠𝕠𝕜 𝕓𝕒𝕔𝕜, 𝕪𝕠𝕦 𝕒𝕣𝕖 𝕟𝕠𝕥 𝕘𝕠𝕚𝕟𝕘 𝕥𝕙𝕒𝕥 𝕨𝕒𝕪 

Nach dem Unterricht gingen wir zur Großen Halle und warteten auf Filch. Das war ja normalerweise nicht gerade mein liebster Zeitvertreib, aber mit unserer wir-sind-zufällig-alle-in-derselben-Nacht-aus-dem-Bett-Aktion würden wir wohl nicht um eine Strafe herumkommen.

Naja, eigentlich fand ich 150 Hauspunkte schon mehr als genug, aber leider konnte ich auch nichts daran ändern.

"Das wird mal wieder lustig...", meinte Fred in dem Moment, aber er hörte sich eher so an, als wäre er auf dem Weg zu seiner eigenen Hinrichtung.

"Ja, total", stimmte George ihm zu.

Augenscheinlich handelte es sich um eine Doppelhinrichtung.

Ron hingegen schien ganz andere Sorgen als die Strafe an und für sich zu haben.

"Mum wird das gar nicht toll finden, dass ich auch dauernd Ärger kriege", stellte er besorgt fest.

Ich kannte Mrs Weasley zwar nicht, aber meines Wissens nach fanden Mütter es generell besser, wenn ihre Kinder sich nicht in Schwierigkeiten brachten. Fred und George, ganz die netten Brüder, versuchten Ron zu trösten.

"Das wird sie schon verkraften!", versicherte George.

"Ja, definitiv!", pflichtete Fred ihm bei.

Nur warum schien in ihren Stimmen ein seltsamer Unterton mitzuschwingen?

"Meint ihr echt?", erkundigte sich Ron ungläubig.

"Ja, klar!", das war George.

"Du musst ihr nur etwas Zeit geben, um sich zu beruhigen!", riet ihm Fred.

"Wenn du sie also in, sagen wir mal, zehn Jahren wieder triffst, ist sie sicher nicht mehr sauer!", grinste George und dann brachen die beiden in Gelächter aus.

Aha. Da war sie ja, die Begründung für den Unterton.

Ron drehte sich beleidigt zu Harry und Hermine um und Draco, der ja auch mit von der Partie war, murmelte für alle gut hörbar: "Womit habe ich das nur verdient?"

Wie allgemein bekannt hatte Hermine auf alles eine Antwort. In dem Fall wäre ich aber auch selbst daraufgekommen, wenn sie nicht schneller gewesen wäre.

"Du hättest uns ja nicht verpetzen müssen!", stellte sie trocken fest.

Irgendwie schien Draco etwas gegen diese Logik zu haben, denn er fuhr sie an: "Mit dir habe ich gar nicht geredet!"

Jetzt mischte sich auch Harry ein und ich konnte ihm damit nur recht geben.

"Mit wem denn dann? Führst du etwa Selbstgespräche, Malfoy?", erkundigte er sich unschuldig.

Bevor das Ganze noch in einem Streit eskalieren konnte, kam Filch um die Ecke. Er schien ziemlich gute Laune zu haben, was wohl dafür sprach, dass uns Schlimmes bevorstand. 

Mit einem "Folgt mir! Jetzt geht es in den Verbotenen Wald!" machte er sich auf den Weg.

Wir folgten, und im Vorbeigehen hörte ich Draco ganz deutlich flüstern: "Davon wird mein Vater erfahren...!"

Ich war mir im Moment allerdings nicht sicher, ob es eher einen ängstlichen oder einen wütenden Beiklang hatte. Irgendwie beides.

Wir waren mittlerweile bei Hagrids Hütte angekommen und Filch verkündete: "Ihr werdet Hagrid im Verbotenen Wald helfen. Das wird keine angenehme Nacht für euch!"

Da schaltete sich Draco wieder ein, diesmal definitiv ängstlich: "WAS?! Ich dachte, das mit dem Verbotenen Wald war nur ein Scherz!"

Mehr als ein "Sehe ich so aus, als würde ich Scherze machen?" bekam er nicht zurück.

Und wenn man mal ehrlich war, konnte man sich diese Frage ganz einfach beantworten: Nein!

Nachdem Hagrid aufgetaucht war, verschwand Filch wieder.

"Okay, also ich habe im Wald Einhornblut gefunden und unsere Aufgabe ist es, das verletzte Einhorn zu finden. Alles klar?", erklärte er.

Tja. Theoretisch war alles klar. Praktisch sah das Ganze noch etwas anders aus, aber dafür war jetzt keine Zeit. Je früher wir fertig waren, desto früher konnten wir zurück in den Gemeinschaftsraum beziehungsweise in unsere warmen, gemütlichen Betten. Also nichts wie los!

Da keiner Einwände hatte, fuhr Hagrid fort: "Also, wir teilen uns auf. Hermine und Ron kommen mit mir, Harry geht mit Fred und George und..."

Man. Ernsthaft. Ich wollte mit Fred und George gehen! Allerdings war ich der Meinung, dass die beiden auf Harry aufpassen könnten, also erhob ich keine Einwände. Als mir jedoch aufging, mit wem ich gehen musste, war ich kurz davor, es doch zu tun.

"...Evelina geht mit Draco und Fang. Aber Achtung, Fang ist ein ziemlicher Angsthase. Los geht's!", endete Hagrid, dann marschierten wir in den stockdunklen Wald, der sicher nicht grundlos verboten war.

Eigentlich hatte ich überhaupt keinen Bock, mit Draco einen Suchtrupp zu bilden, allerdings waren die anderen schon weg gewesen, als ich beschlossen hatte, mich zu beschweren. Also blieb mir wohl keine andere Wahl.

"Los, komm schnell, bringen wir es hinter uns!", murrte ich schlecht gelaunt.

Nur leider kam das nicht gut an.

"Wieso tust du so, als ob du hier die Arschkarte gezogen hättest? Ich bin hier der, der ungerecht behandelt wird, und dann muss ich mich auch noch mit dir herumschlagen!", zischte Draco mir empört zu.

Argrr! Er nervte mich so! Natürlich wäre es besser gewesen, die Klappe zu halten, aber das war noch nie meine Stärke gewesen. 

"Das stimmt doch gar nicht, ICH muss mich mit DIR herumschlagen, nicht umgekehrt!", schoss ich wutentbrannt zurück.

"Hör sofort auf, so einen Schwachsinn zu erzählen!"

Ups. Er war wohl auch ziemlich sauer.

Naja, also falls das Einhorn noch laufen konnte, würden wir wohl nicht diejenigen sein, die es fanden, so wie wir hier herumbrüllten. Aber egal. Wenn es noch laufen konnte, dann würde es schon noch ein Weilchen überleben. Wow. Mein Mitgefühl war wieder einmal gigantisch.

Aber jetzt mal ernsthaft, was hatte Draco nur für ein Problem mit mir?

"Ich erzähle, was ich will!", stellte ich richtig.

Derjenige, der mich zum Schweigen bringen konnte, wenn ich nicht wollte, war noch nicht geboren worden! Genervt überholte er mich und ich stapfte mindestens genauso übellaunig hinterher.

Bei meinem üblichen Glück achtete ich dabei jedoch nicht auf den Weg und  noch ehe ich mich versah, blieb mein Fuß in einem Loch stecken. Na toll.

Draco, der das in seiner Wut nicht mitbekommen hatte, ging unbeirrt weiter. Vielleicht kümmerte es ihn auch einfach nicht, was wusste ich schon. Jedenfalls würde ich ihn sicher nicht zurückrufen. Ich wollte seinen Hilfe nicht und aus diesem lächerlichen Loch, wegen dem ich jetzt am Boden lag, würde ich mich ja wohl allein befreien können!

The girl who lived - Alles dreht sich um einen SteinWhere stories live. Discover now