Kapitel 68

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Zuhause angekommen brachten Sirius und Regulus ihre Koffer sofort in ihre Zimmer und gingen dann nach unten in den Speiseraum, um mit ihren Eltern zu Abend zu essen. „Wie ging es euch beiden?", fragte Walburga sachlich, während sie ein Stück ihres Steaks abschnitt. „Es war wunderbar! Sirius hat sogar eine Freundin gefunden!", erzählte Regulus munter und Walburga und Orion horchten auf.

Sirius verzog das Gesicht kurz, bevor er seine Eltern ansah. „Das ist wahr. Sie heißt Malia und ist aus Ravenclaw. Sie wohnt nicht weit von uns entfernt.", berichtete er und konzentrierte sich wieder auf sein Essen.

Walburga sah ihren Ehemann an. Orion rümpfte die Nase. „Wie heißt sie?", fragte Walburga skeptisch. „Malia.", gab Sirius knapp zurück. „Weiter?", fragte seine Mutter scharf. „Milstein.", gab er deutlich leiser zurück als zuvor. Walburga blickte ihren Ehemann an und schickte ihren Sohn mit wütender Miene in sein Zimmer.

Sirius fluchte auf dem Weg nach oben. Er hatte Angst, vor dem, was ihm graute, stampfte allerdings trotzdem beleidigt die Treppen hoch. Er setzte sich an sein Fenster und schaute heraus in die Nacht. Es dauerte nicht lange, bis er Schritte hörte, dicht gefolgt von seiner auffliegenden Tür.

„Was fällt dir ein?!", schrie Walburga und schlug die Tür wieder hinter sich zu. Sirius verstand nicht, er wollte doch nichts weiter, als in Hogwarts glücklich sein! „Dich mit diesen Muggelliebhabern abzugeben reicht dir wohl nicht, jetzt schleppst du auch noch ein Schlammblut an?!", schrie sie. Sirius blieb die Luft weg. „Erneut bringst du Schande über diese Familie! Wann lernst du endlich die Bedeutung unseres Namens?!"

Sie ballte ihre Hand zur Faust, Sirius wusste, was auf ihn zukommen würde. Er sah den Black-Familien-Ring an ihrem Finger glänzen. Die Fassung war tiefschwarz und trug einen schwarzen Opal in der Mitte. In diesen Stein war das Familienwappen der Black eingeritzt und im Inneren des Rings stand „Toujours Pur", was „Immer rein" bedeutete.

Seine Mutter hatte diesen Ring bereits lange nicht mehr als Folterinstrument genutzt, doch er wusste, dass dies ihre liebste Art war, ihm Schmerzen zuzufügen. Er konnte kaum seinen Blick auf den Ring richten, er wusste, dass dieser ihm nichts als Schmerzen bereiten würde.

Als alles vorbei war, lag Sirius auf dem kalten Boden seines Zimmers. Er dachte an Remus, der jetzt gerade mit Sicherheit vor dem riesigen, beleuchteten Weihnachtsbaum saß, den seine Eltern im Wohnzimmer aufgebaut hatten. Es würden kleine Figuren auf Besen um den Baum fliegen und die Kerzen würden wunderbar flackern, dachte Sirius. Remus hatte sicherlich den ganzen Tag vor der großen Tanne gesessen, die gerade bis unter die Decke ging, und abends hatte sein Vater ihm einen heiße Schokolade gebracht.

Sirius zitterte. „Remus.", flüsterte er. Sein bester Freund, der wahrscheinlich niemals wieder mit Sirius sprechen würde. Ihm tat der Rücken weh von der Kälte und den Schlägen, das Atmen fiel ihm schwer. Er schleppte sich hinüber zu der einzelnen Kerze, die auf seinem Nachttisch neben dem Bett stand und suchte nach Streichhölzern. Als er sie endlich unter seinem Bett fand, ließ er sofort die Kerze auflodern. Das schwache Licht fiel auf das Bild, das Sirius einmal an die Wand geklebt hatte. Als er es sah, spürte er einen Stich im Herzen. Auf dem Bild waren die Rumtreiber zu sehen, fröhlich lachend und sorglos im Gemeinschaftsraum. Es fühlte sich an, als wäre das Bild aus einem anderen Leben. Aus einem Leben, in dem noch alles so war, wie vorher. Ein Leben, in dem sich Sirius niemals diesen dummen Streich überlegt hatte.

Sirius rieb sich die Hände, um sie zu wärmen, dann legte er sich in sein Bett. Was hatte er erwartet? Er hatte all seine Freunde in Hogwarts verloren, die einzige Person, der er noch etwas bedeutete, war Malia.

Währenddessen saß Remus in seinem Zimmer vor einem leeren Blatt Pergament. Immer wieder kritzelte er darauf herum, begann einen Brief, knüllte das Blatt jedoch wieder zusammen und warf es in den Müll.

Lieber Sirius,

Remus ruhte einen Moment mit der Feder auf dem Pergament. Er blickte lange auf die beiden Worte, die er soeben geschrieben hatte, bevor er neu begann.

Sirius,

Wieder ließ er die Feder ruhen. Er wusste nicht, wie er anfangen sollte. Wie konnte er es auch wissen? Niemals hatte er gedacht, einmal so wütend auf Sirius zu sein. Sirius Black - der Junge, der für ihn dagewesen war, jedes Mal, wenn er sich verwandelt hatte.

Ich habe dir vertraut. Ich habe dir aufgeholfen, als du traurig warst, dich auf die Beine gebracht, nur, dass du mich so ausnutzen konntest?!

Der Junge, dem es so wichtig gewesen war, seine Freunde niemals hinten an zu stellen.

Sag mir, wie es sich anfühlt, auf deinem hohen Ross zu sitzen, ohne Wunden, ohne Narben.

Der Junge, der mit ihm Schach gespielt hatte, anstatt pünktlich zu seinem Treffen mit seiner Freundin zu erscheinen.

Dass du ohne mich so glücklich bist, zerreißt mich. Ich wünschte, ich könnte sagen, dass ich mich für dich freue.

Der Junge, der mehr zu sein schien, als nur ein Freund.

Doch es sind Monate vergangen, seit wir das letzte Mal miteinander gesprochen haben, es scheint, als würde es dich nicht berühren. Ich bin derjenige, der die Narben sammelt und du scheinst nicht einmal ein gebrochenes Herz zu haben.

Remus saß da, seine Gedanken kreisten um Sirius, das, was er gerade tun würde, Remus stellte sich vor, wie Sirius mit Malia heiße Schokolade trinken würde und sie einen von Sirius Pullovern anhatte, so wie er immer einen von Remus trug. Er stellte sich vor, wie ihr Kopf auf seinem Schoß lag, während sie auf dem Sofa kuschelten, genau wie Remus Kopf auf Sirius Schoß lag, damals im Gemeinschaftsraum. Er wusste nicht wieso, aber er wurde wütend bei diesen Gedanken. So wütend, dass seine Finger verkrampften und die Feder brach. Er konnte ja nicht wissen, dass Sirius das Gegenteil von dem erlebte, was er gerade gedacht hatte.

Er legte seinen Kopf in die Hände und spürte, wie heiß er sich anfühlte. Er schleppte sich zu seinen Eltern, die ihn sofort einen Tee machten und ihn ins Bett schickten. „Es ist nur das Fieber. Schlaf dich gut aus.", sagte seine Mutter und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Remus redete sich ein, dass all seine Gedanken, die er gehabt hatte, am Fieber gelegen hatten und nicht seine wirklichen Gefühle für Sirius waren.

Die Rumtreiber - die ganze GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt