Kapitel 151 - Verlust

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Euphemia und Fleamont standen am nächsten Morgen schon früh in der Küche und kochten Rührei und Speck. James und Frank waren die ersten, die die gemütliche Küche betraten. „Guten Morgen, Mum, Morgen, Dad! Wie war eure Feier?", fragte James und schnappte sich zwei Teller, die er mit Speck und Rührei für sich und Frank belud. „Es war wirklich sehr schön! Wie war es bei euch?", fragte Euphemia und zerbrach zwei weitere Eier für das Rührei. „Unvergesslich.", grinste James breit. Dann setzte er sich mit Frank an den Essenstisch und schaufelte sich das Frühstück in den Mund.

„Guten Morgen!", gähnte Alice, die als erstes von den Mädchen wach wurde. „Morgen.", gähnte Dorcas zerknautscht. Sie streckte sich und merkte erst dann, dass Marlene ihren Arm um sie gelegt hatte. Sie grinste. „Gut geschlafen?", fragte Alice. „So gut wie noch nie.", antwortete Dorcas, wodurch Marlene langsam wach wurde. Ihr Gesicht lag an Dorcas Schulter. Das erste, was sie wahrnahm war Dorcas Parfüm, das scheinbar seine Wirkung noch immer nicht völlig verloren hatte.

Die Mädchen standen auf und schlenderten in die Küche, wo sie auf Euphemia, Fleamont, James, Frank und mittlerweile auch Peter, Remus und Sirius trafen. „Ihr seht so wunderbar verschlafen aus!", lachte Euphemia und schenkte den müden Gestalten einen Kaffee ein. „Danke, dass wir hier feiern durften, Mrs. Potter.", sagte Marlene. „Aber natürlich, mein Kind. Nenn mich bitte Euphemia. Du bist doch jetzt beinahe meine Schwiegertochter!", sagte sie mit einem breiten Grinsen, während Sirius sich an seinem Kaffee verschluckte. „Mum. Die beiden sind nicht mehr zusammen.", zischte James. „Nicht? Das tut mir so leid! Ich finde es aber schön, dass ihr euch noch so gut versteht!", sagte sie und streichelte Sirius leicht über den Rücken. „Sie ist meine beste Freundin.", lächelte Sirius und ignorierte den Protest von James geschickt.

Marlene nahm unauffällig unter dem Tisch Dorcas Hand. Beide wurden sofort rot, genossen die heimliche Nähe aber ungemein. Immer wieder lehnte Marlene sich zu Dorcas hinüber und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Remus musste sein freudiges Kichern zurückhalten, was Sirius natürlich sofort bemerkte. „Was ist los?", fragte er leise. „Das kann ich dir noch nicht erzählen. Hab etwas Geduld.", grinste Remus und widmete sich seinem Rührei.

Sie aßen auf und gingen los, um ihre Sachen zusammenzupacken. Einer nach dem anderen wurde abgeholt und als Remus Eltern an der Tür standen, bestand Sirius darauf, sich ihnen vorzustellen. „Hallo, Mrs Und Mister Lupin. Ich bin Sirius. Freut mich, Sie endlich kennenzulernen.", sagte er höflich und hielt ihnen die Hand hin. „Endlich lernen wir dich kennen, Sirius. Remus erzählt so viel von dir.", sagte Mrs Lupin. „Mum!", murmelte Remus peinlich berührt. Sirius wurde ein wenig rot und schaffte es nicht, das Lächeln zu unterdrücken.

Als alle der Jugendlichen abgeholt worden waren, ließen James und Sirius sich erschöpft auf dem Sofa nieder. „Das könnt ihr vergessen, Jungs. Jetzt steht Aufräumen auf dem Programm!", grinste Fleamont, als er die Jungen sah. „Bitte nicht, Dad!", maulte James und verkroch sich tiefer in den Kissen. Sirius stand sofort auf und ohne ein weiteres Wort zu sagen, begann er mit der Arbeit. „Lass es uns einfach machen, Krone. Wir wollen doch nicht, dass -", begann er, unterbrach sich dann jedoch selbst. Für einen Moment hatte er vergessen, dass niemand ihn hart bestrafen würde, wenn er nicht sofort gehorchte. Fleamont sah seinen inneren Kampf und nahm ihn sofort fest in den Arm. „Ihr könnt euch auch erst ausruhen und später aufräumen. Macht euch damit keinen Stress.", sagte er leise und als er Sirius loslassen wollte, zog der Junge ihn noch fester an sich. Väterliche Liebe war etwas, das es im Haus der Blacks schlichtweg nicht gab.

Euphemia kam mit Tränen in den Augen in das Wohnzimmer, in dem ihre Familie beisammensaß. „Meine Mutter -", sagte sie nur, bevor sie auf dem Sofa zusammenbrach. „Was ist los, Effie?", fragte Fleamont besorgt und setzte sich zu ihr. James hatte seine Mutter noch nie so weinen sehen, daher sorgte er sich sehr. „Diese Monster haben meine Mutter getötet.", weinte sie und ließ sich in die Arme ihres Mannes fallen. Sirius ging sofort in die Küche und bereitete einen Tee zu. Seine Gedanken kreisten nun um seine Eltern, die mit großer Wahrscheinlichkeit dahintersteckten.

„Oh Effie.", sagte Fleamont voller Mitleid und drückte seine Ehefrau an sich. James ging zu seinen Eltern und streichelte seiner Mutter vorsichtig über den Rücken. Eine Träne rollte seine Wange hinab, als Sirius mit Tee zurückkam. Er schenkte jedem der drei eine Tasse ein. Es fiel Euphemia schwer, Sirius anzusehen, denn auch sie wusste, dass seine Eltern vermutlich nicht unschuldig an dem Tod ihrer Mutter waren. „Wann?", fragte James. „Ich habe gerade den Brief bekommen. Es muss in der Nacht geschehen sein.", erzählte sie und küsste ihren Sohn auf die Stirn. Sirius sah der Familie einen Moment lang zu, bevor er in James Zimmer ging, um seinen Koffer zu packen.

Es dauerte nicht lange, bis James mit geschwollenen Augen und roter Nase in sein Schlafzimmer kam. „Was tust du da?", fragte er, als er den halb vollen Koffer sah. „Ich gehe. Ich muss. Meine Familie ist dafür verantwortlich, dass deine Großmutter tot ist. Ich bin hier nicht willkommen.", sagte er und stellte sich vor James. „Wag es ja nicht zu gehen. Lass mich jetzt nicht allein, Sirius." Als James das sagte, fühlte Sirius sich wie in einer anderen Welt. Er erinnerte sich an Regulus, der verloren auf seinem Bett lag und ihn bat, nicht zu gehen. Damals konnte er nicht bleiben, doch jetzt hatte er die Chance, für seinen Bruder da zu sein. Er nahm James in den Arm.

„Das ist nicht deine Familie, Tatze. Wir sind deine Familie.", sagte er und half Sirius dann, den Koffer wieder auszupacken.
Als die Jungen wieder nach unten gingen, nahm Euphemia die beiden in den Arm. „Ich bin so froh, dass ich euch habe.", sagte sie. Sirius verlor nun auch eine Träne. Er war endlich angekommen. Angekommen, in einem liebevollen Zuhause, wo man sich unterstützte und bedingungslos liebte.

„Entschuldigt mich, meine Lieben. Ich muss mich um einige Sachen für die Beerdigung kümmern.", sagte sie leise und verschwand im Elternschlafzimmer. „Wir schreiben besser Remus, dass wir in den Ferien hierbleiben. Ich fühle mich nicht danach, jetzt jemanden zu besuchen.", sagte James und Sirius nickte. „Du hast recht. Vielleicht können wir deinen Eltern etwas unter die Arme greifen.", sagte er und griff nach einem Stück Pergament und einer Feder. Sirius schickte die Eule los, während James mit seinem Vater über den Angriff auf seine Großmutter sprach.

In der letzten Ferienwoche wurde Euphemias Mutter beerdigt. Es waren trotz der Nachrichten der letzten Tage überraschend viele Gäste gekommen. Die Beerdigung dauerte nicht lange. Es war kalt und windig, als sie auf dem Friedhof versammelt standen. Euphemia und Fleamont hielten eine kleine Rede und auch James hatte etwas für seine Großmutter vorbereitet. Als sie endlich wieder zuhause waren, setzten sie sich mit einem heißen Kakao auf das Sofa und erzählten sich den ganzen Abend lang ihre liebsten Erlebnisse und Geschichten mit James Großmutter. Es war bereits spät in der Nacht, als alle in ihren Betten lagen. „Irgendwie ist es schwer, einen Abschluss zu finden.", sagte James. „Das musst du auch gar nicht. Sie wird immer bei dir sein. Mit jeder Geschichte, die du mir heute Abend erzählt hast. Sie wird dich nie allein lassen.", sagte Sirius. James behielt diese Worte seines besten Freunds und schlief beruhigt ein.

Er würde seine Oma nicht vergessen. Niemals.

Die Rumtreiber - die ganze GeschichteWhere stories live. Discover now