Kapitel 135

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Am Montagmorgen waren alle Schüler und Schülerinnen wieder fit, sodass niemand von der Party am Wochenende erfahren würde. Die Fünftklässler saßen in Professor Slughorns Zaubertrankunterricht. „Diese Stunde wird eine besondere.", versprach der Lehrer, als er durch die Reihen ging. Sirius unterhielt sich gerade mit James, als Professor Slughorn sich vor ihn stellte. „Wenn ich auch Ihre Aufmerksamkeit haben dürfte, Mister Black?", sagte er. „Selbstverständlich, Professor.", lächelte Sirius charmant und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Vielen Dank.", sagte der Lehrer knapp und ging weiter durch die Reihen.

„Wer von euch weiß, was das hier für ein Trank ist?", fragte er und zeigte auf das Fläschchen auf dem Pult. Einige Hände schnellten in die Höhe. „Miss McKinnon, bitte!", sagte er. „Wiederbelebungstrank?" „Ist das Ihre Antwort oder eine Frage?" „Meine Antwort, Sir.", sagte sie selbstsicher. „Leider falsch. Ein anderer?" Diesmal gingen weniger Hände nach oben. Sirius warf Marlene Grimassen zu. „Wenn du so schlau bist, sag es doch selbst!", zischte sie grinsend.

„Miss Evans, gern!", sagte Professor Slughorn. Lily war eine der einzigen, die sich meldete. „Ich bin mir nicht sicher, aber könnte es Amortentia sein?", fragte sie und Professor Slughorn schien zufrieden. „War das deine Antwort oder eine Frage?", ahmte Marlene ihren Lehrer für Zaubertränke leise nach und brachte Lily zum Grinsen. „Sehr gut, Miss Evans. Zehn Punkte für Gryffindor!" Er schrieb ein paar Informationen an die Tafel, dann bat er die Schüler ihre Bücher aufzuschlagen. „Beginnen Sie.", sagte er und schon stellten die Schüler und Schülerinnen ihre Kessel auf den Tisch.

„Bringst du mir Pfefferminz mit, Krone?", fragte Sirius, der gerade sein begonnenes Gebräu umrührte. James nickte. Sie brauchten lange, bis ihr Trank eine rosa Farbe annahm. „Hab ich etwas falsch gemacht? Irgendwie sieht meiner ziemlich blass aus!", murmelte Peter. „Hast du die Rosenblätter schon drin?", fragte Mary. „Wie viele brauche ich noch gleich?", hakte er nach. „sieben. Und du musst sie hacken.", erklärte sie. „Oh, ich habe erst drei!", grinste Peter und begann, die restlichen Blätter in feine Stücke zu hacken.

„Riechst du schon etwas?", fragte Alice aufgeregt. „Du riechst erst am Ende etwas, Alice.", grinste Lily. Sie brauten ihren Trank weiter und endlich klatschte Professor Slughorn in die Hände. „Miss Evans hat es geschafft!", sagte er und sofort richteten sich alle Blicke auf Sie.

Als der Lehrer weiterging, verließ James seinen Posten am Kessel. „Komm schon, Evans. Gib es zu. Ich weiß, dass du meinen unglaublich männlichen Moschusduft riechst. Willst du wissen, wieso?", grinste er schräg und Lily schaute ihn genervt an. „Nein." „Weil du in mich verliebt bist, es ist so offensichtlich." Einige Mitschüler um sie herum begannen zu lachen. „Potter, willst du wirklich wissen, was ich in diesem Trank rieche?", fragte sie. „Bitte, kläre uns auf." Sie seufzte. „Ich rieche frischen Regen, ich rieche den Apfelkuchen meiner Mutter und frische Blumen. Was ich nicht rieche, ist dein schwitziger Geruch, abgesehen von dem, was ich sonst auch rieche, wenn du mal wieder vergessen hast, eine Dusche zu nehmen. Weißt du überhaupt, wie Amortentia wirkt?" „Du riechst, was du liebst und Evans, lass mich dir sagen, dass ich von Lilien überflutet bin.", grinste er und Sirius kicherte und pfiff. „Du bist ein Idiot. Wieso gebe ich mir überhaupt Mühe? Amortentia funktioniert so nicht. Du riechst keine Reflektion von Dingen oder Menschen, die du liebst, sondern Gerüche, die dich beruhigen und entspannen! Bei Merlins Bart, Potter – du bist das Gegenteil von Entspannung!", sagte sie geladen, doch James schien in keiner Weise beschämt zu sein. „Also könntest du – hypothetisch gesprochen – jemanden lieben, der dein Herz zum Rasen bringt, dir den Kopf verdreht und dich nervös macht und du würdest ihn niemals in diesem Trank riechen?", fragte James mit seinem schiefen Grinsen. „Ja...", brachte sie hervor. „Bringe ich dein Herz zum Rasen, Evans?", fragte er leiser. Lily stockte der Atem. Sie war völlig überrumpelt und mehr als ein Einfaches „Ähm...", brachte sie nicht heraus. James lehnte sich näher zu ihr. „Du bringst mein Herz auch zum Rasen", flüsterte er und wich einem Boxhieb aus, den Lily auf ihn richtete.

Inzwischen waren auch die anderen fertig mit ihren Tränken. Sirius und James klatschten sich einmal ab und beugten ihre Köpfe dann über die Kessel. In James Nase stieg sofort der Geruch von Buttercremetorte und Kürbissaft. Er begann sofort zu Lächeln und versank in dem Duft. Sirius schloss die Augen. Für ihn roch der Liebestrank nach Meeresluft, alten Büchern und Schokolade. Er öffnete die Augen, starrte einen Moment auf den Trank und schaute dann hinüber zu Remus, der ebenfalls gerade am Amortentia roch.
Als dieser seinen Kopf zurücknahm, riss er die Augen auf und drehte sich von dem Trank weg.

„Nein, nein, nein, nein, nein!", flüsterte Remus und schob den Kessel ein Stück weiter von sich weg. „Was riechst du, Tatze?", fragte James seinen Freund, der noch immer zu Remus schaute. „Oh – Parfüm.", sagte er schnell und ging zu Remus. „Hey, ist alles okay? Du siehst aus, als würdest du dich gleich übergeben.", sagte Sirius besorgt und bemerkte, wie schnell Remus herumfuhr. „Ja, es ist nur – der Trank und die Zutaten.", antwortete er. Es war kein Geheimnis, dass der Zaubertrankunterricht für Remus immer am schwersten auszuhalten war, da er sehr sensibel auf Gerüche reagierte. „Du weißt schon, dass du den Geruch gut finden solltest, oder? Was riechst du überhaupt?", fragte Sirius so beiläufig er konnte. „Nur – Pergament und Tinte.", log er. „Ich hätte nichts anderes von dir erwartet, Moony." Sirius zwang sich zu einem Lächeln. Sie schauten zu Boden. Keiner der beiden wollte die Wahrheit sagen, keiner wollte ihre Freundschaft aufs Spiel setzen.

Auch Marlene war verwirrt von dem Geruch, der ihr in die Nase stieg. Sie hatte etwas erwartet, das Sirius wiederspiegelte, zumindest hatte sie darauf gehofft. Stattdessen roch sie Wildblumen und Lavendel. Es roch genauso, wie Dorcas Haare, wenn sie frisch aus der Dusche kam. Marlene seufzte. „Was ist los?", fragte Lily, als sie den traurigen Blick ihrer besten Freundin sah. „Was riechst du?" Marlenes Ausdruck wurde seltsam. „Leder und Sirius Parfüm.", sagte sie schnell. Lily glaubte ihr nicht eine Sekunde lang, trotzdem lächelte sie ihrer Freundin zu und überlegte, ob sie eine Art und Weise kannte, die Wahrheit aus ihr herauszubekommen.

Die Gruppe setzte sich am Nachmittag nach draußen. „Das war wirklich eine lustige Zaubertrankstunde, oder?", fragte James. „Ich finde es ziemlich seltsam, dass wir als Fünfzehnjährige Liebestränke brauen. Wofür sollten wir das brauchen?", fragte Marlene. „Wenn der Zauber der Liebe zwischen Sirius und dir vorbei ist, du aber noch nicht loslassen kannst!", säuselte Peter. „Rictusempra.", sagte Marlene, zeigte auf Peter und genoss es, als er sich im Gras kugelte und kaum Luft bekam vor Lachen.

„Haben eure Eltern lang überlegt, bevor sie euch zurück nach Hogwarts geschickt haben?", fragte Lily nach einer Weile. Ein Murmeln ging durch die Gruppe. „Ich habe die ganze letzte Ferienwoche mit meinen Eltern zusammengesessen und überlegt. Auch wenn das völlig wahnsinnig ist, ich hatte wirklich Angst.", seufzte James. „Für dich ist das etwas anderes. Du bist in einer reinen Zaubererfamilie! Ein Reinblut würden diese wahnsinnigen Kriegstreiber jetzt sagen.", warf Lily ein. „Trotzdem ist es keine einfache Entscheidung. Meine Eltern sind auch beide Zauberer und trotzdem waren sie sich unsicher, ob Hogwarts die beste Idee momentan ist.", erzählte Alice. Lily seufzte. „Du hast recht. Wenn man sich auf eine Seite schlägt, weiß das sofort jeder. Auch diese Wahnsinnigen.", sagte sie. „Wie war es bei dir, Sirius?", fragte sie. Er schnaufte. „Keine Frage. Ich habe meine Eltern darauf angesprochen, nachdem ich mich mit James unterhalten hatte, doch die dachten nicht einmal im Traum daran, mich nicht nach Hogwarts zu schicken. Eigentlich muss ich ihnen wirklich dankbar dafür sein.", überlegte er. „Hattest du gar keine Angst?", fragte Marlene. „Nicht mehr als zuhause.", antwortete Sirius und die anderen wurden still. Sie dachten, er hätte zuhause genauso viel Angst vor dem Krieg wie hier in Hogwarts, doch das war nicht, was er meinte. Sirius hatte sich in seinem Leben nur an zwei Orten wirklich sicher gefühlt: in Hogwarts und bei den Potters. Er würde es nicht zulassen, den Rest seiner Schulzeit zuhause unterrichtet zu werden. Eher wäre er weggerannt.

Nach einer Zeit setzte Lily sich aufrecht hin. „Die Pflicht ruft.", sagte sie und stippte Remus an, der gemütlich döste. „Wir müssen den Erstklässlern bei den Hausaufgaben helfen.", sagte sie und sofort stöhnte Remus. „Ich hasse diesen Job.", sagte er, freute sich allerdings über die Verantwortung. „Viel Spaß ihr Engelchen.", grinste Mary. „Ich bin kein Engel. Ich bin nur der Einzige, der klug genug ist, sich nicht bei Streichen erwischen zu lassen!", warf er ein und verschwand dann mit Lily im Schloss.

James, Peter und Sirius gingen los, um Remus und Lily mit Streichen von ihrer Arbeit abzuhalten, während Marlene, Mary, Dorcas und Alice zurückblieben. Sie genossen den faulen Tag in der Sonne und die warme Sommerluft, die um ihre Nasen wehte.

Die Rumtreiber - die ganze GeschichteWhere stories live. Discover now