Ich habe so viele Baustellen in meinem Leben, ich bin gespannt, was da entsteht

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"Tori?"

Irgendein Störenfried tippte mich erst an, schüttelte dann aber sacht, als ich mich nicht rührte, sanft an meiner Schulter. Genervt drehte ich mich zur Seite und fuchtelte mit der Hand, um denjenigen zu verscheuchen, der es tatsächlich wagte, mich aus meinem Schlaf zu reißen. Um seine offensichtliche Todessehnsucht würde ich mich hinterher kümmern. 

"Hey, Prinzessin. Du musst aufstehen. Wenn wir pünktlich sein wollen, müssen wir gleich los. Und hör auf, mit der Hand zu wedeln, du triffst mich nicht einmal. Du verfehlst mich um einen halben Meter" 

Pünktlich für was? Ich ließ meinen Arm sinken, der mittlerweile auch langsam weh tat und versuchte mich zu erinnern, warum ich aufstehen sollte, wo ich mich gerade befand und allgemein was hier überhaupt los war. 

Verschlafen gähnte ich und öffnete blinzelnd die Augen. Paul stand leicht gebückt, dennoch mit Sicherheitsabstand, neben mir und grinste amüsiert. Draußen war es dunkler geworden, es dämmerte bereits. Ich musste wirklich lange geschlafen haben. Allerdings könnte ich mich noch weiter schlafen legen.  

Ich fuhr mir mit der Hand durchs Gesicht und dann viel mir auch wieder ein, warum der Holzkopf mich überhaupt geweckt hatte. 

"Wie viel Zeit habe ich noch?", fragte ich und setzte mich langsam auf. Paul hatte sich in der Zeit, in der ich versucht hatte, mein Bewusstsein wieder zu finden, lässig aufs Sofa gesetzt und wirkte im Gegensatz zu mir hellwach. Naja, er hatte auch heute morgen deutlich länger schlafen können. 

"In einer viertel Stunde müssen wir los. Ich hab dich nur jetzt schon geweckt, damit du noch genug Zeit hast und dir ganz entspannt etwas Wärmeres anziehen kannst"

Ich blinzelte überrascht. "Das ist wirklich sehr ... aufmerksam von dir", bemerkte ich und konnte kaum glauben, dass wirklich Paul vor mir saß. Verdutzt sah ich ihn an und blinzelte.

Schnell wandte er seinen Blick von mir auf den Fernseher, zuckte mit den Schultern und sagte : "Ist doch nichts dabei", als wäre es ihm plötzlich unangenehm. 

Ich entschied mich dagegen, darauf weiter einzugehen, sondern stand auf und ging Richtung Treppe. Doch dann drehte ich mich noch einmal um, murmelte: "Trotzdem danke" und machte mich auf in mein Zimmer. 

Oben angekommen suchte ich mir einen möglichst warmen Pulli raus. Auch wenn es langsam Frühling wurde, schienen die Temperaturen diesem Umstand komplett zu ignorieren. Frechheit. Meine Jogginghose tauschte ich widerwillig gegen eine schwarze Jeans, damit ich wenigstens irgendwie dem Anlass würdig gekleidet war. Auch wenn ich gestehen musste, dass ich überhaupt keine Ahnung hatte, wie man sich für eine solche Sitzung kleiden sollte. 

Bevor ich wieder runter ging, schnappte ich mir noch eine Jacke und prüfte meine Haare im Spiegel. Zum Glück. Denn ich musste feststellen, dass ich ein richtiges Vogelnest auf dem Kopf hatte und ich fragte mich, wie zum Teufel das gehen konnte. Ich lag doch nur auf dem Sofa. 

Schnell bürstete ich sie einmal durch, riss mir in der Eile einige Haare aus und rannte runter, beinahe direkt in die Arme von Paul, weil ich die Treppe doch zu schwungvoll verlassen hatte.

"Vorsicht, kleiner Wirbelwind. Irgendwann brichst du dir noch etwas", lachte er, hatte dabei aber einen warnenden Unterton, ging voraus und hielt mir die Tür auf. Im vorbei gehen schnappte ich mir den Autoschlüssel und schlüpfte in meine Schuhe. Es hätte durchaus geschmeidig und cool aussehen können. Aber natürlich nicht bei mir. Ich hatte den Schlüssel einmal fallen lassen und war beim Schnürsenkelbinden plötzlich Opfer der Schwerkraft geworden, als ich mein Gleichgewicht verloren hatte. Paul war nur vergnügt kichernd weiter Richtung Auto gegangen. 

Masons Klapperkiste stand mehr oder weniger fahrbereit in der Einfahrt. Mase hatte es wohl ziemlich eilig abgestellt. Die Reifen waren noch eingeschlagen und das Auto stand mehr schief auf dem Pflaster. 

Der alltägliche Wahnsinn- jetzt neu: Auch mit WerwölfenOnde as histórias ganham vida. Descobre agora