Als Gott mich schuf, dachte er sich:

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"Keine Ahnung, was es wird, aber es wird bestimmt lustig"

Als Paul eintrat, lag Tori noch friedlich schlafend auf dem Stuhl. Er hoffte inständig, dass Mason in den nächsten fünf Minuten auftauchen würde, sodass er endlich abhauen konnte. Warum brauchte dieser Schwachkopf denn solange? Musste er die Nudeln selber zusammenrühren und das Mehl dafür eigenhändig mahlen? Die Schwester schloss hinter ihm die Tür und nun, da er alleine mit Tori in diesem Raum war, wusste er nichts mit sich anzufangen. Seufzend vor Langeweile setzte er sich auf einen und wartete erneut. Er hasste es zu warten. Nächstes Mal meldete er sich garantiert nicht nochmal freiwillig, egal wofür.

Bei genauerer Betrachtung fiel ihm auf, dass ihre Wangen bereits leicht angeschwollen war und er erlaubte sich ein Grinsen, wofür er in ihrem wachen Zustand mit Sicherheit eine geklebt bekommen hätte. Spätestens heute Abend würde sich wirklich aussehen wie ein Backenhörnchen. Kurz überlegte er, ob er auch wirklich die Kamera eingepackt hat, um ein unvorteilhaftes Foto schießen zu können, um sich einen eigenen Joker zu verschaffen. Dann hatte er ebenfalls einen „Bobby Miller". Apropos, er musste unbedingt noch herausfinden, was das zu bedeuten hatte.

Tori gab mit einem Mal einige seltsame Laute von sich, als wolle sie etwas sagen. Vorsichtig tippte Paul ihre Schulter an, um zu sehen, ob sie wirklich noch schlief. Sie regte sich nicht. Oder sie tat nur so und in zwei Sekunden hatte er ihre Faust im Gesicht. Doch auch das geschah nicht.
„So langsam werde ich wahnsinnig", murmelte Paul zu sich selbst und schüttelte den Kopf. Abermals seufzend lehnte er sich zurück und versuchte die restliche Zeit der friedlichen Ruhe zu genießen.

Nach fünf Minuten jedoch wuchs seine Ungeduld, Mason war immer noch nicht aufgetaucht, dafür wurde Tori immer unruhiger. Weitere zwei Minuten später schlug sie blinzelnd die Augen auf. 

Erst blickte sie schrecklich verwirrt drein, als hätte sie überhaupt keine Ahnung, was sie hier machte, dann fasste sie sich wie in Zeitlupe an ihre Wange. Sie runzelte die Stirn und sah sich im Raum um. Nach Anhaltspunkten suchend, die ihr erklärten, was zur Hölle hier los war, entdeckte sie Paul. Sie streckte ihre Hand aus und piekte ihm mit dem Zeigefinger in seine Wange. Ihre Bewegungen wirkten zaghaft, als wäre sie in einer Art Trance, aus der sie noch nicht ganz erwacht war. Als sie seine Haut berührte, kicherte sie und betatschte nun sein ganzes Gesicht.

Ehe Paul reagieren konnte, öffnete sich die Tür und der Doktor kam mit einem Klemmbrett herein. Amüsiert betrachtete er die Szenerie vor ihm und Paul schob Toris Hand von sich.
„Wie ich sehe, ist da schon wieder jemand munter. Ich nehme an, ihr Bruder ist unterwegs?", wollte Dr. Aleria wissen.

Paul nickte. „Er wollte etwas zum Essen besorgen. Keine Ahnung, wo er steckt"

„Ich habe ihre Mutter bereits informiert, dass der Eingriff ohne Komplikationen verlaufen ist. Ich würde sie gerne noch wenigstens eine Stunde hier behalten, oder zumindest, bis sie nicht mehr ganz so ... benebelt ist. Nur zu ihrer eigenen Sicherheit. Ihrem Bruder werde ich das Rezept für ein Schmerzmittel übergeben. Ich habe ihr bereits etwas gegeben, aber es kommt vor, dass die Schmerzen über mehrere Tage hinweg anhalten. Wenn sie Glück hat, allerhöchstens zwei Tage. Vermutlich wird sie sich an die folgenden Stunden hinterher gar nicht mehr erinnern. Ich schaue gleich noch einmal vorbei, doch nun muss ich mich um meinen nächsten Patienten kümmern" Mit diesen Worten und einem Lächeln verließ er den Raum wieder. Tori kicherte plötzlich los, kaum dass die Tür sich geschlossen hatte.

„Was ist denn so lustig?", fragte Paul, hin und her gerissen, ob er das Ganze hier lustig oder nervig finden sollte.

„Keine Ahnung", kicherte Tori und sah ihn an.

„Bist du high?"

„Aber volle Kanone" 

Ein erneuter Kicheranfall schüttelte sie, als wäre es das lustigste auf der ganzen Welt. Paul konnte sich nun nicht mehr zusammenreißen und grinste. Doch dann wurde ihr Gesicht mit einem Mal ganz ernst. Oder zumindest versuchte sie, so zu gucken. Ihr Blick war immer noch ganz verklärt. 

Der alltägliche Wahnsinn- jetzt neu: Auch mit WerwölfenWhere stories live. Discover now