An alle,die dachten,sie wüssten wie der Hase läuft:Er hoppelt!

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"Schatz, was machen wir jetzt?", fragte Dad leise an Mom gewandt und sah sie eindringlich an. Das würde ich ehrlich gesagt auch gerne wissen. Aber Mom wusste immer Rat. Es konnte noch so aussichtslos aussehen, Tessa Stevens fand auf jeden Fall eine Lösung.

"Ich... hab absolut keine Ahnung", murmelte Mom langsam. Na große Klasse! Wenn selbst sie nicht wusste, was zu tun war, war alles verloren. Vor allem war ich verloren. Sie warf mir einen vorsichtigen Blick zu und als sie mein Gesicht sah, sagte sie schnell: "Aber wir werden sicher eine Lösung finden, Engelchen" 

"Sicher und Harry Potter ist in Wirklichkeit Lord Voldemort und Dumbledore in einer Person und heiratet Dobby, nachdem Umbridge einen Orden für Freundlichkeit erhalten hat", grummelte ich und entfernte mich ein wenig von der Meute. Am liebsten würde ich zwar einfach abhauen, aber bei meinem Glück würde ich noch auf Mason und dem Holzkopf  stoßen. Also wollte ich mich in eine Ecke verkrümeln, stieß dabei aber jemanden an und stolperte leicht.

"Oh, tut mir leid" Seth hatte mich aufgefangen und sah mich entschuldigend an. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass er sich nicht für seinen Zusammenstoß entschuldigte. Denn in seinen Augen sah ich das, was ich bei allen anderen im Moment auch sah: Mitleid. Und genau das wollte ich nicht. Ich brauchte es nicht. Was brachte es mir? Abgesehen von den unerträglichen Blicken natürlich.

"Schon gut, war meine Schuld", sagte ich und hielt inne. Okay, wenn ich anfing, die Schuld auf mich zu nehmen, musste etwas absolut nicht mit mir stimmen- und das war ganz und gar nicht gut!

"Ich schätze, das mit dem Einlaufen hat sich auch erledigt"

Ich blinzelte. "Warte, ich muss mit diesem Holzkopf- oh das wird ja immer schlimmer!" War ich etwa dazu verpflichtet, nur weil er sich auf mich geprägt hat? Lieber laufe ich nackt durch ein Brennesselfeld und dusche danach in Salzsäure. Oder gehe zum Zahnarzt. Alles war mir lieber als das! Reichte es denn nicht, dass ich mein Leben lang an ihn gebunden war? Musste ich jetzt jede einzelne Sekunde mit ihm verbringen?

Emily räusperte sich laut und sah in die Runde. "Ich würde vorschlagen, dass wir uns alle erstmal beruhigen. Wir müssen noch den Esstisch vorbereiten, damit wir anfangen können und..." Sie seufzte tief. "Lasst uns einfach anfangen"

Plötzlich machte sich ein überaus schlechtes Gewissen in mir breit. Wir waren hier, um ihre Hochzeit zu feiern, sie war total im Stress und ich verursachtet ein solches Chaos. Mal wieder.

Wie Thanksgiving vergangenes Jahr. Hab ganz aus Versehen irgendwie unseren Tisch halb abgefackelt.  Seitdem darf ich keine Kerzen mehr anzünden- oder auch nur in die Nähe von etwas Entflammbarem kommen. Dad hat beinahe einen Anfall bekommen, als ich letzten Monat Crème Brûlée machen wollte und mit einem Bunsenbrenner ins Wohnzimmer kam, um zu fragen, wie man das Ding zu bedienen hat. Kam nicht so gut an.

Aber dieses Mal war ich nicht alleine verantwortlich für dieses Drama. Der Holzkopf hatte mindestens genauso viel Schuld wie ich. Wenn nicht sogar mehr! Immerhin habe ich mich nicht auf ihn geprägt. Wie ist das eigentlich passiert? Und vor allem wann? Hätte ich das nicht irgendwie merken müssen oder so? Verdammt, hätte ich doch nur besser aufgepasst!

Um mich von meinen Gedanken abzulenken, half ich Emily dabei, den Tisch zu decken, den die Jungs ausgezogen hatten. Das sollte ein ruhiges Essen werden. Mehr nicht. Aber wer hätte auch damit rechnen können? Ich ganz sicher nicht. Scheiß Prägung!

Gerade, als ich den letzten Teller auf den Tisch ablegte, kamen die beiden Jungs wieder rein. Keiner von ihnen sah sonderlich glücklich aus. Im Gegenteil sogar.

Mit schnellen Schritten ging ich auf Mason zu, geradewegs vorbei an diesem Paul, der mir hinterher starrte.

"Du blutest", bemerkte ich überrascht, als ich vor ihm stand. An seiner Wange zogen sich drei Striemen, aus denen ganz langsam Blut herunter tropfte.

Der alltägliche Wahnsinn- jetzt neu: Auch mit WerwölfenWhere stories live. Discover now