Immer Ärger mit Hochzeiten

2.3K 95 4
                                    



Gleich war es soweit. Gleich musste ich den Weg entlang laufen, der mir mit einem Mal ziemlich schmal vorkam. Plötzlich war ich mir nicht mehr ganz so sicher, ob ich unbeschadet auf der anderen Seite ankommen würde.

"Nervös?", fragte Paul mit einem spöttischen Grinsen auf den Lippen.

"Pff, ich doch nicht", winkte ich leichtfertig ab und zuckte mit den Schultern. "Ich mag es nur nicht, angestarrt zu werden. Und ich bezweifle, dass diese Leute da gleich in eine andere Richtung schauen werden."

"Keine Sorge, sobald Emily kommt, wird sich keiner mehr für dich interessieren", versuchte mich Mason zu beruhigen. "Stell dir einfach vor, dass dort hinten ein Jahresvorrat an Nutella auf dich wartet"

Ich schnaubte. Schön wär's. Wenn der Tag vorüber war, hätte ich es mir jedenfalls verdient.

Mom kam in ihren roséfarbenen High Heels herbei geeilt- wie sie das machte, war mir ein Rätsel. Ich hatte schon Mühe mit meinen nicht im Stehen umzuknicken und sie rannte rum, wie ein Flummi in einem altrosa Cocktailkleid. Sie hatte drei kleine Sträuße dabei, die sie Leah, Kim und mir in die Hände drückte. Was, den sollte ich auch noch tragen? Da hat wohl jemand meine panische Angst vor Bienen vergessen!

"Wir sind in La Push, Tori. Die Bienenpopulation ist beträchtlich niedrig", sagte Mom, als sie meinen Blick gesehen hat. Stimmt, ganz vergessen... "So, stellt euch schon mal auf, Emily steht auch gleich bereit. Wenn die Musik einsetzt, geht's los und- wo ist eigentlich Claire?" Sie sah sich suchend um.

"Hier", rief Sue Clearwater mit einem kleinen Mädchen auf den Armen. "Sie hat Spaß dran gefunden, Quil den Blumenkorb über seinem Kopf aus zu schütten- gleich drei mal. Ich hoffe, es fällt nicht auf, wenn der halbe Inhalt aus Sand besteht?"

Mom seufzte. "Ich habe mit schlimmeren gerechnet. Komm her, Claire-Bär." Sie stellte die Kleine vor Mason hin und wies ihn darauf an, aufzupassen, dass die Blumenblätter nicht zu früh auf dem Boden landen. Claire sah ihn nur unschuldig grinsend an und kippte den kleinen Korb provozierend hin und her. Oh mein Gott, ich hab mich in einer Miniversion gefunden! Ich sah jetzt schon, dass wir uns großartig verstehen werden.

Mom und Sue gingen auf ihre Plätze- Mom in die vorderste Reihe, Sue auf den freien Stuhl der Trauzeugen. Der Stuhl für Billy wurde tatsächlich entfernt.

"Wenn du mich gleich fallen lässt, scheiß ich auf den Waffenstillstand und trete dir in deinen verfluchten Arsch", zischte ich Paul leise zu, verengte die Augen wegen des Effektes Willen zu Schlitzen und hoffte, dass mich gerade kein anderer Fluchen gehört hatte. Ich wusste nicht viel über Hochzeitstraditionen und so, da ich alles andere als gläubig war, und hatte deshalb auch keine Ahnung, ob so etwas Unglück bringen konnte.

"Ich dachte, du kannst gehen", flüsterte Paul amüsiert zurück und hob eine Augenbraue.

"Kann ich ja auch, ich will nur auf Nummer sicher gehen. Sam wird es mir niemals verzeihen, wenn ich heute irgendwas anstelle- von meiner Mutter ganz zu schweigen! Die reißt mir schneller den Kopf ab, als Sam überhaupt reagieren kann"

Paul verdrehte nur seine Augen und sagte nichts weiter. Wenn ich könnte, würde ich ihm am liebsten zwischen die Beine treten, meine Schuhe ausziehen und vor Mom nach Kanada flüchten.

Leider waren alle hier Anwesenden schneller als ich- inklusive Claire. Chancentechnisch stand es schlecht, dass ich überhaupt das Auto erreiche.

Plötzlich quetschte sich Dad zwischen uns durch und huschte nach vorne, um Bescheid zu geben, dass es losgehen konnte. Okay, konzentrier dich, Tori. Es kann nichts schief gehen. Gar nichts. Außer du legst dich auf die Schnauze, hälst alles auf und Emily, die dich vor lauter Kleid gar nicht sehen konnte, stolpert über dich, zerstört dabei ihr Kleid und der Tag wäre ruiniert. Aber mach dir bloß keinen Stress! Und denk mal über eine Karriere als Motivationscoach nach. Ich sollte vielleicht mehr schlafen...

Der alltägliche Wahnsinn- jetzt neu: Auch mit WerwölfenWhere stories live. Discover now