Der alltägliche Wahnsinn- jetzt neu: Auch mit Werwölfen

Immer wenn du denkst, das Glas sei halb leer,

    schütte den Inhalt in ein kleineres Glas und hör auf, rum zu heulen!

Die Auswahl an Essen war riesig. Und als ich zu meinem Platz zurück gekommen war und die prallgefüllten Teller der Jungs erklärten diese Tatsache mit nur einem Blick. Es musste hart sein, ein Rudel Wölfe durchzufüttern.

Aber ich hatte mich beherrscht und meinen Teller kaum befüllt.

"Keinen Hunger?", fragte Jared, woraufhin Mason und ich lachten. "Was denn?"

"Glaub mir, auch wenn sie nicht so aussieht, die Kleine hat immer Hunger. Sie wartet nur auf die Desserts." Ich nickte zur Bestätigung. In der Hinsicht gehörte ich eher zur süßen Sorte. "Wenn sie könnte, würde sie sich nur von Süßigkeiten ernähren"

"So schlimm bin ich nun auch wieder nicht", murmelte ich, wohl wissend, dass das eine glatte Lüge war.

Die nächsten Minuten sagte ich kaum etwas, da ich wieder einmal nicht sonderlich viel mitreden konnte. Die Jungs stritten sich darum, welcher Platz am besten fürs Klippenspringen geeignet war und Kim und Leah lästerten über einige Lehrer- gut, Kim übernahm den größten rednerischen Anteil. Leah nickte immerhin ab und an einmal oder stimmte ihr zu. Ich hätte mich zwar irgendwie einklinken können und mich schon mal über meine zukünftigen Lehrer informieren können, aber dazu war ich zu unmotiviert. Kurz gesagt: ich langweilte mich bald zu Tode!

Deshalb konnte ich von Glück reden, dass die Hochzeitstorte reingeschoben wurde, bevor ich anfing, meinen Kopf gegen den Tisch zu hauen.

Wir stellten uns alle in einem Kreis um Emily, Sam und die dreistöckige Torte auf. Mir lief das Wasser im Mund zusammen als ich sie sah und lobte mich in den Himmel, vorhin nicht zugeschlagen zu haben.

Als die Beiden die Torte endlich anschnitten, stellte ich belustigt fest, dass Emily ihre Hand oben hatte. Wer hätte gedacht, dass sich der Oberguru seiner Frau unterwirft? Wahrscheinlich jeder der auch wusste, dass er sich auf sie geprägt hatte, dachte ich im nächsten Moment. Ich konnte mir unmöglich vorstellen, dass Paul jemals so werden könnte.

Ich mogelte mich unbemerkt zu Mom durch, während alle applaudierten. "Hey, weißt du, wo die Box abgeblieben ist, in die wir unsere Wünsche reinschreiben sollten?", fragte ich sie leise.

"Nein, aber ich habe für uns alle unterschrieben", flüsterte sie zurück. Ich nickte ihr dankend zu. Ich hätte ohnehin nicht gewusst, was ich schreiben sollte und die Inhaberin einer Zeitschrift sollte wohl in der Lage sein, mit Worten umgehen zu können.

Nachdem Sam und Emily sich gegenseitig eine Gabel voll mit Kuchen gereicht haben, trat Sue vor und blickte in die Runde. "Jetzt, wo wir gerade alle so schön beieinander sind, wäre dies der passende Augenblick, für ein paar Reden. Jeder der gerne dem Brautpaar etwas sagen möchte, tritt einfach vor"

Ich unterdrückte ein Stöhnen. Reden waren meist langweilig und schnulzig. Es war ja lieb gemeint und so, aber nach dem dritten Redner würde sich ohnehin alles wiederholen. Und so war es auch.

Lediglich die kleinen Anekdoten unterschieden sich. Mal ging es darum, wie sie sich zum ersten Mal getroffen haben (natürlich wurde die Prägung nicht erwähnt) und ein anderer erzählte davon, wie rührend sich Sam um Emily gekümmert hat, als diese krank war.

Zum Ende hin ging Paul mit einem breiten Grinsen nach vorne und ich ahnte nichts Gutes. "Ich habe mal gelesen, dass eine Rede auf einer Hochzeit nur so lang sein sollte, wie der Bräutigam im Bett aushält. In dem Sinne: Herzlichen Glückwunsch!" Wow, das übertraf sogar meinen Vorstellungen. Ein amüsiertes Raunen ging durch den Raum und auch Sam konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Emily jedoch war leicht rot geworden und starrte peinlich berührt auf ihre Hände. Ein Blick auf meinen Vater sagte mir, dass wohl auch ihm Quil Aussage, dass dies womöglich sein zukünftiger Schwiegersohn sein könnte, durch den Kopf ging. Dieser Gedanke schien ihm nicht sonderlich zu gefallen und da waren wir schon mindestens zwei. Mom bekam ich sicher auch schnell auf unsere Seite.