Es läuft. Zwar komplett aus dem Ruder, aber es läuft

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Mit geschlossenen Augen lauschte ich dem Prasseln des Feuers und dem Rauschen des Meeres und versuchte, die Gespräche um mich herum zu ignorieren. Solange mich keiner ansprach, klappte es auch und ich konnte mich ein wenig entspannen. Im Hintergrund hörte ich Claire meinen Bruder anbrüllen, weil seine Sandburg "total hässlich" war und er solle ihr gefälligst eine andere, bessere bauen. In mich hinein grinsend, musste ich mich loben. Es war die perfekte Rache an Mason. Er regte sich auf und mich konnte man nicht dafür verantwortlich machen. Ich wusste jetzt schon, dass die Kleine und ich sehr gute Freunde werden konnten.

Mir wurde etwas in den Schoß gelegt und ich öffnete überrascht meine Augen. Dort lag eine dunkelrot karierte Decke aus festem Stoff mit Fransen an den Rändern.

"Für den Fall, dass dir kalt wird", murmelte Paul bemüht gleichgültig und streckte sich. Okay, im ernst jetzt. Warum war er heute so nett zu mir? Das machte mir fast schon Angst...

Bevor ich mich bei ihm bedanken konnte, kam eine schmollende Claire an mir vorbei und lief geradewegs auf Quil zu, der mir gegenüber saß. Als er sie fragte, was passiert ist, antwortete sie nur: "Onkel Mason ist doof".

"Du bist ein fürchterliches Monster", meinte besagter Onkel hinter mir und schenkte mir einen -für ihn- sachten Klapps auf den Kopf.

"Du hast mich für Benzin verraten. Und mich drei Stunden im Regen stehen lassen. Und mir mit acht Jahren einen Bob verpasst, weil du Haare für eins deiner "Experimente" brauchtest. Und du hast mir gesagt, der Strom am elektrischen Zaun wäre aus. Soll ich noch weiter machen? Die Liste ist lang"

"Nein, habs verstanden", sagte er seufzend und gab auf. Komisch, dabei durfte die Liste meiner grauenvollen Taten dreimal länger sein. Mindestens.  Er dachte wohl, wenn er nachgab, würde ich auf meine Rache verzichten. Aber das konnte er sowas von knicken.

"Gut" Misstrauisch beobachtete ich ihn, wie er Paul beobachtete, der mich beobachtete. Wir unterbrachen unser seltsames Dreiecksstarren erst, als Embry vorschlug, ein kleines Fußballturnier zu starrten. Wie auf Kommando sprangen alle Jungs auf und waren Feuer und Flamme. Quil setzte Claire bei mir ab, die sich neben mich setze und ich deckte uns beide zu. Da auch Jared sich entschieden hatte, sich von seiner Kim zu trennen, setzte sie sich auf Pauls Platz. Dieser stritt sich gerade mit Mason um Teammitglieder. Wer auch immer auf die Idee kam, die beiden als Kapitäne zu bestimmen, war ein Idiot. Es war mit Sicherheit Jake.  Ich sollte besser ein Auge auf das Spiel haben, entschied ich vorsichtshalber.

"Du und Paul, ihr kommt euch langsam näher, oder?", fragte Kim mit einem verschmitzen lächeln. Ich presste meine Lippen aufeinander. Damit hätte ich wohl rechnen müssen.

"Wohl kaum", meinte ich müde. "Soweit ich das sehen kann, ist er gerade ziemlich weit weg" Zugeben, der Witz gehörte nicht zu meinen besten- nicht einmal in die Top 1000- aber für meinen Müdigkeitsgrad war das noch ganz passabel. Ich hatte schon detulich schlechtere gebracht.

"So meinte ich das doch gar nicht" Ach, echt nicht?

"Ich weiß und ich will ja nicht unhöflich sein, aber selbst wenn, würde ich es dir nicht sagen. Ich kenne dich ja noch weniger als ihn" Wow Tori. Sag ihr doch gleich, dass du keinen Bock auf sie hast. Bist mal wieder der Sonnenschein in Person. 10 von 10 Punkte für soziale Kompetenz.

Kim sah tatsächlich ziemlich verletzt aus und warf einen Blick auf die sich um den Ball prügelnden Jungs. 'Bitte fang jetzt nicht an zu heulen!' , dachte ich und mir fiel auf, dass Claire eingeschlafen war. Quil auf Trab zu halten, war schließlich auch anstrengend. Friedlich schlummernd hatte sie sich an mich gelehnt und sah aus wie ein kleines Unschuldslamm. Als könne sie niemandem etwas zu Leide tun.

Der alltägliche Wahnsinn- jetzt neu: Auch mit WerwölfenWhere stories live. Discover now