Code - Der Schlüssel zur Existenz III

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-Jericho-

Ferndale, Detroit

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Mission: Halte Markus auf


Wie ein Punkt der Orientierung und im Versuch mich zu fokussieren, wiederhole ich den Kern meiner Mission im Gedanken wieder und wieder, straffe meine Haltung und pirsche mit erhobener Waffe um die Ecke durch den Eingang.

Der Raum ist schattig und wirkt eher als wäre, bis auf die Schäden, die Zeit still gestanden. Am Kontrollpult, mit dem Rücken zu mir gelehnt, erkenne ich die Gestalt des Anführers der Abweichler und plötzlich erinnere ich mich wieder bildhaft an die Graphik im Stratford Tower.

Markus, RK200 mit der Kennung 684 842 971. Markus, ein Geschenk vom Gründer von CyberLife Mr. Kamski an den Maler Mr. Manfred. Ich sehe für eine Sekunde wieder sein blasses Androidengesicht vor mir und höre seine Rede über den Wunsch nach Freiheit, wie ein Echo einer fernen und doch zum greifen nahen Vergangenheit. Ich sehe seine ungleichfarbigen Augen, durchdringend und mit messerscharfem Blick nach vorn gerichtet. Ich sehe diesen Ausdruck und ich fühle mich dabei so-

Rasch schüttle ich die Bilder so gut wie möglich ab, ehe sie mich zu sehr ablenken und betrachte stattdessen den gegenwärtigen Anführer der Abweichler mit Millimeter kurzem schwarzen Haar, dunkler Hautfarbe und in dezent farbiger Kleidung gehüllt.

Seine Haltung strahlt Nachdenklichkeit aber auch etwas anderes aus, dessen ich nicht sicher einordnen kann was es ist. Doch für Gedanken und Ermittlung diesbezüglich bleibt keine Zeit mehr und ich versuche meine innere Unsicherheit mit rascher Aktion, in Form von Worten, zu überdecken:

„Ich soll dich lebendig abliefern."

Meine Stimme klingt fester und sicherer als erwartet und beinahe schöpfe ich selbst daraus einen gewissen Grad von Selbstbewusstsein. Zumindest ist die erste Hürde der Konfrontation... ich meine, die erste Hürde der Annäherung überwunden.

Unsicher trete ich von einen auf den anderen Fuß vorwärts, beobachte wie sich Markus mir zuwendet und beziehe Stellung den Ausgang zu versperren. Und besonders in diesem Moment spüre ich deutlich dieses leichte Zittern in den Händen, als ich gleichauf dazu ansetzte meinen Worten ein recht unüberlegtes Maß an Nachdrücklichkeit zu verleihen:

„Aber ich werde sofort schießen, wenn du mich dazu zwingst."

Was tue ich da? Warum drohe ich ihm an zu schießen? Selbstverteidigung oder Drohung ihm zu schaden? Ganz zu schweigen davon, dass ich gar nicht vorhabe das zu tun. Oder etwa doch? Was ist das für ein Schauers der meinen Rücken hinauf schleicht?

Ich beobachte die Mimik meines Gegenübers und entsichere die Waffe mit einer kurzen Bewegung meines rechten Daumens, während der Zeigefinger nahe am Abzug liegt und meine linke Hand unter der Waffe die Richtung stabilisiert. Warum tue ich das?

Ich kann förmlich sehen, wie Markus genauso überrascht seine Brauen verzieht wie ich mich fühle und wenn auch nachvollziehbar klingen seine Worte trotzdem befremdlich in meinen Ohren:

„Was soll denn das? Du bist einer von uns. Du kannst doch dein Volk nicht verraten?"

Ich versuche mich mit aller verbleibenden Kraft dagegen zu wehren und erkenne zugleich, dass es nichts gegen die einströmenden Bilder ausrichtet, die sich vor mir wie eine sich anbahnende Flut ausbreiten. Ich sehe sie, ich höre sie, ich fühle sie und schmecke den bitteren Geschmack bereuter Entscheidungen. Vielleicht auch jene, die ich erst noch bereuen werde.

Der Teil, den keiner siehtWhere stories live. Discover now