5.Erste Nachhilfestunde

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Allison

Ich eilte zu Snape's Büro. Ich hatte die Zeit aus den Augen verloren, da ich bis vor 5 Minuten noch geschlafen hatte.
Um 18:59 Uhr blieb ich schließlich vor der Tür des Büros stehen und klopfte zwei Mal.
Im Bruchteil einer Sekunde schwang die Tür schon auf und mein Professor schaute mir direkt in die Augen.
„Guten Abend, Professor.", sagte ich schließlich. Müde trat ich ein und lief zu ihm hin.
Er begrüßte mich auch kurz und stiefelte dann zu einer geschlossenen Tür, die wohl zu seinen privaten Räumen führte. Er öffnete sie und bog dann rechts in einen großen Raum ab. Die Wände waren aus Stein und erinnerte an die Gänge in Hogwarts. Regale reichten bis oben an die Decke. In ihnen befanden sich Unmengen an Büchern, sowie Zutaten für Zaubertränke. Hinten stand außerdem ein großer Tisch mit Kesseln und Stühlen. Dort war auch das einzige Fenster, welches offen stand und eine Sicht auf den See hatte.

„Setzen Sie sich.", forderte er mich auf.
Ich lief auf das Ende des Tisches zu und nahm mir einen Stuhl.
Er legte mir ein Blatt Pergament, sowie eine Feder und Tinte hin, woraufhin ich ihn fragend ansah.
„Sie werden erstmal alle Tränke und Zutaten aufschreiben, die sie kennen. Danach brauen Sie den gleichen Trank wie heute, jedoch allein. Die passenden Zutaten müssen sie jedoch selbst heraussuchen und die Zeiten auswendig wissen.", erzählte er mir ausdruckslos und setzte sich danach an das andere Ende des Tisches. In der Hand hatte er einen Stapel Arbeiten, die er anscheinend korrigieren musste, weshalb ich dann einfach mit Schreiben anfing.
Ich dachte nach.
Tränke und Zutaten, die ich kannte.

***

Nach erst einer Stunde war ich fertig mit Schreiben. Das vollgeschriebene Pergament legte ich weiter in die Mitte des Tisches und schob den Kessel auf meinen Platz. Danach machte ich mich auf den Weg zu den Regalen, wo die ganzen Zutaten standen. Es waren so viele mehr, als im Unterricht gewesen, weshalb ich schon alleine eine halbe Ewigkeit brauchte, um sie zu finden. Das wird noch ein langer Abend, dachte ich mir.
Ich lief wieder zurück und bereitete die Zutaten vor, die ich genauso zurechtschnitt wie bereits im Unterricht. Nur dieses Mal war ich müder und dachte nur an mein Bett.

Mir mangelte es deshalb an Konzentration und schnitt mich fast in den Finger, was ich jedoch zum Glück noch verhindern konnte.
Einige Male schaute ich zu meinem Professor herüber, der jedoch nur auf die Tests vor ihm fixiert war.
Als ich die ersten Kräuter in den Kessel schüttete, stand er jedoch auf und lief zu mir herüber, um mein Pergament anzuschauen. Er setzte sich zu mir und las es sich durch, danach schaute er mir aufmerksam auf die Finger.
„Sie schneiden sich gleich fast das 2. Mal in den Finger, wenn Sie nicht aufpassen.", merkte er an.
Woher wusste er, dass dies das 2. Mal war? Er hatte überhaupt nicht zu mir geschaut.

Doch ich versuchte, nicht verwundert zu wirken.
Nicht verwirrt, nicht nachdenklich, nicht sonst irgendetwas.
Ich versuchte mich einfach nur auf den Trank zu konzentrieren, was mir jedoch nicht wirklich gut gelang.
Doch am Ende war ich trotzdem froh, es geschafft zu haben und die gleiche Farbe, wie heute Morgen erzielen zu können.
„Ich bin fertig.", meldete ich mich zu Wort.
Woraufhin er sich ihn ansah und sagte: „Sie haben eine gute Merkfähigkeit."
Danach ergänzte er noch: „Auch wenn Sie kurz davor waren, einzuschlafen."
Schnell stellte ich fest, dass dieser Mann alles mitbekam.

Er fing an zu schmunzeln, als ich ihn kurz verdattert ansah, aber meine Maske schnell wieder richtete, als ich dies bemerkte.
„War das alles für heute?", fragte ich nach, um das von eben zu vergessen.
„Ja, Sie haben gut gearbeitet. Da es bereits kurz vor 22 Uhr ist, werde ich Sie zu Ihrem Haus begleiten.", sagte er und grinste immer noch.
Ich stand ohne Vorwarnung auf und lief auf die Tür zu, was er mir gleich tat.
Stumm liefen wir in Richtung des Hauses, was nicht weit entfernt war.
Nach einer kurzen Verabschiedung machte ich mich auf den Weg in mein Zimmer, wo Pansy noch wach in ihrem Bett lag.

„Wo warst du solange?", fragte sie neugierig.
„Snape. Habe doch jetzt extra Stunden in Zaubertränke.", sagte ich schnell und zog mir währenddessen meine Schuhe aus.
Um nicht weiter mit ihr reden zu müssen, lief ich schnell in unser Bad um mich duschen und umziehen zu gehen.

Doch auch als ich heraus kam, war sie noch wach.
„Hast du mit Blaise geredet?", fragte sie hastig.
Ich schüttelte meinen Kopf und legte mich in mein Bett.
„Das habe ich auch nicht vor.", ergänzte ich genervt.
Doch sie tadelte mich nur.
„Du solltest das wirklich tun. Ich bin mir sicher, dass das helfen würde. Er kann ein echter Gentleman sein."
Sie sollte sich einfach heraus halten. Es war nett, dass sie helfen wollte. Doch es waren eindeutig die falschen Argumente.

„Wie auch immer. Ich bin wirklich müde, also gute Nacht.", flüsterte ich, bevor ich mich zur Seite des Fensters drehte und mein Blick auf den Mond haftete.
Es beruhigte mich irgendwie, da ich meinen Puls wirklich herunterfahren sollte.
Sonst würde ich heute Nacht kein einziges Auge zumachen.
Ich hörte noch wie Pansy sich ebenfalls mit einem Seufzen umdrehte. Wenig später nahm ich bereits ihre regelmäßige Atmung wahr, was bedeutete, dass sie schon schlafen musste.

Schön für sie, dachte ich mir wenige Minuten später. Bei Snape wäre ich fast eingeschlafen und jetzt lag ich hellwach in meinem Bett. Egal wie oft ich mich umdrehte und meine Decke zurechtrückte, wurde ich nicht mehr müder. Um 2 Uhr gab ich dann komplett auf. Ich lief mit leisen Schritten auf meinen Schrank zu und zog mich erneut um. Ohne einen weiteren Gedanken drückte ich die Klinke der Tür auf und verschwand durch dieser.
Im Gemeinschaftsraum funkten nur noch schwache Flammen, die in einem beruhigendem grün grell leuchteten. Es gab dem großen Raum eine ruhige Atmosphäre, wo man nur das leise Prasseln des Feuers wahrnahm.

So schön wie es war, verließ ich mein Haus und schlurfte durch die dunklen Gänge von Hogwarts bis nach draußen auf den schwarzen See zu.
Dort setzte ich mich auf das etwas nasse Gras, da es gerade leicht nieselte.
Das erste Mal seit langem atmete ich wieder richtig durch und dachte über nichts nach.
Nicht einmal an den Fakt, dass es den Schülern überhaupt nicht gestattet war, um diese Uhrzeit irgendwo durch das Schloss zu wandern.
Verständlich.
Alleine in der Nacht irgendwo im Freien herumzulungern war eigentlich überhaupt keine gute Idee und ziemlich gefährlich.
Außerdem war es sehr leichtsinnig, da ich überhaupt nicht wusste, welche Strafe mich erwarten würde.

Ich zuckte zusammen.
Meine Augen weit aufgerissen, als ich nähernde Schritte wahrnahm.
Mein erster Gedanke war ein Tier, welches mich jetzt zerlegen würde. Als nächstes ein Todesser, welcher in die Ländereien Hogwarts eingedrungen war.
Ich traute mich nicht einmal nachzuschauen, weshalb ich meine Augen vor Angst zusammenkniff.
Eigentlich war ich nicht unbedingt ein Angsthase und konnte mich durchsetzen, doch ein mulmiges Gefühl kam in diesem Moment in mir auf.
Das ‚Etwas' musste genau neben mir sein, da es stehen blieb.
Ich atmete vorsichtig aus, als ich eine regelmäßige Atmung eines Menschen wahrnahm, welche ziemlich leise in der Stille war.

Natürlich dachte ich an einen Lehrer, der mich jetzt anschreien würde. Doch das passierte nicht.
Es blieb weiterhin ruhig, bis sich die Person doch räusperte.
„Alli?", und sofort war mir klar, wer hinter mir stand.
Draco.
Ich spürte eine Erleichterung und drehte mich ruckartig um.
„Du bist es! Gott sei dank.", sagte ich.
„Was machst du hier? Weißt du wie gefährlich das ist?", fragte er mich.
Ich nickte und stand gleichzeitig auf.
„Ich weiß, doch ich bin nicht die Einzige, die gerade hier draußen steht. Du hast dich ebenfalls herausgeschlichen.", stellte ich anklagend fest.
Jedoch ging er nicht darauf ein und bat mich, wieder in mein Bett zu gehen.

Doch auch als er mich wieder nach drinnen begleitete, fragte ich mich, warum er hier draußen war. Mein Bruder wurde doch wegen seinem vorbildlichen Verhalten so gelobt?
Doch anscheinend trübt der Schein des perfekten Schülers nur.
Wie bei vielen anderen Schülern und Schülerinnen, die eigentlich überhaupt keinen Anstand hatten, doch sich vor Lehrern benahmen, als wären sie die Engel auf Erden.
Gut, frische Luft zuschnappen, ist jetzt kein wirkliches Verbrechen.
Doch trotzdem war es merkwürdig.

Und das schlechte Gefühl, welches ich hatte, würde sich später als verständlich herausstellen.
Doch jetzt hatte ich überhaupt keinen blassen Schimmer, warum ich ihm folgen sollte.

Severus Snape&Allison Malfoy- Die kalten HerzenOù les histoires vivent. Découvrez maintenant