10.Treffen

148 7 30
                                    

Allison

„Allison, schön dich wiederzusehen.", begrüßte mich meine Mutter und bat mich in den Salon, wo bereits mein Vater mit einer Zeitung in der Hand saß.
„Allison.", nickte er mir kurz zu, was ich ihm gleich tat.
Meine Mom und Draco betraten ebenfalls den großen Raum und setzten sich.
Es herrschte eine unangenehme Stimmung, da niemand eine ganze Weile etwas sagte.
Doch irgendwann räusperte sich Lucius.
„Der dunkle Lord und seine wichtigsten Anhänger werden heute Abend eintreffen. Ich erwarte euch pünktlich 20 Uhr im Keller.", wandte er sich Draco und mir zu.
Bis dahin waren es noch 4 Stunden. Und trotzdem bangte es mir bereits jetzt schon.

Voldemort persönlich zu sehen, war nicht gerade mein innerster Wunsch gewesen.
Aber was sollte schon passieren? Was würde er von mir verlangen wollen?
„Möchtet ihr etwas essen?", fragte Narcissa schließlich.
Doch mein Bruder und ich schüttelten beide den Kopf und verschwanden anschließend in unseren Zimmern.

Doch nur wenig später klopfte Draco an meine Tür.
„Was willst du?", fragte ich ihn direkt.
Er setzte sich auf einen Sessel vor meinem Kamin und stütze sich mit seinen Händen auf die Knie.
„Du warst noch nie bei einem Treffen mit Todessern.", sagte er nur kurz und schaute dann zu mir auf.
Ich war immer noch verwirrt, was man mir auch deutlich ansehen konnte.
„Du wirst höchstwahrscheinlich nahe bei ihm sitzen, da er dich in sein Visier genommen hat.
Zuerst wirst du nicht zu ihm aufschauen können, aber du solltest es tun, da er es von dir erwartet.
Rede nur, wenn du aufgefordert wirst, kein Wort mehr. Er hasst unnötiges Gerede.
Versuche ihm keinen unterwürfigem Eindruck von einem Sklaven zu vermitteln. Wirke so, als wärst du seine Assistentin, die alle Meinungen von ihm vertritt.", erzählte er mir, ohne den Blick von mir zu wenden.

Ich hatte keine Ahnung, wie oft er schon bei den Treffen dabei gewesen war, aber er sprach von seinen Erfahrungen, die er dort bereits gehabt hatte.
Das spürte ich, da er sehr angespannt war, so als würde nur der Gedanke daran, dort zu sitzen, in ihm etwas auslösen, was nicht unbedingt positiv war.
„Danke."
Ich lief auf mein Bett zu, wo bereits ein Kleid für den Anlass herausgelegt war.
Es war glänzend bräunlich mit langen, schulterfreien Ärmeln.
Ich nahm es in die Hand und schaute es skeptisch an, sowie ich es bei dem Kleid, der Willkommensfeier getan hatte.

„Man gewöhnt sich daran.", sagte mir Draco, bevor er aufstand und aus meinem Zimmer verschwand.
Währenddessen lief ich in mein Ankleidezimmer und zog mich passend um.

***

Mit meinem Bruder, der auf mich gewartet hatte, lief ich die Treppen zum Keller hinunter.
Obwohl ich versucht hatte, ruhig zu bleiben, stieg mir meine Nervosität über den Kopf.
Mein Herz raste und meine Hände zitterten.
Am liebsten wäre ich einfach umgedreht, aber jetzt war ich nur noch eine Wand von dem besagten Saal entfernt.
Als wir eintraten, waren bereits alle anderen dort, was ich an den letzten beiden freien Stühlen ausmachen konnte.
„Mein Lord.", begrüßte sofort die Stimme neben mir die Person, die sich gerade zu uns drehte.
Lord Voldemort höchstpersönlich.

Schnell tat ich es Draco gleich und schaute zu ihm.
„Setzt euch.", er deutete jedem von uns einem Platz an.
Während er die anderen nun begrüßte und sein Blick nicht mehr auf mich ruhte, atmete ich für den Bruchteil einer Sekunde durch.
Ich hatte Angst, dass er meine Gedanken lesen würde.
Immer wieder versuchte in an rein gar nichts zu denken, aber sein Aussehen und Charakter ließ mich erschaudern.
Das erste Mal blickte ich von dem Tisch hinauf und schaute augenblicklich in die schwarzen Augen von niemand Geringeres, als Severus Snape.
Er saß direkt gegenüber von mir und gleichzeitig genauso neben dem Dunklen Lord.

Natürlich konnte ich es mir denken. Er war immerhin der beste Freund meines Vaters.
Aber ich hätte nicht erwartet, dass er der engste Spion von Voldemort ist.
Und nun wusste ich auch, weshalb er manchmal nicht in der Schule auffindbar war.

„Allison."
Augenblicklich erstarrte mein ganzer Körper.
Mit einem kalten Blick drehte ich mich um und schaute ihn an.
„Da du nun zu uns gehörst, möchte ich dich Willkommen heißen. Ich sehe gerne ein neues Gesicht.", sprach er zu mir persönlich.
Jedes einzelne Wort von ihm ließ mich erschaudern.
„Da du nun auch auf Hogwarts gehst, wirst du dir mit deinem Zwillingsbruder seinen Auftrag teilen.
Es muss vollendet werden."
Draco's Auftrag?
„Draco, enttäusche mich nicht noch einmal.", drohend schaute er zu meiner Rechten.
„Die Tötung Dumbledore's kann nicht länger warten!", schrie er schon fast in unsere Richtung.

Was?
Ich fiel von meinem Glauben ab.
Draco hatte den Auftrag, unseren Schulleiter und gleichzeitig den größten Zauberer unserer Zeit Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore zu töten?
Wie sollte er das schaffen? Das war doch unmöglich.
Und ich musste ihm nun genauso dabei helfen.
Es war jetzt der Auftrag von uns beiden.
„Mein Lord, ich werde Sie nicht noch einmal enttäuschen.", versicherte er ihm und schaute kurz zu mir herüber.
Danach wendete sich Voldemort eher den Erwachsenen wieder zu.
Generell waren Draco und ich die einzigen Minderjährigen in diesem Kreis.

Eine Stimme, die mir bekannt vorkam, riss mich aus meinen Gedanken.
Bellatrix Lestrange.
Ich hatte sie bereits oft im Tagespropheten gesehen.
Ihre zerzausten Haare und ihr angsteinflößendes Lachen ließ sie wie eine verrückte Irre wirken.
Jetzt erst wurde mir klar, dass sie meine Tante war. Darüber hatte ich noch nie nachgedacht.
Und eigentlich wollte ich das auch gar nicht.

Eigentlich wollte ich über nichts von dem hier nachdenken. Und jetzt registrierte ich erst, was wir eigentlich machen mussten.
Morden.
Und das möchte ich nicht. Nicht noch einmal. Und erst recht nicht unseren Schulleiter.

Bei dem Rest hörte ich gar nicht mehr richtig zu und wartete, bis ich endlich zurück in mein Zimmer konnte.
Und wenig später war es auch so weit.
Alle verabschiedeten sich und verschwanden, als wären sie nie hier gewesen.
Meine Mutter machte auch den Anschein zu gehen, doch sie blieb noch kurz stehen um uns zu sagen, dass es gleich Abendessen gebe.
Mein Vater und mein Professor folgten ihr, da er wohl noch hier blieb.

Doch ich bemerkte schnell, dass Draco noch genauso angewurzelt auf seinem Platz saß, wie als wären noch alle hier.
„Draco?", fragte ich in die Stille.
Er drehte sich ruckartig zu mir um.
Ich konnte an seinem Gesichtsausdruck nicht erkennen, was gerade in ihm vorging.
„Es tut mir leid, dass du da jetzt auch drin steckst. Ich habe einfach versagt. Ich habe ihn schon zweimal enttäuscht.", erzählte er.
Entschuldigte er sich gerade? Aber er konnte doch überhaupt nichts dafür.
„Draco, er hätte dir den Auftrag nicht geben sollen. Wir sollten niemanden ermorden müssen.", sagte ich und setzte mich wieder zu ihm.

„Verstehst du es denn nicht? Wenn ich ihn nicht umbringe, werde ich umgebracht. Und jetzt könntest du genauso getötet werden, wenn du es vermasselst.
Ihm ist egal, wen er tötet. Er macht es doch nur zum Spaß!", gab er verbittert von sich.
Wir hatten keine Wahl.
Dieser Satz brannte sich in meinem Kopf ein.
„Wir sollten hoch gehen, es gibt bestimmt gleich essen.", ich konnte nichts sagen. Er hatte es auf den Punkt gebracht.
Wir beide standen auf, ohne noch ein Wort zu sagen.
Schweigend liefen wir also in den Salon, wo bereits alle am Tisch saßen und sich unterhielten.
Doch als sie uns sahen, hörten sie sofort auf und wurden still.
Ich hasste es, wenn man so etwas tat. Man wusste sofort, dass das Gespräch über einen selbst ging.

Wir setzten uns ebenfalls hin.
Kurze Zeit später kam auch schon das Essen.
Doch mir war überhaupt nicht danach, jetzt etwas zu essen.

Severus Snape&Allison Malfoy- Die kalten HerzenWhere stories live. Discover now