9.Der Brief

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Allison

„Allison, ich musste lügen. Wenn ein Junge ein Mädchen schlägt, ist es dreifach so schlimm, als wenn es andersherum wäre.", erklärte Blaise.
Ich wollte doch eigentlich nur in die Große Halle, um mich wenigstens ein paar Mal in der Woche blicken zu lassen.
Heute war bereits Freitag und es würde bald auffällig werden, wenn ich wieder nicht gehen würde.
Draco warf mir schon schiefe Blicke zu, wenn ich sagte, ich hätte keine Zeit zum Essen, weil ich viel um die Ohren hatte.
„Das ist deine Entschuldigung?", fragte ich gelangweilt, woraufhin er nickte.
„Schön.", ergänze ich genervt und ging.

Als ich ankam, waren bereits alle schon am essen.
Ich setzte mich zu Draco, da er mir zuwinkte.
„Hey, wie geht es dir?", fragte ich ihn, als ich mich neben ihn setzte.
Er war seit Anfang der Woche ziemlich neben der Spur und von irgendetwas abgelenkt.
„Gut, schön das du hier bist.", antwortete er mir, ohne mich überhaupt anzusehen.
Seine Stimme klang kalt und leblos. Etwas stimmte hier ganz und gar nicht.
Pansy würdigte er heute ebenfalls keines Blickes und starrte nur auf seinen leeren Teller.
Bevor ich mir Salat auf meinen Teller legen konnte, steckte er mir einen Brief zu und deutete mir mit seinem Blick an, ihn erst später zu öffnen.

Ich warf ihn in meine leere Manteltasche und widmete mich dem Essen.
„Hast du keinen Hunger?", fragte ich ihn.
„Nein, du scheinbar auch nicht.", sagte er.
Ehe er weitersprach nahm ich die Salatschüssel und legte mir etwas auf den Teller.
Mit meiner Gabel stach ich hinein und führte es zu meinem Mund.
Doch vorher schaute ich es angewidert an. Ich wollte es überhaupt nicht essen.
Doch gezwungener Weise nahm ich 3 Gabeln und entschuldigte mich dann schnell.

Aus Angst, dass es wieder oben heraus kommen würde, sperrte ich mich auf eine Kabine ein und setzte mich auf die kalten Fliesen.
„Na, schon wieder hier?, krächzend kam die maulende Myrte aus ihrem Versteck heraus.
„Lass mich in Ruhe, Myrte.", ich setzte schnell meinen genervten Blick auf.
Doch sie kam näher und setzte sich in ihrer Gestalt als Geist neben mich.
„Soll ich das mal jemandem erzählen? Das ist doch bestimmt nicht so gesund.", sie kicherte, da sie gerne private Dinge weitererzählte.
Ich schnaufte.
„Wer glaubt dir schon?", fragte ich sie.
„Oh glaub mir Schätzchen, ich habe schon viele Paare auseinander gebracht. Mir glauben alle.", und mit diesem Satz flog sie aus der Kabine heraus.

Endlich war sie weg.
Schon an meinem 3. Tag lernte ich sie kennen.
Ich hatte mich gefragt, warum jeder diese Toilette hier mied und das war der Beweis dafür. Niemand war sicher vor der maulenden Myrte.
Und ehrlich gesagt, wollte sie keiner sehen, da sie unglaublich aufdringlich sein konnte. Ihr Lachen könnte jemanden kalt erschaudern lassen.
In der Bibliothek hatte ich ein Buch nach ihr gesucht, da ich ihre Geschichte unbedingt kennen wollte und wurde auch fündig.
In ihm steht, dass sie von den gelben Augen eines Basilisken genau auf dieser Toilette getötet wurde. Doch der berühmte Harry Potter hatte ihn bereits in seinem 2. Jahr hier getötet. Das Skelett lag immer noch in der Kammer des Schreckens.
Gerne würde ich die Kammer mal sehen, jedoch wusste ich nicht, wo diese genau lag.
Und wie ich dort überhaupt hineinkommen würde.

Als ich sicher war, dass auch wirklich niemand hier in meiner Nähe ist, riss ich den Umschlag auf, der von meinen Eltern kam.

Liebe Allison,                                         08.03.1997
mir wurde berichtet, dass du sehr gut im Unterricht bist. Anscheinend hast du dich in Hogwarts gut eingelebt, was mich sehr erfreut.
Jedoch habe ich von dir und Blaise Zabini erfahren. Eine junge Frau, wie du es bist, macht so etwas nicht. Es schadet dem Ruf der Malfoy's erheblich und deshalb bitte ich dich, dass das nicht noch einmal vorkommt. Du bist ein Teil der Familie und solltest dich genauso verhalten.
Vor allem in diesen Zeiten solltest du dich zurückhalten, da der Dunkle Lord gebeten hat, dich kennenzulernen. Also bitte benimm dich angemessen.
Du wirst deshalb mit deinem Bruder am bevorstehenden Wochenende nach Hause kommen, da es ein wichtiges Treffen gibt.
Ich habe dich lieb.
-Mom"

Mir schwirrten Hunderte von Fragezeichen in meinem Kopf herum. Doch bevor ich einen klaren Gedanken fassen konnte, zerriss ich den Brief und setzte ihn anschließend in Flammen.
Wie konnte sie das nur von mir verlangen?
Ich merkte augenblicklich, wie mir übel wurde und ich mich über der Toilette übergab.
Ich will das nicht. Das alles nicht.

„Was riecht hier denn so verkohlt? Wer ist in dieser Kabine? Komm sofort heraus oder ich gebe einem Lehrer Bescheid!", es war eindeutig Pansy's schrille Stimme, die sich hier noch lauter anhörte, als sowieso schon.
„Ich bin es nur.", murmelte ich und stoß die Tür sachte auf, um zu den Waschbecken zu laufen.
Sie starrte mich misstrauisch an.
„Allison? Was hast du hier gemacht? Und warum bist du nicht bei Snape?", fragte sie mich sofort.
Ich schaute sie vom Spiegel aus an und wusch mir nebenbei die Hände.
„Snape?", schon als ich den Namen ausgesprochen hatte, fiel mir der Mund auf.
Oh nein, wie spät war es schon?
Ich schaute auf meine Armbanduhr, die mir 6 Minuten nach 19 Uhr zeigte.

„Es tut mir leid, ich muss los!", sagte ich hektisch, bevor ich losrannte.
Ich hatte es total vergessen, da ich heute keine Strafarbeit machen musste.
Mr. Filch hatte etwas anderes wichtiges zutun, weshalb mein letzter Tag entfiel.

Prustend kam ich vor dem Büro meines Professors an, der (natürlich) bereits auf mich wartete.
Ich entschuldigte mich und trat herein.
Dieser beäugte mich jedoch nur und zog eine Augenbraue nach oben.
„Wo warst du, Allison?", fragte er mich ernst und lief hinter seinen Schreibtisch, worauf noch die letzte Klausur einer 4. Klasse lag.
Automatisch schaute ich beschämt zu Boden.
„In der Großen Halle.", antwortete ich ihm mit der halben Wahrheit.
Ich meine, ich war eben zu spät. Ändern konnte ich daran nichts mehr. Also was brachte es ihm, zu erfahren, wo ich war?
„Ich habe dich in der Tat dort gesehen, jedoch nicht lange. Es sah so aus, als müsstest du flüchtig irgendwo hin. Also lüge mich nicht an.", sagte er mit einem strengen Unterton.

„Ich musste in mein Zimmer. Mein Zauberstab lag noch dort.", versuchte ich mich herauszureden, was jedoch mal wieder nicht gut klappte.
„Hattest du ihn nicht auf dem Tisch liegen?"
Idiotin.
Idiotin.
Idiotin.
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, weshalb ich nicht auf seine Frage einging.
Ich setzte einen flehenden Blick auf, der verdeutlichen sollte, dass ich nicht darüber reden konnte und auch nicht wollte.

Das akzeptierte er anscheinend auch, da er ohne Vorwarnung aus dem Büro lief und ich ihm schnell folgte.
Während ich meinen Aufsatz fertig schrieb und mit Brauen eines Trankes anfing, schloss er seine Mappe, worin sich korrigierte Tests befanden.
Ich konnte seinen Blick auf mir spüren.
„Es war ein Brief deiner Eltern, nicht?", stellte er fest.
Überrascht, dass er es wusste, nickte ich schief und schaute bedrückt auf den Boden.

Severus Snape&Allison Malfoy- Die kalten HerzenWhere stories live. Discover now