13.Der Fragebogen

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Allison

„Ich möchte dir wirklich nur helfen, Allison. Vielen Lehrern ist dein ruhiges Verhalten schon aufgefallen.", redete Professor Lupin bei unserem vereinbarten Gespräch auf mich ein.
„Ich brauche keine Hilfe, Professor. Ich wüsste nicht, worüber ich erzählen könnte.", erwiderte ich und sah an ihm vorbei.
Ich wollte ihm nicht in die Augen schauen. Ich hatte Angst das er in meinen Augen irgendetwas finden könnte.
„Vielleicht sollten wir etwas spazieren gehen.", schlug er plötzlich vor.
Wir hatten uns in seinem Büro getroffen und nun machte er die Anstalten zu gehen.
Gelangweilt folgte ich ihm.

Gezielt machte er sich auf den Weg nach draußen.
„Was bringt das? Ich habe doch alles gesagt.", stellte ich fest. Ich verstand nicht, worauf er hinaus wollte.
Er drehte sich zu mir um und lief dann etwas langsamer, sodass wir nebeneinander her gehen konnten.
„Frische Luft.", war das Einzige, was er zu antworten schien.
Frische Luft? Im Ernst?
Ich schaute skeptisch zu ihm, was er jedoch ignorierte.

Irgendwann waren wir am schwarzen See angelangt. Dort blieb er endlich stehen und musterte die Natur.
Der Himmel war heute ziemlich bewölkt. Ich schätzte, dass es wohl bald regnen würde.
„Ich kenne Severus schon seit meiner Kindheit. Er muss in dir etwas Besonderes sehen, wenn er von dir verlangt, dass du dir helfen lassen sollst.", sprach er und blickte dabei zurück zum Schloss.
Ich hielt kurz inne.
Überlegte meine Worte Weise.
„Vielleicht denkt er auch, dass er mir helfen muss, weil er sich selbst nicht retten konnte."
Mein Professor blickte augenblicklich zu mir.
„Vielleicht. Er hätte früher Hilfe benötigt.", sagte Lupin und schenkte mir dabei ein freundliches Lächeln.

Vielleicht hatten wir doch etwas gemeinsam.
„Doch ich glaube, er hat seinen Weg gefunden. Du jedoch noch nicht."
Er hatte Recht. Ich wusste nicht, wie meine Zukunft wirklich aussehen würde. Ich war irgendwie uneinig mit mir selbst.
Ich wollte niemanden etwas antun und gleichzeitig plante ich mit Draco den Tod Dumbledores.
Severus Snape hatte sich entschieden.
Er war Lehrer geworden und hatte sich auf die dunkle Seite gestellt.
Zumindest dachte ich das zu diesem Zeitpunkt.

„Wie wäre es, wenn wir einen 2. Termin vereinbaren?", fragte er nach.
Ich wusste nicht genau, was ich sagen sollte.
Eigentlich redete ich nicht gerne über unangenehme Dinge.
„Naja, okay.", fasste ich den Entschluss.
Es ist ja nur ein weiterer Termin.
„Gut."
Er zog einen Zettel aus seiner Manteltasche und überreichte ihn mir.
Ein Fragebogen?

Er erkannte meine geweiteten Augen.
„Ich möchte nur etwas mehr über dich wissen, Allison. Es wäre toll, wenn du ihn beim nächsten Mal wieder mitbringst. Vielen hilft es, erstmals etwas aufzuschreiben, dass man nicht sofort mit Reden anfangen muss.", sagte er langsam und lächelte mir zuversichtlich zu.
Ich nickte und steckte den Zettel in meine eigene Tasche.
Er verabschiedete sich, da er noch etwas mit Dumbledore besprechen musste.
Dumbledore...
„Also Montag 17:00 Uhr in meinem Büro. Und wenn was ist, meine Tür steht immer offen.", ergänzte er und verschwand dann hinter den Mauern von Hogwarts.

Ich blieb noch eine Weile stehen.
Vorsichtig holte ich das Blatt wieder heraus und las die erste Frage durch.
„Haben Sie mit starken Ängsten zu kämpfen?"
Mit hochgezogenen Augenbrauen ließ ich den Zettel wieder verschwinden.
Keiner sollte ihn zu Gesicht bekommen.
Niemand sollte von den Gesprächen zwischen Professor Lupin und mir wissen.

***

Ich kritzelte einige schnelle Worte auf das Papier.
Meine Mutter hatte mir geschrieben.
Ich solle mich doch mal melden.
Jahre hat es sie nicht interessiert.

Mit schnellen Schritten lief ich aus der Eulerei um zu meinem privaten Unterricht zu gehen. Ich hatte bereits die Nachricht erhalten, dass mein Professor nicht da sein würde und ich einfach seine Anweisungen, die er in seinen Gemächern hinterlassen hatte, folgen sollte.
Es war eindeutig wieder ein Auftrag von den Todessern gewesen, da er spontan weg musste.

Also lief ich geradewegs hinunter in den Kerker und bog in sein Büro ein. Die Tür war offen, sowie die Hintertür, die zu seinem privaten Bereich führte.
Unbewusst hastete ich sofort auf den Tisch zu, wo ein ausgebreiteter Zettel aufzufinden war.
Auf dem folgendes stand:
Die Zutaten für den Trank liegen bereits auf der Fensterbank.
Wenn du mit dem Brauen fertig bist, fülle ihn mir bitte nach einer 30 Minütigen Ruhezeit in das gekennzeichnete Reagenzglas ein.
SS"

Ohne weiter darüber nachzudenken, fing ich an, da auf dem Rezept stand, dass er fast 2 Stunden dauern würde.
Ich wollte heute früher heraus um schneller schlafen gehen zu können. Den hatte ich schon viel zu wenig abgekommen in letzter Zeit.
Gut das heute schon Freitag war. So könnte ich am Wochenende den ganzen Tag in meinem Bett verbringen.
Zumindest dachte ich das.

Beim Brauen fiel mir ein, dass ich den Fragebogen für Montag noch ausfüllen musste.
Im Zimmer könnte ich das nicht machen, da Pansy am Wochenende meist mit Draco auch dort war. Sonst bestand auch immer Gefahr, dass jemand hereinplatzen könnte.
Snape war nicht hier.
Vielleicht könnte ich ihn mir in der 30 Minütigen Ruhezeit ansehen. Dort hatte ich ja sowieso nichts zutun.

Als ich den Trank abkühlen ließ, setzte ich mich an die andere Seite des Tisches.
Ich ging jedoch erst noch einmal sicher, dass niemand da war. Ich nahm die Feder aus dem Tintenfass, welches immer in der Mitte des Tisches stand und zog es zu mir herüber.
Dann schrieb ich meinen Namen auf das Blatt Papier.
Und hier war wieder die Frage.
„Haben Sie mit starken Ängsten zu kämpfen?"
Doch dort schrieb ich einfach nur ein „Nein" hin.
Die anderen Fragen waren schon etwas anspruchsvoller.

„Haben Sie familiäre Probleme und wenn ja, welche?"
Welche Familie denn jetzt genau?
Und hatte ich welche? Eigentlich ja nicht.
„Nein"

„Haben Sie Selbstzweifel?"
Wie sollte ich das interpretieren? Hatte das nicht jeder? Jeder zweifelte doch irgendwie an sich selbst. Deshalb lautete meine Antwort auch hier wieder:
„Nein"

„Verletzen Sie sich selbst?"
Diese Frage las ich mir sicherheitshalber zweimal durch.
Ich überlegte. Das hatte ihn nicht zu interessieren.
Zumindest würde er das Thema sonst im Gespräch anschneiden.

„Allison?"
In dem Moment fiel ich fast vom Stuhl, doch ein starker Arm hielt mich davon ab.
Severus Snape stand direkt hinter mir.
Und wer weiß schon, wie lange.
Warum hatte ich ihn nicht reinkommen gehört??
Ich war zu perplex um irgendetwas zu antworten.
Ich starrte ihn nur schief an.

Währenddessen lief er zum Trank um ihn zu überprüfen.
„Du solltest bei dem Fragebogen nicht lügen. Ihn wird keiner außer Lupin zu Gesicht bekommen.", sagte er nebenbei.
Immer noch schaute ich ihm nur verwirrt hinterher. Wie konnte er nur so leise in den Raum getreten sein?
„Ist alles in Ordnung?", fragte er mit einer nach oben gezogenen Augenbraue nach.
Ich nickte.
„Ja, ja alles gut.", murmelte ich peinlich berührt hinterher.

„Ich fülle den Trank um, du beantwortest die Fragen weiter."
Eigentlich dachte ich, dass ich Ärger bekommen würde, da ich Privates mit in den Unterricht eingebaut hatte.
Aber er bestand sogar darauf, dass ich ihn weiter ausfülle.

„Sie haben kein Problem damit?", fragte ich ungläubig nach.
Er schüttelte den Kopf.
„Nein, ich finde es gut, dass du dich darauf einlässt, obwohl ich dich dazu zwingen musste.", antwortete er gefasst und widmete sich wieder dem Trank.
Und so auch ich meinen Fragen.

„Verletzen Sie sich selbst?"
Er hatte Recht. Ich hatte mich ab da an darauf eingelassen, als ich dem 2. Gespräch zusagte. Und bis jetzt bin ich deswegen noch nicht gestorben. Vielleicht war es ja doch gar nicht so schlecht, wie ich dachte?
Erneut nahm ich die Feder in die Hand und tunkte sie in die blaue Tinte.
„Ja"

Severus Snape&Allison Malfoy- Die kalten HerzenWhere stories live. Discover now