eins

742 115 117
                                    

Es passierte viel zu schnell, als dass Remus wirklich realisierte, was geschah. Sie waren in der Mysteriumsabteilung und es war, wie es im Kampf immer war. Remus wünschte, er wüsste nicht ganz genau, wie sich das anfühlt. Er wünschte, er wäre nicht geübt, nicht routiniert

Er war nicht der einzige, das konnte er eindeutig erkennen. Viele der Ordensmitglieder rutschten in alte Trainingsmuster zurück. Es war, wie Geister zu sehen. Moody kämpfte immer noch wie früher, unerbittlich, ausschließlich mit ungesagten Zaubern und agiler als man es ihm zugetraut hätte. Kingsleys Zauberstab jagte schneller durch die Luft, als die der anderen. Er war immer schon der beste Duellant im Orden gewesen. Und Sirius. Sirius mit seiner unbändigen Wut und seinem Hass und seinem Gerechtigkeitswillen. Sirius mit dem Bedürfnis, sie alle zu schützen. 

Es war, als wäre die Zeit fünfzehn Jahre zurückgedreht und ja, im Nachhinein würde Remus auf diesen Gedanken zurückblicken und erkennen, wie ironisch er war. Es war, als wären sie wieder zwanzig und aus dem Augenwinkel meinte Remus immer wieder Lilys rote Haare fliegen zu sehen oder James rufen zu hören, der nie wirklich herausgefunden hatte, wie man ungesagte Zauber benutzte, oder es zumindest im Eifer des Gefechts immer wieder vergaß. Er meinte, Marlenes Gelächter zu hören, die immer viel zu viel Spaß beim Kämpfen hatte, und Dorcas' zielsicher geschossene Flüche durch die Luft zischen zu hören. 

Aber gleichzeitig war er sich fürchterlich bewusst, dass die meisten, die heute an seiner Seite kämpften, Kinder waren. Sicher, Moody und Kingsley wussten, was sie taten, und auch Tonks war eine ausgebildete Aurorin, auch wenn sie jünger war, als Remus lieb war. Aber Harry und seine Freunde, von denen Remus nicht einmal so genau wusste, wie viele es waren, waren fünfzehn oder sechzehn. Ginny Weasley, deren Locken ihn aus dem Augenwinkel ihn immer und immer wieder an ein anderes rothaariges Mädchen erinnerten, das genauso erbittert gekämpft hatte, war sogar noch jünger. 

Am meisten Angst jedoch hatte Remus um Sirius. Sirius, der ein Jahr lang in seinem eigenen Haus eingesperrt gewesen war und jetzt kämpfte, als wäre ihm seine eigene Sicherheit egal. Zugegeben, Risiken einzugehen, war schon immer Sirius' Stärke gewesen, aber Remus kannte ihn. Er war mit ihm verheiratet, verdammt noch mal und er machte sich Sorgen. Gerade hatte es vorsichtige Annäherungsversuche zwischen ihnen gegeben; Versuche, das Loch zu flicken, das zwölf Jahre Askaban in ihre Ehe gerissen hatte. Sie waren noch lange nicht bei einer stabilen Beziehung, aber es ging bergauf. Dennoch ging es Sirius nicht gut und obwohl Remus klug genug war, das nicht zu erwähnen, hielt er seinen Mann nicht für stabil genug, zu kämpfen, und dabei an seine eigene Sicherheit zu denken. 

Remus kämpfte selbst mit zwei Todessern gleichzeitig, es war also nicht so, als hätte er die Kapazitäten gehabt, auf Sirius aufzupassen, selbst wenn er gewollt hätte. Aber er versuchte, ihn dennoch nicht aus den Augen zu lassen, denn er wusste, wie schnell es im Kampf vorbei sein konnte. Er hatte mehr Freunde und Verbündete verloren als er zählen konnte - und die waren alle erwachsen und gesund gewesen. Remus hatte immer einen Knoten im Bauch gehabt, im Kampf, vor Angst, jemanden zu verlieren. Aber heute, mit Sirius und den Kindern, war er größer als er ihn je erlebt hatte. 

Sie waren jetzt in einem Raum mit einem merkwürdigen Schleier in der Mitte, bei dessen Anblick sich Remus' Nackenhaare aufstellten. Er hatte noch nie von ihm gehört, hatte nicht gewusst, das er existierte, wusste rein gar nichts über ihn - aber dennoch war ihm intuitiv bewusst, dass es kein Stück Stoff war, durch das man treten und ungehindert auf der anderen Seite wieder herauskommen konnte. Vielleicht hatte sich dieser Instinkt bei seinem Studium der dunklen Künste entwickelt, vielleicht auch durch den Krieg, aber er wusste auf jeden Fall, dass er sich und alle anderen um jeden Preis von diesem Schleier fernhalten musste. 

Er sprang einige Stufen des amphitheaterartig anmutenden Raumes herunter, wobei er immer noch in ein Duell mit einem Todesser verwickelt war. Dort unten, direkt in der Nähe des Steinportals kämpfte Sirius gegen Bellatrix Lestrange. Dahinter versuchten gerade Harry und Neville Longbottom, mit zappelnden Beinen, die ihn als Opfer eines Tarantellegra auswiesen, den Raum zu verlassen. Remus schoss zielsicher einen Finite in seine Richtung. 

Remus & Sirius: PuzzleteileWhere stories live. Discover now