Remus & Sirius: Puzzleteile

Treppe in den Himmel

Rock and Roll von Led Zeppelin spielt so laut, dass Sirius sich sicher ist, dass sich die Jungen aus der fünften und dritten Klasse, die die anliegenden Schlafsäle haben, sich sicherlich beschweren werden (mal wieder). Andererseits ist es mitten am Nachmittag, also versucht zumindest niemand, zu schlafen und das reicht, um sein Gewissen zu beruhigen. 

Er ist allein im Raum, es ist sein letzter Tag als Viertklässler, morgen geht es mit dem Zug zurück nach London. Alles in ihm zieht sich zusammen, wenn er daran denkt, dass er den Sommer wieder im Grimmauldplatz verbringen muss. Zumindest ist Narzissa inzwischen verheiratet, seine Mutter wird also nicht den ganzen Sommer damit verbringen, ihn (eigentlich sie beide) davon zu überzeugen, dass sie eine gute Partie füreinander sind. Sirius kann Narzissa nicht einmal besonders gut leiden. Insbesondere jetzt nicht, wo sie Lucius Malfoy geheiratet hat, das Ekel. 

Eigentlich sind unter den reinblütigen Familien gerade nicht wirklich viele Mädchen in seinem Alter, er hofft also, dass ihm irgendwelche Hochzeits-Diskussionen dieses Jahr erspart bleiben. Sowieso, er ist fünfzehn, wieso muss er überhaupt ans Heiraten denken? Überlass es seiner Mutter, dass sie vermutlich irgendein anderes Thema findet, um ihm diesen Sommer das Leben schwer zu machen. Ein Glück nur, dass er nur den Juli dort überstehen muss, den August verbringt er dann bei den Potters. Peter wird auch da sein, Ilia wollte ihre Eltern noch fragen, aber ihre Mutter ist zur Zeit krank, da ist alles etwas unvorhersehbar. 

Sirius hebt einen herumliegenden Umhang auf und schnüffelt daran. Er riecht eigentlich sauber. Aber auch nach James' Deo. Ist es seiner oder ist es Sirius' und er hat einfach zu lange zwischen James' Kram gelegen? Sirius flucht, warum hat er auch beschlossen, mit Packen anzufangen, während James und Peter beim Abschluss-Quidditchtraining zuschauen. James hat Hoffnungen, nächstes Jahr endlich, endlich als Jäger ins Team zu kommen, jetzt wo zwei der drei festen Jägerinnen der letzten drei Jahre ihren Abschluss haben. Peter hat ihn begleitet, weil er so ziemlich James' größter Fan ist und vermutlich auch, um sich vor dem Packen zu drücken. 

Sirius wirft einen Blick aufs Namensschild des Umhangs - sieh einer an, es ist tatsächlich seiner. Er schmeißt ihn lustlos in seinen offenen Koffer, hebt dann das nächste Kleidungsstück auf, das so aussieht wie seins. 

Rock and Roll klingt aus und The Battle of Evermore beginnt, zu spielen, was Sirius' Laune schlagartig bessert, denn er ist großer Fan des Songs. Ein paar lächerliche Tanz-Moves gestattet er sich, dann noch ein paar, schließlich ist er alleine und niemand kann ihn dafür auslachen, dass er keine Ahnung hat, was er tut. 

Einige Verse des Liedes hüpft er wild im Zimmer herum, in der einen Hand eine Krawatte und in der anderen ein Pullover, mit denen er im Takt wedelt. Er weiß, dass er lächerlich aussieht, aber für einen Moment ist es egal, weil er sich frei fühlt und das Gefühl der Freiheit kurz auskosten will, bis morgen in King's Cross die Enge in seiner Brust zurückkehrt. 

Das Klopfen an der Tür erschreckt ihn fast zu Tode und er stößt sogar einen kleinen Schrei aus. Die Tür öffnet sich einen Spaltbreit und er kann Ilias Lachen von draußen hören, bevor sie ihren Kopf ins Zimmer steckt. Sirius lässt die Sachen in seinen Händen fallen und versucht, nicht leicht außer Atem und vor Scham rot im Gesicht auszusehen, was ihm nicht gelingt, weil er...naja...leicht außer Atem und vor Scham rot im Gesicht ist. Ilias Grinsen verrät, dass sie ganz genau weiß, dass sie ihn in einem peinlichen Moment erwischt hat, aber weil sie ein kleineres Arschloch ist als James, sagt sie nichts, sondern wackelt nur mit den Augenbrauen. 

"Ich sehe, du packst schon", meint sie. Sirius zuckt mit den Schultern, hebt die Krawatte und den Pullover wieder auf und schmeißt sie beide in den Koffer. 

"Sagen wir mal, ich versuche mich an einer groben Schätzung, welcher Kram meiner sein könnte." Er zieht eine Grimasse und Ilia schmunzelt, bevor sie sich auf sein Bett fallen lässt und es sich bequem macht.