sechs

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Inhaltswarnung: Panikattacke (von außen)

Sie vollendeten ihr Werk und auf einmal war die dunkle Küche warm und einladend, wenn auch mit all den bunten Farben durcheinander ziemlich wild. Ohne die seltsamen Gerätschaften an der Wand, mit von Tonks zu hellem Holz verzauberten Möbeln und einigen ebenfalls von ihr mitgebrachten Pflanzen auf der Fensterbank wirkte sie nicht mehr düster und bedrohlich, sondern heimelig, auch ohne das laute Geschnatter zahlreicher Ordensmitglieder.

Die ließen sich hier gar nicht blicken. Remus hatte keine Ahnung, woran das lag, aber es war absolut nichts los. Normalerweise hätte er gesagt, vielleicht war es Rücksicht auf Sirius, um ihn nicht mit zu vielen Menschen zu überfordern, aber er kannte Dumbledore und Moody gut genug. Sie waren viel zu weit drin im Krieg, als dass einer der beiden noch Rücksicht auf irgendwen genommen hätte.

Remus vermutete viel eher, dass Dumbledore Angst hatte, wie viele der Schutzzauber noch da waren. Als er hergekommen war, waren alle, die er überwinden musste, um es zu betreten, noch aktiv und auch Tonks hatte das bestätigt. Aber er wusste, dass ihm vermutlich gerade mal ein Bruchteil der Schilde bekannt waren. Tonks war ihnen nicht zur Unterhaltung zur Verfügung gestellt worden, so unterhaltend sie auch war, sondern als Aurorin zum Schutz.

Remus war nicht dumm. Er vertraute seiner Intuition. Der Schleier war kein einfacher Schleier gewesen. Vielleicht würde Sirius irgendwann eine Erinnerung zurückbekommen daran, was dort drin passiert war. Vielleicht auch nicht. Dumbledore schien vom schlimmsten auszugehen: das Sirius darin gestorben und wiederbelebt worden war und damit alle auf ihn geprägten Schutzzauber gefallen waren, vielleicht sogar, dass die Malfoys als nächste Familienmitglieder wieder Zutritt hatten (auch wenn das Unsinn war, schließlich war Dumbledore der Geheimniswahrer).

Was auch immer der Grund war, der Grimmauldplatz Nummer 12 hatte als Hauptquartier des Phönixordens anscheinend ausgedient g̶e̶n̶a̶u̶ ̶w̶i̶e̶ ̶R̶e̶m̶u̶s̶ ̶u̶n̶d̶ ̶S̶i̶r̶i̶u̶s̶ ̶a̶l̶s̶ ̶M̶i̶t̶g̶l̶i̶e̶d̶e̶r̶,̶ ̶w̶i̶e̶ ̶e̶s̶ ̶a̶u̶s̶s̶a̶h̶.

.:.

Es war weit nach Mitternacht, als Remus erwachte, weil jemand die Treppe zur Küche herunterschlich. Schlich war natürlich relativ. Remus konnte hören, dass derjenige sich Mühe gab, leise zu sein, aber für ihn war es nicht leise genug. Er spitzte die Ohren noch ein wenig mehr, um herauszufinden, wer es war. Als er nichts mehr hörte, schloss er die Augen wieder, drehte sich um und versuchte, wieder einzuschlafen.

Vergeblich, natürlich. Remus hatte viele Talente, aber wieder einzuschlafen, wenn er einmal wach war, gehörte nicht dazu. Also beschloss er, aufzustehen und sich einen Tee zu machen.

Ein Vorteil am Werwolfdasein war die Tatsache, dass er wesentlich weniger als acht Stunden Schlaf brauchte w̶a̶s̶ ̶j̶a̶ ̶n̶i̶c̶h̶t̶ ̶h̶i̶e̶ß̶,̶ ̶d̶a̶s̶s̶ ̶e̶r̶ ̶s̶i̶e̶ ̶n̶i̶c̶h̶t̶ ̶t̶r̶o̶t̶z̶d̶e̶m̶ ̶g̶e̶r̶n̶ ̶b̶e̶k̶a̶m̶. Er stand auf und schlich (ebenfalls unerfolgreich) dem anderen Schlaflosen hinterher.

Es war Sirius. Er saß in der Küche, nippte an einer Tasse fragwürdigen Inhalts und starrte die (hübsche, quietschbunte) Wand an. Remus setzte sich ihm gegenüber.

"Na, was treibt dich um diese Zeit in die Küche?", fragte er leise. Sirius zögerte kurz, dann vergrub er das Gesicht in den Händen.

"Erinnerungen", gab er die erwartete Antwort. "Nachts kommen die meisten. Sie sind nicht schlimm, sie sind nur...laut und...ich kann nicht wirklich schlafen. Und es ist frustrierend, dass sie keinen Sinn ergeben."

Remus nickte.

"Wenn du willst, kannst du mir davon erzählen und wir versuchen gemeinsam, sie zusammen zu basteln", bot er an. Sirius schüttelte den Kopf.

Remus & Sirius: PuzzleteileWhere stories live. Discover now