neunzehn

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George ließ die Maske schneller fallen als eine heiße Kartoffel. 

Sirius' Gesicht war weiß wie Schnee und sein Mund öffnete sich zu einem ungläubigen O. Tränen standen in seinen Augen und eine löste sich und rollte seine Wange herunter. Remus sah zu Fred und George, die beide alarmiert aussahen. 

"Keine Panik", sagte er leise, "es ist eine Erinnerung, eine große." 

Er trat nahe an Sirius heran. Inzwischen wusste er besser, was er tun konnte, als noch am Anfang. Er griff nach Sirius' Schultern, fest, aber nicht gewaltsam. Stabil, um ihn in die Gegenwart zurück zu holen. 

Sirius schnappte nach Luft. 

"Remus!", machte er und seine Stimme klang überwältigt, aber beinahe...glücklich? Remus runzelte irritiert die Stirn, als Sirius blinzelte, Tränen strömten immer noch aus seinen Augen und ein riesiges Lächeln teilte sein Gesicht. Er hob seine Hände an, starrte darauf, als würde er etwas darin halten. "Remus, er war so klein, so klein und so, so...lebendig. Und ich hätte alles dafür gegeben, um ihn in Sicherheit zu wissen."

In diesem Moment wurde Remus klar, dass die Erinnerung, die Sirius' gerade hatte, nicht die vom 31. Oktober 1981 war. Sondern die vom 31. Juli ein Jahr zuvor. Dass der Schrei der Maske ihn nicht an den Schrei von Lily erinnert hatte, von dem Remus nur wusste, dass er existierte, weil Harry es ihm einmal erzählt hatte und der ihn seitdem in seinen Träumen verfolgte. Sondern an den Schrei eines Kindes. 

Sirius hatte gerade nicht die schlimmste Erinnerung seines Lebens gehabt. Sondern vielleicht die beste. Die Erinnerung an den Moment, in dem er sein Patenkind zum ersten Mal im Arm gehalten hatte. 

.:.

In den nächsten Tagen redete Sirius von nichts anderem als Harry. Remus musste ihn mit beiden Händen davon abhalten, auf der Stelle, sobald er sich an den Jungen erinnerte, nach Hogwarts zu flohen und ihn zu finden. 

Stattdessen einigten sie sich darauf, Harry für das darauffolgende Wochenende zu sich einzuladen. Familienbesuche waren schließlich nicht verboten und Dumbledore konnte wohl kaum Einwände haben, dass Harry zwei Tage hier im Hauptquartier, dem sichersten Ort in der magischen Welt nach Hogwarts, verbringen durfte. 

Die Erlaubnis kam, Harry wurde von Sirius in einem begeisterten Flohpulveranruf, bei dem er sich als Remus ausgab (der Vielsafttrank war seine Idee gewesen und Remus hatte beschlossen, dass er ihn sowieso nicht davon abhalten konnte, mit Harry bei der erstbesten Gelegenheit zu reden, also konnte er es ihm zumindest so sicher wie möglich machen). 

Und schließlich saß Harry in der Küche von Grimmauldplatz und - wie sollte es auch anders sein - lästerte mit Sirius gemeinsam über Snape. 

"Er ist einfach der Schlimmste", brummte er gerade, als Remus drei Tassen heiße Schokolade zum Tisch schweben ließ. "Als er Zaubertränke unterrichtet hat, konnte man ihm zumindest noch zugute halten, dass er Ahnung davon hatte, auch wenn er es nicht unterrichten konnte. Aber jetzt - das was er da veranstaltet ist allenfalls Dunkle Künste, aber ganz sicher nicht Verteidigung dagegen!"

"Er ist eine Pflaume", fasste Sirius das ganze zusammen. "Wer auch immer dachte, dass es eine gute Idee ist, Schniefelus unterrichten zu lassen, gehört eingesperrt." 

"Ich glaube, das war Dumbledore", erinnerte Remus ihn und schob ihm eine Tasse zu. Sirius griff danach und nahm einen Schluck, bevor er die Augen verdrehte. 

"Ich hab gesagt, was ich gesagt habe." Er schlürfte noch ein bisschen Kakao. "Aber ich erinnere mich an nichts aus Verteidigung aus der sechsten Klasse. Wen hatten wir da?"

Remus überlegte. 

"Professor Whitby", erinnerte er sich dann. "Die war Anfang zwanzig und hatte deutlich mehr Angst vor uns als wir vor ihr." 

Remus & Sirius: PuzzleteileOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz