Strömender Regen

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Es ist...ein Tag. Remus weiß nicht, welcher. Irgendein Tag. Es könnte ein Donnerstag sein. Vielleicht ist es was ganz anderes. Irgendein Novembertag. Der so-und-so-vielte November. Der so-und-so-vielte Tag nach. Nach. Einfach nur nach. 

Remus fühlt nichts. Oder vielleicht fühlt er alles. Alles auf einmal, alles gleichzeitig. Seine Gedanken sind blank, bis auf Namen, die darin herumschweben, klar, scharfkantig wie Glasscherben. Remus hat eine vage Erinnerung, gestern mit der Faust in eine Glasscheibe geschlagen zu haben. Er schaut hinunter auf seine Hand. Ja, das könnte hinkommen. Es würde erklären, wo die Schnitte herkommen. 

Sie tun nicht weh. Oder vielleicht tun sie doch weh, aber er spürt es nicht, weil er nichts spürt. Oder vielleicht spürt er alles. 

Was er ganz sicher spürt, ist strömender Regen, der auf ihn hinunterprasselt. Aber er kann sich nicht dazu bringen, dass ihm das etwas ausmacht. Jeder Tropfen, der kalt und nass auf seinem Gesicht einschlägt, wie ein kleiner Meteor, der eine Welt zerstört (und noch eine und noch eine) hat einen Namen. 

Lily. James. Peter. Sirius. Sirius, der V- nein. Nein. Es muss eine Erklärung geben. 

Aber wie Remus es dreht und wendet, es gibt keine. 

Er hebt den Blick, bis er an dem Holzkreuz hängen bleibt, vor denen er steht. 

Der letzte Feind, der besiegt werden wird, ist der Tod, steht darauf. Darunter ihre Namen und Daten, die viel näher aneinander sind, als sie es je sein sollten. Irgendwann kommt hier ein Stein hin, ein großes Monument. Wenn sich die Gräber gesetzt haben

Remus ist sich nicht sicher, ob es das erste Mal ist, dass er sich erlaubt, das Wort Grab zu denken. Aber das ist es wohl, was ihm von Lily und James noch bleibt. Ein Grab. Ein zerstörtes Haus. Ein Kind, das bei Verwandten groß wird, weil niemand Remus zutraut, für es zu sorgen. 

Vielleicht ist es besser, denkt Remus insgeheim, weil er sich selbst gerade nicht über den Weg traut. Er traut sich nicht zu, richtige Entscheidungen zu treffen. Nicht, wenn er heute bei der Beerdigung zweier seiner Freunde war. Übermorgen kommt die nächste. Peters Mutter hat sich entschieden, den einen Finger, der von ihm übrig ist, einzuäschern. Die anderen Stücke sind pulverisiert irgendwo in dieser Gasse, in die Remus niemals einen Fuß setzen wird, weil er immer daran denken müssen wird, dass das der Ort ist, in dem deutlich wurde, wen er vorschnell geheiratet hat. 

Sirius, den Verr- NEIN. 

Er erlaubt sich nicht, es zu denken. Er will es nicht glauben. Will nicht so falsch gelegen haben. Will nicht, dass es das ist, was aus dem fröhlichen Jungen geworden ist, den er mal seinen besten Freund genannt hat, dann seinen Partner, schließlich seinen Mann. Kann man sich in einer Person so täuschen? 

Und doch, die Zeichen waren da. Das wachsende Misstrauen kam nicht ohne Grund. Sirius hatte Geheimnisse vor ihm und Remus, der naive Remus, dachte, dass es Geheimnisse des Ordens waren. Dass Sirius einfach mehr weiß, in mehr eingeweiht ist, weil Remus oft Wochen am Stück unterwegs ist - auch für den Orden. 

Er würde lügen, wenn er sagen würde, dass er nie darüber nachgedacht hatte, dass es Sirius sein könnte. Die Person, von der sie alle wussten, dass sie existiert. 

Aber jetzt war es unbestreitbar. So unbestreitbar, wie es nur drei Grabmahle, ein verwaistes Kind und ein neuer Insasse in Askaban sein können. 

Remus hat sich getäuscht. Remus wurde getäuscht. Und er hat es nie gesehen. Wollte es nicht sehen. 

Wollte nicht sehen, dass es Sirius war. 

Sirius, der Verräter. 


Entschuldigt die Verspätung, ich hatte komplett vergessen, dass heute Donnerstag ist. Danke an mond48 für die Erinnerung!

Remus & Sirius: PuzzleteileUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum